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Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Zeiten der Hoffnung: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Flohr
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einer Gegend, wo wir unter unseresgleichen sind. Du weißt schon«, er rückte noch näher an seinen Sohn heran, »Leute mit Zukunft. Leute, die die Zukunft gestalten. Leute, die wissen, wohin der deutsche Zug fährt.«
    Der Kellner, der hinter ihnen gestanden hatte, räusperte sich kaum vernehmbar. »Champagner«, sagte Rudolph von Schwemer, »Château Baptiste.«
    »Was ist denn das wieder für ein neumodisches Zeug?«, fragte eine raue, laute Stimme quer durch den Raum. »Vom Weingut Ihrer Frau? Sind Sie unter die Weinhändler gegangen?«
    Wilhelm sprang auf, um den Gast zu begrüßen, sein Vater erhob sich halb aus seinem Stuhl. »Das kann nur der Kommerzienrat sein. Die Geldleute haben keine Ahnung von guten Tropfen. Aber dafür haben Sie ja uns, nicht wahr?«
    Er lachte schallend und begrüßte den Neuankömmling mit herzlichem Handschlag.
    »Das ist mein Sohn Wilhelm«, sagte er dann auf seinen Sohn deutend, »der andere Wilhelm, der heute Geburtstag hat.« Wieder lachte er. Kommerzienrat Rohrbach trat respektvoll hinter dem Stuhl des Vaters herum und streckte Wilhelm die Hand entgegen. »Emil Rohrbach«, sagte er, »Deutsche Bank.«
    »Es ist mir eine Ehre«, erwiderte Wilhelm, ergriff die dargebotene Hand und verbeugte sich.
    »Wann habe ich Sie zuletzt gesehen?«, fragte Rohrbach sinnierend und legte den Kopf in den Nacken. »Ich glaube, da kamen Sie gerade in die Schule. Das liegt ja nun wohl schon lange hinter Ihnen.«
    »Jawohl«, antwortete Wilhelm, immer noch stehend, während der Kommerzienrat sich auf den Stuhl neben Wilhelm setzte.»Ich bin mittlerweile Reserveoffizier bei den Husaren, 4. Regiment. Diesen Sommer werde ich das Studium der Politik beginnen.«
    »Politik, ja? Bei dem Vater brauchen Sie das doch nicht zu studieren, Sie müssen ihm nur zusehen, dann wissen Sie, wie das so geht. Und Reserveoffizier? Da können Sie sich der jungen Damen ja wohl kaum erwehren, haben die freie Wahl. Nicht wahr?« Er schlug mit der flachen Hand auf die weiße Tischdecke und lachte.
    Wilhelm hatte Platz genommen, und während er noch überlegte, was er antworten sollte, sagte sein Vater: »Kein Thema für den Augenblick! Heute Abend mehr dazu, Sie werden es erleben, mein lieber Kommerzienrat. Sie kommen doch?«
    »Welch eine Frage! Wer käme nicht, wenn die Schwemers zum Fest bitten? Meine Zusage liegt Ihrer Frau Gemahlin schon seit Wochen vor.«
    In diesem Augenblick übertönten Trommeln das Gespräch, und alle Augen richteten sich auf die Kaiserallee, die inzwischen für den Verkehr gesperrt worden war. Ein schier endloser Zug von Trommlern und Pfeifern marschierte unter dem Beifall der Menschen, die den Straßenrand säumten, vorüber. »Als Erstes kommen die Kürassiere«, erklärte Richard von Schwemer und beugte sich zu seinem Sohn. »Die sind nichts Besonderes, bis auf die goldenen Knopfleisten. Dann kommen die Ulanen, das sind die ganz in Blau. Und danach die Garde-Grenadiere – die machen wirklich was her, oder?« Rohrbach nickte, nahm kurz sein Champagnerglas und nippte daran. »Wirklich, die sind unschlagbar, ich meine vom Aussehen her.«
    Von Schwemer hob scherzhaft drohend einen Zeigefinger: »Gut, dass das keiner gehört hat, mein Lieber! Die Stadt ist voller Spione … aber wir sind ja hier unter uns. Wo bleibt denn eigentlich Muthesius?«
    Zwischen den einzelnen Waffenverbänden marschierten immer neue Trommler-Kolonnen. Bis es auf einmal still war vor dem Fenster. »Jetzt kommen die Minister«, flüsterte der Vater.
    Wilhelm beugte sich zum Fenster vor. In offenen, schwarzen Kutschen saßen ehrwürdige Herren mit Zylindern und Pelzmänteln und hoben hin und wieder huldvoll eine Hand. »Da!«, sagte Rohrbach, »Bethmann-Hollweg!« – »Der Kanzler«, fügte Freiherr von Schwemer hinzu, »der Sozialistenfreund! Wir sollten bei Gelegenheit Wetten abschließen, wie lange der sich noch hält …«
    Ehe er weitersprechen konnte, drang ohrenbetäubender Jubel von der Straße herauf. »Die Kaiserfamilie!«, sagte Rohrbach und erhob sich. Alle im Lokal standen auf und drängten nach vorn an die Fenster, keiner wollte einen Blick auf Kaiserin Auguste Viktoria verpassen. Hinter ihr in der Kutsche saßen die sieben Kinder des Regentenpaares. Als die Jüngste, Viktoria Louise, sich kurz erhob und eine Kusshand in die Menge warf, wurde das Gedränge am Straßenrand so stark, dass Schutzleute vorsorglich Position bezogen.
    Und dann, auf seinem Rappen »Ekstase« – der Kaiser! Kerzengerade, ernst

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