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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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rückte näher. »Das ist nicht komisch, Sie Dreckskerl. Ich mag es nicht, wenn Sie mich so anschauen.«
    Er starrte sie an.
    »Wie schaue ich Sie denn an?«, fragte er.
    »Das wissen Sie ganz genau.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, keineswegs«, sagte er.
    »Als ob Sie etwas von mir wollten«, sagte sie. »Sie sind widerlich, ist Ihnen das klar?«
    Er nahm ihren verächtlichen Tonfall wahr und musterte ihre dünnen Haare, die gerunzelte Stirn, die schiefen Zähne, ihren knochigen Körper in der geradezu lachhaft billigen Büroangestelltenuniform.
    »Sie glauben also, ich will Sie anmachen?«
    »Stimmt das vielleicht nicht? Möchten Sie das etwa nicht?«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Nein, jedenfalls nicht, solange noch Hunde auf der Straße unterwegs sind.«
     
    Geschlagene zwanzig Minuten schwiegen sie einander an, während die Luft vor Feindseligkeit förmlich knisterte. Dann kehrte der rotblonde Typ mit dem Schnurrbart zurück und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Die Tür auf der Fahrerseite ging auf, und ein zweiter Mann stieg ein. Er hatte die Autoschlüssel in der Hand, warf einen Blick in den
Spiegel, bis die Frau nickte, ließ dann den Motor an, rangierte an Reachers geparktem Jeep vorbei und fuhr hinunter zur Straße.
    »Darf ich einen Anruf machen?«, fragte Reacher. »Oder hält man beim FBI nichts von solchem Kleinkram.«
    Der Rotblonde starrte nach vorn, auf die Windschutzscheibe.
    »Irgendwann innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden«, sagte er. »Wir sorgen schon dafür, dass man Ihnen die in der Verfassung verbürgten Rechte nicht verwehrt.«
    Die Frau hatte die Mündung der SIG-Sauer während der ganzen flotten Fahrt nach Manhattan unverwandt auf Reachers Kopf gerichtet, volle achtundfünfzig Meilen durch Nacht und Nebel.

3
    Sie hielten in einer unterirdischen Parketage irgendwo südlich von Midtown und drängten ihn aus dem Wagen in den weiß getünchten, hell erleuchteten Raum, der voller dunkler Limousinen stand. Die Schritte der Frau scharrten in der Stille auf dem Betonboden, als sie einmal die Runde machte und sämtliche Abstellplätze überprüfte. Eine Vorsichtsmaßnahme. Dann deutete sie auf eine dunkle Fahrstuhltür in der hinteren Ecke. Zwei weitere Typen erwarteten sie dort. Dunkle Anzüge, weiße Hemden, dezente Krawatten. Sie wandten den Blick nicht von der Frau und dem rotblonden Typ, als die schräg auf sie zugingen. Ihren Mienen nach zu schließen, hatten sie Respekt vor ihnen. Sie waren Untergebene, wirkten jedoch ein bisschen stolz. Als wären sie irgendwie die Gastgeber. Reacher wurde mit einem Mal klar, dass die Frau und der Rotblonde keine New Yorker Agenten waren. Sie kamen von irgendwo anders her, befanden
sich in einem fremden Revier. Die Frau hatte die Parketage nicht aus Vorsicht überprüft, sondern weil sie nicht wusste, wo sich der Fahrstuhl befand.
    Sie drängten Reacher in die Fahrstuhlkabine und bauten sich rund um ihn auf. Die Frau, der Rotblonde, der Fahrer und die zwei hiesigen Jungs. Fünf Menschen, fünf Waffen. Dann ging jeder der vier Männer in einer Ecke in Stellung, während die Frau in der Mitte stehen blieb, unmittelbar neben Reacher, so als wollte sie ihn für sich in Beschlag nehmen. Einer der einheimischen Jungs drückte auf einen Knopf, worauf die Tür zuglitt und der Aufzug sich in Bewegung setzte.
    Er fuhr eine ganze Weile nach oben und hielt dann jäh an, als auf der Stockwerksanzeige die 21 auftauchte. Rumpelnd öffnete sich die Tür, und die einheimischen Jungs übernahmen die Führung und geleiteten sie durch einen leeren Korridor. Er war grau. Dünner grauer Teppichboden, graue Wände, graues Licht. Rundum herrschte Stille, als wären bis auf die dienstbeflissenen Streber alle schon vor Stunden nach Hause gegangen. Geschlossene Türen säumten die Korridorwände. Der Typ, der die Limousine von Garrison bis hierher gefahren hatte, blieb vor der dritten stehen und machte sie auf. Reacher sah einen kahlen Raum vor sich, etwa sechzehn Quadratmeter groß, Betonboden, Bimssteinwände, alles mit dicker grauer Farbe gestrichen, wie die Bordwände und die Aufbauten eines Kriegsschiffs. Die Decke war noch nicht verputzt, so dass man die Versorgungsleitungen sehen konnte – viereckige Röhren aus dünnem, angelaufenem Metall. An Ketten aufgehängte Leuchtstoffröhren warfen ein mattes Licht in das graue Gelass. In der einen Ecke stand ein Gartenstuhl aus Plastik. Es war das einzige Möbelstück.
    »Setzen Sie sich«, forderte die

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