Zeitlos
Rückmeldung, woran es gelegen hat, weil mir da so ein Verdacht gekommen war.« Die schwere Saunatür öffnete sich mit saugendem Geräusch. Herein kam eine Gruppe junger Leute und die Kabine füllte sich mit fröhlichem Stimmenwirrwarr.
Später, an der Bar der Saunaanlage, kam Simon noch einmal auf den Computercrash zurück. »Was für ein Verdacht ist dir denn gekommen? Hattest du einen Virus auf dem PC?«
»Nein, daran hat es nicht gelegen. Bevor ich die Uni verließ, rief mich der Netzwerker noch einmal an um mich zu informieren, dass er meine Daten-DVD aus dem Laufwerk gefischt hat und dass sie noch in Ordnung ist, daran hat es also nicht gelegen. Er meinte, der Haupt-Prozessor auf dem Motherboard hätte einen Schuss, das sei vermutlich ein Hardwareproblem, könne passieren.«
»Ja, und«, schaute Simon ratlos.«
»Hmm, ich weiß nicht, ich finde ja selbst, dass es blöd klingt, ab er ...« Sein Freund war nun ganz bei der Sache. »Aber? Nun lass dir doch nicht plötzlich die Worte aus den Rippen leiern.«
»Nein, ist ja alles Quatsch – ich fange schon an zu fantasieren.«
»Wir sind doch unter uns. Dann fantasiere mir doch einmal etwas vor! Woran denkst du?« Markus sah keine Möglichkeit mehr auszuweichen und erzählte ihm, dass er, während der PC schon am Abstürzen war, mit der Maschine gesprochen – ja, sie sogar angefleht hatte – durchzuhalten. Er erinnere sich auch daran, dass er sich dabei in das Atomgitter des Siliziums, das auf dem Kalenderbild abgebildet war, verguckt, ja geradezu hinein gefühlt hatte. »Weißt du, mir sind in letzter Zeit sonderbare Bücher in die Hände gefallen, die mit meinen wissenschaftlichen Arbeiten nur wenig zu haben, mir aber immer wieder im Kopf herumgehen. Zuletzt hatte ich Bücher von Masaru Emoto über dessen Wasserkristallfotografien gelesen. Das erinnerte mich an ein Buch über die Ureinwohner Australiens, die Aborigines. Darin berichtet eine amerikanische Medizinerin davon, dass sie an einer religiösen Wanderung, einem Walkabout, teilnehmen durfte, auf der noch kein Weißer jemals mitgenommen worden war.
Dieser Walkabout dauerte mehrere Monate lang und führte sie durch das wilde Outback. Die Teilnehmer sind nackt, haben kaum Ausrüstung dabei, finden aber dank außergewöhnlicher mentaler Fähigkeiten Wasser und Nahrung im Überfluss, können sogar telepathisch miteinander Botschaften austauschen und haben einen Knochenbruch eines ihrer Mitglieder über Nacht geheilt. Immerhin hat das eine Naturwissenschaftlerin geschrieben. Wenn ich dann an die Quantenphysik denke und daran, dass viele Phänomene am besten mit Methoden der Wellengleichung berechnet werden können, dann frage ich mich, ob es nicht doch möglich sein könnte, dass Gedanken Kräfte sind, die sich im Physischen durchaus manifestieren können?«
Simon nickte fortwährend zu Markus' Ausführungen und schien ihm ins Wort fallen zu wollen, ließ ihn dann aber doch ausreden. »Und? Genau das habe ich schon so oft erzählt, dass ich mit meinen Computern spreche, ihr nehmt mich nur nicht ernst. Viele Rätsel haben wir noch nicht gelöst. Denke einmal an das Phänomen der verschränkten Teilchen oder daran, dass Blutkörperchen auf eigentümliche Weise über eine eigene Art von Intelligenz zu verfügen scheinen. Wenn wir aufhören, uns mit solchen Fragen zu beschäftigen, gäbe es keine Forschung mehr.«
»Klingt aber reichlich spinnert, findest du nicht auch Simon?«
»Ich kenne einige Emoto-Bücher und du weißt, dass ich Yoga betreibe und mich mit fernöstlichen Meditationsritualen beschäftige. Mir sind solche Gedankengänge nicht fremd. Ich hatte nur bei dir noch keine Tendenzen in diese Richtung erkennen können. Tja…«, Simon sah auf die Uhr, »…ich denke wir sollten duschen und uns anziehen, damit die Zeit reicht, um noch ein kleines, gepflegtes Steak zu essen. Du weißt, das können die hier immer ganz besonders gut.«
Die Sauna hatte ihm gut getan. Auf der Fahrt nach Hause ging Markus die Unterhaltung mit seinem Freund durch den Kopf, der heute sehr viel gesprächiger gewesen war als gewöhnlich. Gut, sie hatten auch Themen behandelt, die zwischen ihnen bisher nie eine Rolle gespielt hatten. Er konnte es ja selbst kaum glauben, auf welch ungewöhnlichem Terrain er sich heute bewegt hatte.
Die Nacht war noch nicht völlig hereingebrochen, rötlich-violett färbte sich der Himmel im Westen, während sich zugleich schwarze Nachtwolken heran schoben. Wenn er Glück hatte, war
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