Zeitlos
Begeisterungsfähigkeit immer wieder aufs neue mit. Brayasil gab Corona de Luz aus Sicherheitsgründen in ihre Obhut und Markus half ihr dabei, ein sicheres Versteck für den unersetzlichen Kristallschädel zu finden.
Markus bemerkte, dass er nun sein Gewicht von einer Gesäßhälfte auf die andere verlagern sollte. Es war anstrengend für ihn, so lange im Schneidersitz zu sitzen. Dass er nun trotzdem seit fast zwei Stunden in dieser Haltung ausharrte, hatte seinen Grund darin, dass Brayasil ihnen Übungen aufgegeben hatte, die sie in seiner Abwesenheit trainieren sollten.
Die augenblickliche Aufgabe bestand darin, ihre sieben Chakren optimal auszurichten – und das war unter anderem auch eine Frage der Körperhaltung während der Tranceversenkung. Deshalb übten sie beharrlich den korrekten Sitz in der Lotushaltung. Dabei kam ihnen beim Meditieren zu Hilfe, dass sich die Eigenresonanzfrequenz der Erde in den vergangenen Monaten erhöht hatte. Dadurch war es nicht mehr erforderlich, sich so tief in Trance versetzen zu müssen wie in den vorangegangenen Zeiten vor dem Einsetzen des Kosmischen Rauschens. Jetzt gab es bereits Wechselwirkungen mit der metaphysischen Welt, wenn man sich lediglich in eine ruhige, entspannte, auf das Atmen konzentrierte Geisteshaltung begab.
Brayasil erklärte das so, dass die Gehirnstromkurven aller Säuger während des Übergangs vom Wach- in den Schlafzustand, den so genannten Theta-Bereich durchliefen und dabei in Resonanz zur Schumannfrequenz der Erde gerieten. Dadurch wären alle Geschöpfe in einem ständigen Energieaustausch mit Mutter Erde verbunden - das System beeinflusse und errege sich ständig gegenseitig. Das sei uraltes Wissen und werde seit Jahrtausenden von Wissenden durch verschiedenartigste Techniken der Trance- oder Meditationsversenkung angewendet. Das leuchtete ein.
Während Markus' Blick sich in dem gurgelnden Wasser des an seinem Kraftort vorbeischlängelnden Baches verlor, spürte er die Kraft dieses ganz besonderen Ortes. Er befand sich auf dem Gebiet einer ehemaligen Wassermühle am Schnittpunkt zwischen Schnaaper Wald und dem Windebyer Noor. Brayasil hatte ihm diesen Platz gezeigt und auf dessen starke Energie hingewiesen. Nach seinen Schilderungen war die Erde durchzogen von Kraftlinien, ähnlich dem Meridiannetz des menschlichen Körpers. Rutengänger wussten das schon seit langer Zeit. Bestimmte Kreuzungen dieser Linien hätten nicht nur besondere, stärkende Wirkungen für entsprechend trainierte Personen, sie erlaubten es auch, besonders gute Fernwirkungen zu erzielen. Naturvölker nutzten dieses alte Wissen, um sich telepathischer Kommunikation untereinander und mit anderen Stämmen zu bedienen.
Jeder ihrer Gruppe befand sich jetzt an seinem individuellen Kraftort, von dem die anderen nicht wussten, wo er sich befand. Sie übten die Fähigkeit zu stärken, miteinander auf astraler Ebene zu kommunizieren. Das verlief nicht in Form eines geistigen Gesprächs, aber es ließen sich mit dieser Technik Bilder und Gefühle übermitteln.
Zuvor hatten sie verabredet, dass sich jeder nacheinander zu einem festgelegtem Zeitpunkt auf ein bestimmtes Bild und ein bestimmtes Gefühl konzentrieren sollte, welches die anderen versuchen würden, zu empfangen. Die Ergebnisse sollte sich jeder notieren, um sie hinterher überprüfen und vergleichen zu können.
Markus' Liste war nun fast vollständig, es fehlte lediglich noch Simon. Daher war er gespannt, ob seine gemuteten Informationen, die er glaubte gespürt zu haben, sich als korrekt herausstellen würden. Es war das erste Mal, dass sie ein solches Experiment ohne Zuhilfenahme Coratschas ausführten, und es war in der Tat heute nicht so stark und eindeutig zu wahrzunehmen wie in den vorangegangen Experimenten, die sie mit dem Kristallschädel gemacht hatten.
Nur durch das Training mit Corona de Luz waren sie überhaupt in die Lage versetzt worden, sich so rasch auf die persönlichen Schwingungen ihrer Gruppenmitglieder einzustellen. Jetzt fühlte er ganz deutlich, dass Simon auf Sendung ging: Vor seinen geschlossenen Augen begann sich das Bild einer Seeanemone abzuzeichnen, die wiegend in der sie umgebenden Meeresströmung ihre Arme bewegte. Leuchtend rot stach die Farbe vor dem Dunkel des umgebenden Tiefseewassers ab, fast wie ein Bildschirmschoner, den Markus unlängst einmal angesehen hatte. Gleichzeitig mit dem Wahrnehmen des Bildes fühlte er Kälte, große Kälte, so stark, dass ihn fror.
Es war
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