Zeit der Rache - Zeit der Liebe
Saskia würde lediglich seine Hand halten müssen, wenn sie an seiner Seite das Gebäude durchquerte. Allerdings war die Vorstellung, ihn zu berühren, schlimm genug für sie.
Saskia warf Alex, der neben ihr saß, einen verstohlenen Blick zu. Selbst wenn die Limousine nicht weiter aufgefallen wäre, ein Mann wie er war einfach nicht zu übersehen. Er trug ein dunkelgraues Designerjackett, einen dünnen Wollpullover und eine schwarze Hose und war von einer Aura umgeben, die ihn überall von der Masse abhob.
Alex stieg zuerst aus und drehte sich anschließend zu ihr um, um ihr zu helfen. Nun trug er eine Sonnenbrille. „Bist du so weit?“
Saskia zögerte und hielt den Atem an, als sie sich ins Gedächtnis rief, warum sie sich auf das Ganze eingelassen hatte.
Es ist alles nur Show, sagte sie sich. Ich tue es für meine Beförderung, und dann verschwinde ich.
Sie streckte ihm die Hand entgegen und ignorierte das heiße Prickeln, das sie überlief, als er diese umschloss und ihr aus dem Wagen half. Eine leichte Spätsommerbrise spielte mit ihren Locken und ihrem Chiffonkleid. Obwohl der Geruch von Kerosin in der Luft lag, nahm Saskia vor allem Alex’ männlichen Duft wahr. Seine unmittelbare Gegenwart ließ ihren Herzschlag schneller und schneller werden.
Nervös blickte sie sich um, während der Chauffeur ihre Koffer auf einen Gepäckwagen stellte. Es schien unendlich lange zu dauern. Aber auch das diente offenbar dem Zweck, die Aufmerksamkeit der anwesenden Reporter zu erregen. Schon jetzt sahen einige Leute in ihre Richtung. Sie blickte zu den anderen eintreffenden Wagen. Etwas weiter hinten saß Marla, getarnt mit einer dunkelbraunen Perücke und einem dunkelroten Freizeitanzug. Sonst silberblond und ziemlich aufreizend gekleidet, war sie nicht zu erkennen. Jake saß neben ihr, und beide warteten darauf, dass Alex und sie, Saskia, die Reporter von ihnen ablenken würden, damit Marla ungesehen einchecken konnte.
„Weißt du, wie schön du heute bist?“
Abrupt wandte Saskia sich zu Alex um, doch der harte Zug um seine Lippen stand in krassem Widerspruch zu seinen Worten. Das ist alles nur Schau, ermahnte sie sich und bemühte sich, ruhiger zu atmen. Außerdem war ihr völlig egal, was er über sie dachte. Dann strich er ihr jedoch mit der freien Hand das Haar hinters Ohr und ließ diese dort ruhen, sodass ihr Herz förmlich zu rasen begann.
Sie durfte nicht zulassen, dass er so eine Wirkung auf sie ausübte! Den Fehler würde sie nicht noch einmal begehen. Aber wider besseres Wissen konnte sie sich seiner Ausstrahlung nicht entziehen.
An diesem Morgen hätte Alex sie beinah in den Wahnsinn getrieben. Sie musste sich zweimal umziehen, bevor er schließlich ihre Kostüme und Blusen als ungeeignet verwarf und zahlreiche Outfits und Schuhe ins Haus kommen ließ, aus denen sie sich etwas aussuchen sollte. Doch selbst dann entschied er sich über ihren Kopf hinweg für das fließende Kleid. Er bestellte einen Stylisten, der ihre widerspenstigen Locken glättete, damit er mit ihr repräsentieren konnte. Und sie musste zugeben, dass sie sich so gefiel, ja sogar schön fand. Dass seine Worte ihre Gedanken wiedergaben, war nicht gerade hilfreich, genauso wenig wie das Prickeln, das sie verspürte.
Saskia wollte sich von ihm lösen, aber Alex legte ihr die Hand auf die Schulter. „Bleib locker“, sagte er leise, wobei sein Atem ihre Wange fächelte. „Wir müssen überzeugend wirken.“ Dann nahm er die Sonnenbrille ab und betrachtete Saskia, als wäre sie für ihn das Wichtigste auf der Welt. Es war wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Sofort stieg Panik in ihr auf.
Sie wusste, was für eine verheerende Wirkung diese Augen auf sie ausüben konnte. Welches Verlangen sie in ihr zu wecken vermochten, aber auch, wie schnell der Ausdruck darin von einer Sekunde auf die andere kalter Wut weichen konnte.
Ich kann das nicht.
Wie aufs Stichwort veränderte sich sein Blick, und ihr wurde klar, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte. „Du musst aber“, wies Alex sie an, bevor er sie zur Tür schob, in der der Chauffeur gerade mit ihrem Gepäck verschwand. „Wir haben eine Abmachung.“
Saskia blinzelte. Er hatte recht. Sie konnte es. Sie musste es tun, weil sie keine andere Wahl hatte. Diesmal würde sie allerdings dafür sorgen, dass sie nichts zu befürchten hatte.
Diesmal würde es anders sein, weil sie genau wusste, was für ein Mensch Alexander Koutoufides war.
Kaum hatten sie den Terminal betreten, als sich
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