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Zeitoun (German Edition)

Zeitoun (German Edition)

Titel: Zeitoun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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die Decke. Der Tag war unüberhörbar zum Leben erwacht.
    Wie immer begann auch heute das Telefon schon zu klingeln, noch ehe sie die Füße aus dem Bett geschwungen hatten. Kathy und Zeitoun – die meisten Leute riefen ihn beim Nachnamen, weil sie seinen Vornamen nicht aussprechen konnten – hatten einen kleinen Betrieb, Zeitoun A. Painting Contractor LLC, und jeden Tag schienen ihre Mitarbeiter, ihre Kunden, überhaupt alle, die im Besitz eines Telefons und ihrer Nummer waren, der Ansicht zu sein, dass man ab halb sieben Uhr morgens ruhig anrufen könnte. Und sie riefen an. Meistens überlappten sich um Punkt halb sieben so viele Anrufe, dass die Hälfte davon direkt auf den Anrufbeantworter ging.
    Kathy nahm den ersten entgegen, von einer Kundin am anderen Ende der Stadt, während Zeitoun Richtung Dusche schlurfte. Freitage waren immer hektisch, aber angesichts des angekündigten Unwetters würde dieser vermutlich aberwitzig werden. Schon die ganze Woche hieß es, dass ein Tropensturm, der die Florida Keys überquerte, Richtung Norden weiterziehen könnte. Diese Möglichkeit bestand im August zwar immer und löste bei den meisten nicht mal ein Stirnrunzeln aus, doch Kathys und Zeitouns vorsichtigere Kunden trafen häufig entsprechende Vorkehrungen. Den ganzen Morgen über würden Anrufer fragen, ob Zeitoun ihre Fenster und Türen mit Brettern vernageln könnte, ob er seine Arbeitsmaterialien und Geräte von ihrem Grundstück entfernen könnte, ehe der Sturm kam. Mitarbeiter würden wissen wollen, ob sie an diesem oder am kommenden Tag zur Arbeit erscheinen sollten.
    »Zeitoun Painting Contractor«, meldete sich Kathy, bemüht, wach zu klingen. Die Kundin war eine ältere Frau, die allein in einer Villa im Garden District wohnte und wissen wollte, ob Zeitouns Leute kommen könnten, um ihre Fenster zu vernageln.
    »Ja, natürlich«, sagte Kathy und setzte die Füße schwer auf den Boden. Sie war jetzt ganz wach. Kathy war Sekretärin, Buchhalterin, Finanz- und PR-Managerin in einer Person – sie schmiss das Büro, während ihr Mann sich um den handwerklichen Teil kümmerte. Die beiden ergänzten einander ausgezeichnet: Zeitouns Englisch hatte seine Grenzen, und wenn über Rechnungen verhandelt werden musste, beruhigte es die Kunden, Kathys singenden Louisiana-Tonfall zu hören.
    Es gehörte zur Angebotspalette des Betriebs, Häuser sturmfest zu machen. Kathy hatte sich noch keine Gedanken über den aktuellen Sturm gemacht, von dem diese Kundin sprach. Ein paar umgestürzte Bäume in Florida reichten nicht aus, um sie zu beunruhigen.
    »Wir schicken heute Nachmittag einen Trupp vorbei«, sagte Kathy zu der Frau.
    Kathy und Zeitoun waren seit elf Jahren verheiratet. Zeitoun war 1994 nach New Orleans gekommen, über Houston und Baton Rouge und eine Reihe anderer amerikanischer Städte, die er als junger Mann erkundet hatte. Kathy war in Baton Rouge aufgewachsen und an die regelmäßigen Hurrikane gewöhnt: die üblichen Vorbereitungen, das Warten und Beobachten, die Stromausfälle, die Kerzen und Taschenlampen und Eimer zum Auffangen von Regenwasser. Jeden August zogen ein halbes Dutzend Stürme mit Namen auf, und sie waren nur selten die Mühe wert. Bei dem hier, der Katrina getauft worden war, würde das auch nicht anders sein.
    Unten half Nademah, mit zehn Jahren die Zweitälteste, beim Frühstückmachen für die beiden jüngeren Mädchen, Aisha und Safiya, fünf und sieben. Zachary, Kathys fünfzehnjähriger Sohn aus ihrer ersten Ehe, war schon aus dem Haus, um sich vor der Schule noch mit Freunden zu treffen. Kathy machte Lunchpakete fertig, während die drei Mädchen am Küchentisch saßen und frühstückten und dabei mit britischem Akzent Szenen aus Stolz und Vorurteil nachsprachen. Sie waren hin und weg von dem Film. Die dunkeläugige Nademah hatte von Freundinnen davon gehört, Kathy überredet, die DVD zu kaufen, und seitdem hatten die drei Mädchen sie sich zigmal angesehen – jeden Abend seit zwei Wochen. Sie kannten jede Figur und jeden Satz und hatten gelernt, wie holde aristokratische Damen in Verzückung zu geraten. So schlimm hatte es sie seit Das Phantom der Oper nicht mehr erwischt. Damals hatten sie zwanghaft immer wieder jeden Song aus vollem Halse singen müssen, egal wo, ob zu Hause oder in der Schule oder auf der Rolltreppe im Einkaufszentrum.
    Zeitoun wusste nicht, was schlimmer war. Als er in die Küche kam und sah, wie seine Töchter sich verbeugten und Knickse machten und imaginären

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