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Zeiteise in Technicolor

Zeiteise in Technicolor

Titel: Zeiteise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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Revolvermanns. Barney riß ihn schließlich zusammen mit einem Stück Poncho heraus. Dallas setzte sich auf und öffnete Jacke und Hemd.
    »Seht euch das an«, sagte er und deutete auf den roten Streifen an seinen Rippen. »Ein paar Zentimeter weiter rechts, und mir wäre die Luft ausgegangen. Der Haken da bohrte sich in meine Haut, als ich mich bewegte. Ich kann euch sagen, es war kein schönes Gefühl.« Er berührte den scharfen Haken, der von der Spitze des Speeres abstand.
    »Was war los?« rief Amory, der den Hang hinuntergelaufen kam. »War da nicht eben ein Boot?«
    Dallas stand auf und stopfte das Hemd wieder in den Hosenbund. »Wir sind auf ein paar Einheimische gestoßen«, sagte er. »Sieht so aus, als wären die Indianer oder Eskimos noch vor den Wikingern hierhergekommen.«
    »Sind Sie schwer verletzt?«
    »Nicht tödlich. Auf dem Speer stand noch nicht mein Name.« Er grinste und sah sich die Waffe genauer an. »Hübsche Schnitzereien – und vom Ausbalancieren verstehen sie auch schon etwas.«
    »Mir gefällt die Sache nicht«, sagte Barney und fingerte eine feuchte Zigarette aus der Tasche. »Als ob wir nicht schon genug Kummer hätten! Hoffentlich entdecken sie das Wikingerschiff nicht.«
    »Ich hoffe das Gegenteil«, erklärte Dallas. »Ottar würde kurzen Prozeß mit ihnen machen.«
    »Ich kam eigentlich her, weil ich eine gute Nachricht habe«, sagte Amory. »Vom Hügel aus sieht man, daß der Nebel dünner wird und die Sonne durchkommt.«
    »Wird auch höchste Zeit«, erwiderte Barney und sog so heftig an seiner Zigarette, daß sie zischte.
    Als die Sonne erst einmal durchgekommen war, verschwand der Nebel schnell. Vom Westen her blies ihnen eine steife Brise entgegen. Und nach einer halben Stunde konnten sie Ottars knorr eine Meile vom Ufer entfernt sehen.
    Barney lächelte beinahe. »Her mit dem Nebelhorn«, sagte er. »Wenn sie erst einmal in unsere Richtung sehen, entdecken sie sicher den Lastwagen.«
    Dallas betätigte das Ventil des Kohlendioxydzylinders, bis das Nebelhorn quäkend sein Leben aushauchte. Aber er hatte den gewünschten Erfolg. Sie konnten sehen, wie das große Segel herumgedreht wurde und die Schiffsnase sich ihnen zuwandte. Von den Eskimos oder Indianern war nichts zu erkennen.
    Ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt drehte das knorr bei und schaukelte mit flappendem Segel in der sanften Dünung. Die Wikinger winkten und schrien unverständliche Dinge.
    »Na, los!« brüllte Barney. »Kommt an Land! Weshalb bleibt ihr da draußen?«
    »Sie werden ihre Gründe haben«, meinte Amory. »Vielleicht ist das Ufer für eine Landung ungünstig.«
    »Und wie soll ich zu ihnen gelangen?«
    »Können Sie schwimmen?« fragte Dallas.
    »Kluger Junge. Ich habe gute Lust und lasse Sie hinauskraulen.«
    »Da!« Amory deutete auf das Schiff. »Sie haben ein zweites Boot an Bord.« Das eigene Landeboot des knorr, eine Miniatur des Mutterschiffes, war deutlich an Deck sichtbar, aber die Männer ließen ein kleineres Boot ins Wasser.
    »Irgendwie kommt es mir bekannt vor«, sagte Dallas.
    Barney kniff die Augen zusammen. »Du hast recht wie immer. Es sieht aus wie das Boot der Rothäute.«
    Zwei Männer bestiegen das schaukelnde Gefährt und ruderten an Land. Ottar befand sich im Bug, und er winkte ihnen mit dem Paddel zu. Sekunden später zog er mit seinen Begleitern das Fellboot an Land.
    »Willkommen in Vinland«, sagte Barney. »Wie war die Reise?«
    »Küste hier schlecht, kein Gras für die Tiere, Bäume schlecht«, erklärte Ottar. »Habt ihr einen schönen Platz gefunden?«
    »Den schönsten, den du dir denken kannst – ein paar Meilen die Küste entlang. Hattest du Schwierigkeiten, von Grönland hierher zu gelangen?«
    »Wind verkehrte Richtung, sehr langsam. Viel schwimmendes Eis. Wir sahen zwei Skrælling 1. Sie töteten Seehunde und versuchten wegzurudern, aber wir verfolgten sie, und als sie Speere warfen, brachten wir sie um. Wir haben ihre Seehunde gegessen und ihr Brot mitgenommen.«
    »Ich weiß, wen du meinst. Wir haben einige ihrer Verwandten kennengelernt.«
    »Wo ist der schöne Platz, den du entdeckt hast?«
    »Entlang der Küste, an den Inseln vorbei – du kannst ihn nicht verfehlen. Hier, nimm Amory mit, er kann dir den Weg zeigen.«
    »Ich nicht«, sagte Amory mit erhobenen Händen und wich einen Schritt zurück. »Mir wird schon schlecht, wenn ich ein Boot ansehe. Ich wäre nach spätestens drei Minuten tot.«
    Mit der angeborenen Fähigkeit eines Berufssoldaten,

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