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Zeitlos

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Titel: Zeitlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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recht. Endlich – am ersten Donnerstag im Juli, dem Tag ihres monatlichen Saunabesuches, kam der ersehnte Anruf von Simon. Der tat sehr geheimnisvoll, wollte sich weder im Büro noch im Labor mit ihm darüber unterhalten, sondern schlug stattdessen vor, sich mit Markus zu einem ausgedehnten Spaziergang im Freiluftmuseum Molfsee zu treffen. Markus schlug das Herz bis zum Hals, so aufgeregt war er, als er den Telefonhörer wieder auflegte und fuhr sofort los.
     
    Simon war pünktlich. Sie lösten die Eintrittskarten und traten aus dem Schatten des kühlen Torbogenhauses hinaus in die grüne Idylle. Vor ihnen erstreckte sich das ausgedehnte Areal des Freiluftmuseums mit den original hier wieder aufgebauten, historischen Bauernhöfen, den Mühlen, der Meierei und anderen norddeutschen Baudenkmälern. Sie gingen entlang des gepflegten Hauptweges, überall blühten die Büsche und Stauden und verströmten ihre wohltuenden Düfte, die von den Männern jedoch nicht wahrgenommen wurden, zu sehr waren sie gedanklich von ihrem Thema gefangen.
    »Simon, spann mich nicht länger auf die Folter! Seit einer Woche kann ich an nichts anderes mehr denken. Was ist bei der Analyse herausgekommen?«
    »Du glaubst es nicht, Markus«, tat Simon noch geheimnisvoll. »Aber wir sind auf dem richtigen Weg! Und das, was dir damals noch als Widerspruch erschien, scheint nun gelöst: Beim Mikrochip der Funkuhr sind hauchdünne, polykristalline Verbindungsleitungen in ihre höhere Ordnung, also entgegen der Entropie, in eine monokristalline Struktur verwandelt worden und wirkten damit nun quasi wie ein Isolator. Das ist eine Sensation! Weißt du das? Entgegen der Entropie!«
    »Nein, Simon, nicht entgegen der Entropie – ich hatte Zeit genug, mir darüber Gedanken zu machen. Das bedeutet, dass dem System Energie zugeführt wurde – Gedankenenergie! Und schon befinden wir uns nicht mehr im Widerspruch zum Zweiten Satz der Thermodynamik!« Das Gespräch der Männer wurde nun immer wissenschaftlicher, aber eines stand am Ende ihres ausgedehnten Spazierganges, bei dem sie nur sehr wenig von ihrer schönen Umgebung wahrgenommen hatten, fest: Sie waren mit ihren Vermutungen auf dem richtigen Weg! Es musste tatsächlich Gedankenenergie mit im Spiel sein, der es galt, auf die Spur zu kommen.
    An diesem Tag war an einen Saunabesuch nicht mehr zu denken. Stattdessen entwickelten die Freunde Pläne, wie sie dieses Phänomen erforschen konnten, ohne dass es an der Uni auffallen würde, und sie Versuche zur Reproduzierbarkeit anstellen konnten. Das war schließlich das A und O einer jeden wissenschaftlichen Untersuchung: Ergebnisse mussten wiederholbar sein.
     
     

05.07.2010; Montag; 20:30 Uhr/MEZ; Kiel-Brunswik; Apartment
     
     
    Nele wusste, dass ihr Chef an einer heißen Sache dran war. Zwar versuchte er, sich unauffällig zu verhalten, aber gerade dieses Verhalten nährte ihren Verdacht. Es war ihr schließlich nicht entgangen, welch entgeistertes Gesicht er gemacht hatte, als er bei seiner stehen gebliebenen Schreibtischuhr die Batterie wechselte und dann verblüfft bemerkte, dass sie ihren Dienst just in dem Moment eingestellt hatte, als der Computer abstürzte. Hellwach wurde sie, als er ihr dann diese seltsame Frage nach ihrer inneren geistigen Haltung stellte, ob sie den PC als Freund oder Feind betrachtet hatte?
    Auch sie wies den Zufall von sich, denn die Wahrscheinlichkeit, dass zwei solche Ereignisse zur selben Zeit zufällig passierten, tendierte gegen Null. Als Abonnentin mehrerer wissenschaftlicher Fachzeitschriften las sie häufig genug über moderne Waffenentwicklungen und war mit den Wirkungsweisen der Elektronischen Kampfführung vertraut. ELOKA beschäftigte sich unter anderem damit, wie die Elektronik des Feindes mittels gezielter, sehr starker elektromagnetischer Impulse zu beeinflussen war.
    In Anbetracht der Tatsache, dass sie von anderen Kollegen nichts über zeitgleiche Störungen und auch nichts über ähnliche Fälle in der Tageszeitung fand, was diese These hätte stützen können, nahm sie ihre eigenen Recherchen auf. Ausgehend von der Idee der begrenzten örtlichen Wirkung des Phänomens fragte sie unauffällig bei den Kollegen nach, die eine Etage über ihrem Labor, darunter oder auf demselben Flur in Nachbarschaft lagen. Sie musste dabei vorsichtig sein, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Leider ergab sich keinerlei Hinweis, der ihre Vermutung eines Störimpulses stützen konnte, bis ihr plötzlich die Idee kam,

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