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Zeit des Lavendels (German Edition)

Zeit des Lavendels (German Edition)

Titel: Zeit des Lavendels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Chorherren, vom Bürgermeister bis zum Schönauer, dem Großmeier von Seggingen, alle schwärmten von ihr. Von ihrer Herzensgüte, ihrem Bemühen, allen zu helfen, die in Not geraten waren. Von ihrer bescheidenen Art, ihrem vorbildlichen christlichen Lebenswandel, der tiefen Gläubigkeit, die sie beseelte. Ja, alle schwärmten von ihr. Selbst die Ärmsten, selbst die Unzufriedenen. Selbst Konz Jehle, der Sohn des Mannes, der gehenkt worden war, als er gegen Kirche und Adel rebelliert hatte. Er schien sie förmlich anzubeten.
    Die Nachricht, die Magdalena von Hausen für sie hatte, traf Katharina wie ein Schlag in die Magengrube. Mit geweiteten Augen starrte sie die lächelnde Reichsfürstin an, die voller Freude auf das Mädchen blickte. Sie war glücklich über die gute Nachricht, die sie zu überbringen hatte.
    »Stell dir vor, Katharina, Domherr Jakob Murgel hat nach dir geschickt. Seine Haushälterin werde langsam alt, schreibt er. Deshalb brauche sie junge Hände, die ihr helfen. Ein intelligentes junges Mädchen, das sie in den nächsten Jahren langsam einarbeiten kann. Er glaubt, dass sich die Regentschaft der Protestanten in Konstanz nicht mehr lange halten kann, und denkt, das Domkapitel, der Bischof und alle anderen Kleriker können bald wieder von Meersburg nach Konstanz zurückkehren. Da brauche er für seinen Haushalt eine fleißige, geschickte und unermüdliche Helferin, schreibt er.«
    Magdalena hielt das Pergament mit den steilen, energischen Schriftzügen Murgels hoch. »Katharina, das ist die Gelegenheit für dich, es zu bescheidenem Wohlstand und zu Ansehen zu bringen. Etwas, das ich für dich kaum zu hoffen gewagt hätte. Wenn du gut arbeitest, wirst du vielleicht später einmal die Haushälterin Murgels und damit eine geachtete Frau sein, auf deren Stimme man hört. Und bedenke doch, wie viel Gutes du dann jenen tun könntest, die, wie du einst, im Schatten leben müssen.« Magdalena von Hausen klatschte vergnügt in die Hände. »Ach, Katharina, ich freue mich ja so für dich.«
    Katharina stand völlig reglos da. Nur langsam drangen die Worte in ihren Verstand vor. Ihr Magen krampfte sich voller Ekel zusammen bei dem Gedanken, diesem Mann ausgeliefert zu sein. Fassungslos blickte sie zu Magdalena von Hausen. War diese Frau denn wirklich so naiv?
    »Katharina, nun sag doch was. Mädchen, du bist ja kreidebleich. Was ist? Ist die Freude zu viel für dich?«
    »Nein, Herrin, bitte. Bitte schickt mich nicht zu diesem Mann.« Das blanke Entsetzen stand in Katharinas Augen. Sie begriff, dass die um so vieles ältere Frau wirklich nicht wusste, was Murgel eigentlich wollte. Sie hatte ihren eigenen Körper schon längst vergessen im Kampf um die Rettung ihrer Seele. Sie war einfach unfähig, die Gelüste und die Gier eines Mannes nach Weiberfleisch zu erkennen, weil sie sie nie erlebt hatte. Sie kannte nur ehrbare Absichten, die hochwohlgeborene Dame. Absichten, die für Dienstmägde allerdings nicht galten.
    Magdalena von Hausen gab nicht auf. »Aber Katharina, verstehst du denn nicht? Eine solche Möglichkeit bekommst du nie wieder. Was bliebe dir denn sonst? Niemand weiß, woher du stammst, wer deine Eltern sind. Kein ehrbarer freier Mann aus dieser Gegend würde dich zur Frau nehmen wollen. Dabei hast du so viele Gaben. Du bist intelligent, du kannst lesen, du bist in vielem sehr geschickt. Wenn du lernst, deine Ungeduld und dein Ungestüm zu zügeln, wirst du einmal eine gute Haushälterin werden. Und du hättest noch Zeit, besser lesen und schreiben zu lernen. Ohne einen Herrn, der dich beschützt, bist du noch weniger als nichts. Vielleicht kann der Domherr später etwas Gutes tun und dir einen anständigen Mann unter seinen Dienern aussuchen, wenn du dich gut mit ihm stellst. Oder willst du für immer hier im Stift leben? Das Einzige,was dir sonst noch bliebe, wäre der Weg ins Kloster. Aber ich glaube nicht, dass Gott der Herr dich als seine Dienerin gerufen hat. Du bist keine Braut Christi, dazu ist dein Glaube nicht tief und nicht unbedingt genug. Denk nicht, dass ich das nicht weiß. Etwas Besseres als das Angebot von Jakob Murgel wirst du in deinem Leben nie wieder bekommen.«
    »Nein!« Katharina schrie fast. »Nein, gnädigste Herrin.
    Bitte, bitte schickt mich nicht zu diesem Mann. Macht mit mir, was Ihr wollt. Aber bitte, bitte schickt mich nicht zu diesem Mann. Lasst mich bei Euch bleiben.«
    Verblüfft betrachtete Magdalena das zitternde, fast schluchzende Mädchen vor sich. Sollte

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