Zeitlos

schöner Gedanke und macht die Sache einfachen Menschen gegenüber vielleicht plausibler. Die Schumannfrequenz steigt an, das ist unstrittig – vordergründig scheint auch alles zu passen, aber dennoch, mein Unbehagen wächst, und ich möchte, dass wir darüber sprechen, ohne dass Brayasil dabei ist.«
    »Was geht dir durch den Kopf, Markus? Was stimmt denn deiner Meinung nach nicht?« Edelgard beugte sich interessiert vor.
    »Okay, also: Erstens scheint die Quelle des Kosmischen Rauschens aus Richtung des Sternbildes Orion zu kommen, das ist nicht die Richtung zum Zentrum unserer Galaxie, wie es in den Prophezeiungen heißt. Zweitens: Wir beobachten zwar Auswirkungen bei den Menschen, aber diese Wirkungen passen eben nur zum Teil mit denen überein, die man bei einer Erhöhung der Schumannfrequenzen erwarten würde. Positiv bemerken wir, dass wir leichter und schneller in den Trancezustand fallen können und so zu den metaphysischen Kräften leichter Kontakt bekommen. Wir beobachten auch, dass unsere Kinder mehr Fantasie entwickeln, Geschichten von Geisterwesen, Feen, Trollen und allerhand weiteren, teils der Filmindustrie entliehenen Figuren erzählen.
    Es scheint fast so, als würden sie Dinge sehen, die wir Erwachsenen nicht sehen können. Okay, das würde soweit auch noch passen. Aber leider beobachte ich auch, dass viele Menschen gegenüber all den seltsamen Phänomenen, die sie in dieser Zeit erleben, apathischer, interesseloser werden und die Dinge kritiklos hinzunehmen scheinen, ohne zu hinterfragen. Man gibt sich gelassen, stellt sich darauf ein, dass Flugverbindungen und bestimmte Geschäftsvorgänge jetzt nur noch zu Zeiten stattfinden, in denen wir uns auf der Schattenseite des Kosmischen Rauschens befinden.
    Durch die vom Kosmischen Rauschen ausgelösten Datenstörungen, die natürlich auch die Börsen- und Warentermingeschäfte betreffen, haben Menschen viel Geld verloren, begehren aber dennoch nicht auf. Regierungen schaffen im Eilverfahren neue Gesetze und Richtlinien, alles im Galopp, weil die Zeit ja angeblich drängt. Aber machen uns diese Regelungen etwa freier, führen sie uns zu mehr Menschlichkeit und Mitgefühl?
    Anfangs glaubte ich, keine Gewinner zu sehen, sondern nur Verlierer. Deshalb erschien es plausibel, dass das KR wirklich von draußen kommt. Mittlerweile werde ich jedoch das Gefühl nicht los, als würde die Menschheit im Eiltempo durch die neuen Regelungen zur totalen Unmündigkeit verdammt – fast, als gäbe es ein weltweites Komplott.
    Unter diesem Gesichtspunkt nützt KR den Mächtigen also durchaus – nämlich als Ablenkungsmanöver und Scheinmotiv. Ähnlich wie nach dem Terrorangriff 11/09 auf das World Trade Center in New York, als eine ganze Reihe von angeblichen Antiterrorgesetzen beschlossen und durchgepeitscht, aber nie wieder rückgängig gemacht wurden. Auf dem Altar der Angst wurden viele unserer Bürgerrechte geopfert, wir alle gläsern und noch kontrollierbarer gemacht
    Ich habe nach Einsetzen des KR Berichte gesehen, die von großen Geldtransaktionen schreiben, die nicht wirklich zu diesem jetzigen Szenario passen, das uns allen möglicherweise nur vorgegaukelt wird. Vielleicht gibt es Kräfte, die ein Interesse daran haben, diesen Endzeitspuk auszunutzen, um ihre Macht zu festigen und die Menschheit zu versklaven? Ich sag das jetzt einmal so drastisch…« Birte unterbrach ihn. »Markus, wir kennen dich gut genug, um zu wissen, dass du hinter vielen Dingen immer gleich Kungelei und Unredlichkeit witterst. So lieben wir dich, du bist eben unser Weltverbesserer«
    Von dieser Unterbrechung aus dem Konzept gebracht, verlor Markus seinen Faden, ließ die aufgestaute Luft aus seinen Lungen entweichen und lehnte sich zurück.
    »So ganz liegt Markus mit seiner kritischen Meinung ja auch nicht daneben. Da denke ich an Edelgards Spruch: Verstehst du eine Sache nicht, dann verfolge die Spur des Geldes! «, kam Lars seinem Freund zu Hilfe. »Vielleicht sollten wir da ansetzen und recherchieren? Möglicherweise ist da etwas dran. Lasst uns bitte einfach mal darüber nachdenken, welchem dieser Punkte wir besonderes Augenmerk schenken sollten?«
    Lars griff zu Papier und Stift und sah die anderen in der Runde aufmunternd an. Am Ende ihrer Zusammenkunft einigten sie sich darauf, die weltweiten Geldströme, Börsengeschäfte, Gesetzesvorlagen und Eilrichtlinien der Regierungen, sowie Auffälligkeiten beim Verhalten der Großkonzerne zu untersuchen. Markus' aufkeimendes