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Zeiteise in Technicolor

Zeiteise in Technicolor

Titel: Zeiteise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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was sie geleistet haben. Mal sehen, ob er schauspielerisch an Ruf Hawk herankommt.«
    »Fünf Dollar, daß er besser ist«, rief jemand.
    »Keine Gegenstimme«, erwiderte ein anderer, und alles lachte.
    Barney spürte, daß sie auf seiner Seite standen. Vielleicht waren sie alle von der Verrücktheit der Wikinger angesteckt.
    Barney ließ sich in den Stuhl fallen, gab ein paar Anweisungen und nippte an dem Jack Daniels, als die Scheinwerfer und die Kamera aufgestellt wurden. Erst als alles fertig war, stand er auf und nahm dem vor sich hinnickenden Ottar die Flasche weg.
    »Gib her«, knurrte Ottar.
    »Gleich. Aber ich möchte zuerst, daß du mir die Saga von Ragnar nochmals vorsingst.«
    »Will nicht singen.«
    »Natürlich willst du, Ottar. Ich habe allen erzählt, wie großartig der Gesang war, und nun wollen sie es auch hören. Nicht war, Leute?«
    Es erhob sich ein Sturm der Zustimmung. Slithey schwebte aus dem Dunkel und nahm Ottar an der Hand. »Du spielst für mich, Liebling, es wird mein Lied sein.« Sie zitierte einen Satz aus ihrem letzten Film, in dem der Held ein mittelschlechter Komponist gewesen war.
    Ottar konnte der persönlichen Aufforderung nicht widerstehen. Immer noch brummend, aber doch bereitwillig, stellte sich Ottar an die Stelle, die Barney ihm zuwies, und nahm die Pappaxt.
    »Zu leicht«, sagte er. »Gar nicht gut.«
    Er sang, anfangs monoton, dann lauter und mit stärkerer Begeisterung. Das Lied riß die Zuhörer mit. Mit einem wilden Schrei beendete er die letzte Zeile und schwang die Axt so heftig, daß er beinahe einen der Scheinwerfer umgerissen hätte. Die Zuschauer klatschten wie rasend, und er stolzierte vor ihnen auf und ab und ließ die Würdigung über sich ergehen.
    »Das war einmalig«, sagte Barney. »Jetzt versuchen wir noch etwas anderes. Siehst du den Lampenständer da drüben? Ja, den mit dem Helm und der Jacke. Also das ist ein feindlicher Wächter. Du wirst dich jetzt anschleichen und ihn töten, so wie du es in Wirklichkeit machen würdest.«
    »Weshalb?«
    »Weshalb? Ottar, was soll denn diese Frage …?« Barney wußte genau, was sie sollte – aber sie war so schwer zu beantworten. Das Weshalb für einen Schauspieler war klar – er arbeitete für die Gage. Aber weshalb sollte Ottar es tun?
    »Vergessen wir es einen Moment«, sagte Barney. »Komm hierher, trinke etwas und setz dich hin. Ich werde dir auch eine Saga erzählen.«
    »Ihr habt Sagas? Sagas sind schön.«
    In diesem Zeitalter ohne Unterhaltung und Bücher waren die Sagas Gesang und Geschichte, Zeitung und Buch in einem. Barney wußte es.
    Er winkte unauffällig den Kameraleuten, und sie richteten die Linsen auf Ottar. »Hör dir meine Geschichte an. Sie handelt von einem großen Wikinger, einem großen Berserker namens Ottar …«
    »Er heißt wie ich?«
    »Ja, und er war ein berühmter Krieger. Er hatte einen guten Freund, mit dem er trank und an dessen Seite er kämpfte. Sie waren die besten Freunde der Welt. Aber eines Tages kam es zu einem Kampf, und Ottars Freund wurde gefangengenommen, gefesselt und weggeführt. Aber Ottar folgte den Feinden und wartete versteckt in der Nähe des Lagers, bis es dunkel wurde. Er war nach dem Kampf durstig und trank etwas, aber er blieb ganz ruhig in seinem Versteck.«
    Ottar nahm einen schnellen Schluck aus der Flasche und preßte den Rücken gegen die Wand des Wohnwagens.
    »Dann war es soweit. Er wollte seinen Freund befreien. Vorwärts, Ottar, sagte er zu sich, vorwärts, rette deinen Freund, bevor sie ihn umbringen. Vorwärts!«
    Barney zischte das letzte Wort befehlend, und mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung war Ottar auf den Beinen. Er hatte die Flasche vergessen.
    »Da, Ottar, schleiche um dieses Gebäude herum, da steht der Wächter. Vorsicht – dort ist er!«
    Ottar nahm jetzt ganz an der Geschichte teil. Er bückte sich tief und schielte um die Ecke.
    »Dort ist der Wächter, er hat dir den Rücken zugewandt. Schleiche dich an, Ottar, und bringe ihn lautlos um. Erwürge ihn, damit er nicht schreien kann. Ganz still jetzt, solange er uns den Rücken zukehrt.«
    Ottmar schlich hinter dem Wohnwagen hervor, gebeugt und geräuschlos wie ein Schatten. Niemand rührte sich, als er näherkam. Barney merkte, daß seine Sekretärin neben ihm stand und den Wikinger gebannt anstarrte.
    »Als Ottar den Wächter fast erreicht hatte, hörte er ein Geräusch. Jemand kam. Er versteckte sich.« Ottar verschmolz mit der Dunkelheit, und Barney flüsterte: »Geh da

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