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Zeitoun (German Edition)

Zeitoun (German Edition)

Titel: Zeitoun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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gab Geschichten von seinen Reisen rund um den Globus zum Besten. An all das hatte sie sich gewöhnt, aber die Verwendung von »Ehrlich?« – den Kampf dagegen hatte sie aufgegeben. Er fing Sätze mit »Ehrlich?« an, so wie andere mit »Also« oder »Weißt du was?« anfingen. Das gehörte nun mal zu Zeitoun, und Kathy blieb nichts anderes übrig, als es liebenswert zu finden.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte er. »Sind die Kinder in der Schule?«
    »Nein, sie sind im See. Meine Güte.«
    Der Mann war schulbesessen, und Kathy zog ihn damit genauso gern auf wie mit einigen anderen Dingen. Sie und Zeitoun telefonierten jeden Tag andauernd miteinander, wegen allem – Malerarbeiten, die Mietwohnungen, Dinge, die zu reparieren und zu erledigen und abzuholen waren, häufig bloß, um Hallo zu sagen. Das Geplänkel, das sie entwickelt hatten, mit seinen genervten Reaktionen und ihren kurzen, witzigen Bemerkungen, war unterhaltsam für jeden, der es mitbekam. Letzteres war unvermeidbar, eben weil sie so oft miteinander sprachen. Keiner von beiden bekäme die Familie, den Betrieb, sein Leben oder seine Tage ohne den anderen in den Griff.
    Dass sie es zu einer solchen Symbiose gebracht hatten, überraschte Kathy immer wieder. Sie war in einem Vorort von Baton Rouge als »Southern Baptist« erzogen worden und hatte immer davon geträumt, von zu Hause wegzugehen – was sie auch gleich nach der Highschool tat – und eine Kindertagesstätte aufzumachen. Jetzt war sie als Muslimin mit einem Amerikaner syrischer Abstammung verheiratet und leitete einen wachsenden Maler- und Innenausbaubetrieb. Als Kathy ihren Mann kennenlernte, war sie einundzwanzig, und er war vierunddreißig und stammte aus einem Land, über das sie so gut wie nichts wusste. Sie erholte sich noch von einer gescheiterten Ehe und war gerade erst zum Islam übergetreten. Sie dachte nicht im Traum daran, erneut zu heiraten, aber Zeitoun entpuppte sich als all das, was sie nicht für möglich gehalten hatte: ein aufrichtiger Mann, ehrlich bis ins Mark, fleißig, zuverlässig, treu, mit einem ausgeprägten Familiensinn. Und das Beste war, er wollte Kathy ganz genau so haben, wie sie war und wie sie sein wollte, nicht mehr und nicht weniger.
    Was jedoch nicht bedeutete, dass es nicht so manche Kabbelei gab. So nannte Kathy ihr temperamentvolles Hin und Her über alles Mögliche – sei es, was die Kinder zum Abendessen aßen, oder ob sie ein Inkassobüro einschalten sollten, wenn ein Kunde nicht zahlte.
    »Wir kabbeln uns bloß«, sagte sie dann zu den Kindern, wenn sie die beiden hörten. Kathy konnte nicht anders. Sie musste alles bereden. Sie konnte nichts mit sich selbst ausmachen. Ich werde sagen, was ich denke, hatte sie Abdul gleich zu Anfang ihrer Beziehung erklärt. Er zuckte die Achseln; ihm war es nur recht. Er wusste, dass sie manchmal einfach Dampf ablassen musste, und er ließ sie. Dann nickte er geduldig, manchmal froh darüber, dass er im Englischen nicht so schlagfertig war wie sie. Während er noch nach den richtigen Worten suchte, redete sie schon weiter, und nicht selten war sie, wenn sie fertig war, richtig erschöpft, und es gab nichts mehr zu sagen.
    Sobald Kathy wusste, dass ihr Gehör geschenkt wurde, und zwar bis zum Schluss, schlug sie bei ihren Streitgesprächen mildere Töne an. Die Diskussionen verliefen weniger hitzig und nahmen oft komische Züge an. Aber als die Kinder klein waren, war ihnen der Unterschied manchmal nicht bewusst.
    Jahre zuvor, als Kathy sich beim Autofahren mal wieder wegen irgendetwas mit Zeitoun kabbelte, meldete Nademah sich zu Wort. Sie saß angeschnallt in ihrem Kindersitz auf der Rückbank und hatte es einfach satt. »Dad, sei lieb zu Mom«, sagte sie. Und dann wandte sie sich an Kathy: »Mom, sei lieb zu Dad.« Kathy und Zeitoun verschlug es die Sprache. Sie sahen einander an und warfen dann gleichzeitig einen Blick nach hinten auf die kleine Nademah. Sie hatten bereits gewusst, dass sie klug war, aber das hier war etwas anderes. Sie war erst zwei.
    Nachdem sie das Telefonat mit Zeitoun beendet hatte, tat Kathy etwas, das sie, wie sie wusste, nicht tun sollte, weil Kunden sie zweifellos im Laufe des Vormittags erreichen wollten und auch ein Recht darauf hatten. Sie schaltete das Handy aus. Sie tat das immer mal wieder, wenn die Kinder ausgestiegen waren und sie wieder nach Hause fuhr. Bloß um während der dreißigminütigen Fahrt ungestört zu sein – es war dekadent, aber unerlässlich. In völliger Stille

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