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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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selbst der Bischof keinen roten Heller mehr hat, weil die Reformierten um die Patrizierfamilien der Blarer und der Zwick jetzt den Schlüssel zum Münsterschatz und das Sagen in Konstanz haben. Wie ich höre, führen sie dort ein gar sittenstrenges Regiment. Sogar das Tanzen sollen sie verboten haben. Nun, wie auch immer. In Zeiten, in denen die Nonnen und Mönche die Klöster verlassen oder sich zu weltlichen Lebensgemeinschaften zusammenfinden, ist Ordnung eine der letzten Säulen des wahren Glaubens, das ist mir sehr wohl bewusst.« Die Blicke des Mannes und der Frau maßen sich miteinander.
    »Und in solch schweren Zeiten braucht Ihr sicherlich die Unterstützung eines redlichen Mannes der Kirche.« Murgels Stimme war wieder samtweich.
    »Ich weiß Euer Angebot sehr wohl zu schätzen. Und sicher werde ich den Bischof um Rat fragen. Ich weiß, eine schwache Frau wie ich bedarf der Hilfe eines starken Geistes.«
    Murgel nickte anerkennend. Na, also. Nun schien sie doch Vernunft anzunehmen. Das Stift war zu reich und zu mächtig. Deshalb war es besonders wichtig, diese Äbtissin im Griff zu behalten.
    Ein kleines Lächeln erschien auf dem Gesicht von Magdalena von Hausen. »Doch es gibt auch hier viele fähige Männer. Denkt an den Großmeier des Stiftes, Hans Jakob von Schönau. Er ist ein strenger Mann und ein gerechter Verwalter für die weltlichen Dinge. Ich bin sicher, er wird mir redlich zur Seite stehen. Auch Bürgermeister Marx Bürgin ist ein Mann, dessen Rat man wohl trauen kann.« Vor ihrem inneren Auge erschien das Gesicht des Speicherverwalters Hans Köhler. Sie hatte das Gefühl, sie würde die Hilfe des Schönauers bald brauchen, um dem Spichwärter auf die Finger zu klopfen. Schon lange gab es Hinweise, dass dieser Mann nicht nur die Bauern betrog, sondern auch das Stift.
    Murgel nickte bedächtig. »Redliche Männer, gewiss.« Er zögerte. »Aber Männer, die doch mehr den Werten der Welt verhaftet sind als jenen der Kirche. Gerade in diesen Tagen, in denen der Irrglauben der Ketzerei immer mehr um sich greift, solltet Ihr Euch an bewährte Männer des Glaubens halten. An Eurer Seite stehen ja auch noch die Mitglieder des Segginger Kapitels, die drei Chorherren. Konrad Besserer scheint mir der Erfahrenste von ihnen zu sein. 20 Jahre ist er nun schon Chorherr im Stift. Ich denke, Ihr solltet auf seinen Rat hören.« Mur-gel musterte Magdalena von Hausen scharf. Eine leichte Röte war ihr in die Wangen gestiegen. Doch sie machte keinerlei Anstalten zu widersprechen.
    »Ihr wisst, dass er sehr oft in Angelegenheiten des Stiftes unterwegs war und wie oft er auch schwierige Probleme mit unserem Bischof und mir gut verhandelt hat. Er besitzt die Weisheit der Erfahrung, die Euch noch fehlt im Gespräch mit den Mächtigen. Bedenkt, er hat viele der Großen seiner Zeit getroffen, bereits mit Ferdinand von Habsburg verhandelt. Vertraut ihm, Tochter. Sein Rat ist so gut wie meiner.«
    »Da habt Ihr mit Sicherheit Recht«, antwortete Magdalena zweideutig. Nun, sie würde diesen Besserer wohl im Auge behalten müssen. Wie es schien, trieb ihn doch mehr nach Meersburg zu Bischof und Domherr als die Geliebte, die er dort aushielt. Außerdem kümmerte er sich so gut wie überhaupt nicht um seine Murger Pfarrpfründe. Ihn interessierten die Einnahmen aus diesem Amt offenbar mehr als die Schäflein, für deren Seelenheil er verantwortlich war. Es hatte schon so einige Klagen gegeben. Vielleicht tat sie gut daran, seine Pfründe dem jungen Chorherrn Fridolin Imhof zu geben. Er nahm den Dienst an Gott noch ernst.
    Murgel nickte hoheitsvoll lächelnd. »Ich sehe, meine Tochter, Ihr habt an Klugheit sehr gewonnen. Kann ich unserem Bischof noch eine Nachricht von Euch überbringen?«
    Wieder blickten Magdalenas Augen fest in jene des Domherrn. »Sagt ihm, ich bin seine demütige Tochter, getreu den Worten der Bibel und eine Dienerin der Gerechtigkeit des Herrn. Einen Wunsch, nein, eine Bitte hätte ich noch vorzubringen. Wie Ihr wisst, ist das Kapitel derzeit zu klein, um all die Ämter zu versehen, die die kirchlichen und weltlichen Angelegenheiten erfordern. Selbst einige Kaplaneien sind ohne Aufsicht. Auch das Bauamt ist verwaist. Dabei gäbe es am Münster unseres heiligen Fridolin so viel zu tun. Wenn Ihr einen guten Baumeister wüsstet?«
    Murgel lächelte. »Es tut meinem Herzen wohl, Euch so sicher im Glauben gegründet zu sehen und so offen für den guten Rat der Erfahrenen. Ich werde sehen, was ich für Euch tun

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