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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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wollte ich an Penny festhalten, jetzt, da alles andere kaputtgeht…« Aber das war es auch nicht, was er eigentlich meinte. Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, wußte er, daß sie falsch waren. Aber seine Mutter griff sie auf: »Sie weiß nicht, was sie will, ist das eine Überraschung. Ich habe versucht, es dir beizubringen.« Gordon schüttelte den Kopf und trank verwirrt von seinem Tee. Es hatte keinen Zweck. Er war im Innern aufgewühlt und wollte plötzlich nicht mehr über Penny sprechen. Er kam wieder auf die Physik zu sprechen, und seine Mutter ließ die Löffel und die Teekanne mit neuer Energie klappern, lächelte. »Gute Arbeit, ja, das wird dir jetzt guttun. Zeig’ ihr, was sie verloren hat…« Und sie redete weiter, länger, als Gordon es sich gewünscht hatte. Er spürte, wie sich ein drängender Impuls in ihm aufbaute, und steuerte ein anderes Thema an. Während die Stimme seiner Mutter monoton weiterklang, dachte er über Claudia Zinnes nach. Spielte in Gedanken mit Zahlen und Meßinstrumenten. Er entwickelte gerade einige Pläne, als ihre Sätze allmählich zu ihm durchdrangen: Sie dachte, er würde Penny verlassen. »Hm?« entfuhr es ihm, und sie sagte ausdruckslos: »Nun, nachdem das Mädchen dich abgewiesen hat…« Es folgte eine Auseinandersetzung’, die ihn allzusehr an die früheren Diskussionen erinnerte, wenn er zu spät nach Hause kam, über seine Art, sich zu kleiden und all die anderen kleinen Dinge, die ihn schließlich in eine eigene Wohnung getrieben hatten. Ihre jetzige Auseinandersetzung endete mit dem gleichen bekümmerten Kopfschütteln, dem »Du bist fartootst, Gordon, fartootst…« Er wechselte das Thema, wollte Onkel Herb anrufen. »Er ist in Massachusetts. Er hat einen Posten billiger Hüte gekauft und will sie jetzt dort absetzen. Der Markt ging kapusch, als Kennedy keinen tragen wollte, aber dein Onkel meint, in New England haben die Männer einen kalten Kopf.« Sie goß noch einen Tee auf, sie gingen spazieren. Die Stille zwischen ihnen nahm zu. Gordon unternahm keinen Versuch, sie zu überbrücken. Seine Mutter war wegen Penny erregt, das sah er, aber er hatte genug davon. Er könnte länger bleiben, aber die wachsende Stille verhieß weiteren Ärger. Er blieb über Nacht, nahm sie mit ins Theater und krönte den Abend mit Crepes im Henry VIII’s. Am nächsten Tag nahm er den 8.28-Flug zur Küste.

 
– 28 –
12. August 1963
     
     
    Cooper machte ein zweifelndes Gesicht. »Glauben Sie, es ist genug?«
    »Für jetzt, ja. Wer weiß?« Gordon zuckte die Achseln. »Vielleicht sogar endgültig.«
    »Wenigstens sollte ich einige der Feldelektronen-Beobachtungen eintragen.«
    »Nicht so wichtig.«
    »Nach dem, was der Ausschuß mit mir gemacht hat, will ich sichergehen…«
    »Noch mehr Daten sind nicht die Antwort. Sie brauchen mehr Hintergrundwissen, mehr Analysen Ihrer Daten. Nicht noch mehr Zahlen aus dem Labor.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Sie können den Durchlauf morgen zu Ende bringen.«
    »Na gut.«
     
    In Wirklichkeit hätte Cooper seine Thesen mit weiteren Daten verstärken können. Gordon war jedoch schon immer ein Gegner der Praktik, jeden Effekt mit zu vielen Messungen zu belegen, vor allem, weil dies nach seiner Meinung die Phantasie tötete. Nach einiger Zeit sah man nur, was man zu sehen erwartete. Wie konnte er sicher sein, daß Cooper wirklich alle Daten aufnahm, wie sie hereinkamen?
    Das war ein berechtigter Grund, Cooper von den NMR-Geräten fernzuhalten, doch nicht deshalb hatte Gordon es getan. Claudia Zinnes würde im September anfangen. Wenn sie irgendwelche Anomalitäten fand, wollte Gordon Parallelaufnahmen machen.
    Hungrig kam Gordon vom Labor zurück. Penny hatte schon gegessen und sah die Elf-Uhr-Nachrichten. »Möchtest du was?« rief er aus der Küche.
    »Nein.«
    »Was siehst du da?«
    »Marsch auf Washington.«
    »Hm?«
    »Martin Luther King.«
    Er hatte den Nachrichten schon lange keine Aufmerksamkeit mehr gewidmet, stellte aber keine weiteren Fragen. Politische Diskussionen würden Penny nur aufbringen. Seit seiner Rückkehr war sie bei allen Gesprächen bewußt an der Oberfläche geblieben. Zwischen ihnen bestand ein merkwürdiger Waffenstillstand, kein Friede.
    »He«, rief er und trat ins Wohnzimmer, das nur vom bleichen Licht des Fernsehschirms erhellt wurde. »Die Spülmaschine tut’s nicht.«
    »Hmhm.« Sie wandte nicht einmal den Kopf.
    »Hast du angerufen?«
    »Nein. Du, dies eine Mal.«
    »Ich war letztes Mal

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