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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Er saß vor dem Oszilloskop und beobachtete die Linien. Einmal, als er früh am Morgen eine Verabredung hatte, schlief er nachts im Labor. Eine Fourier-Zerlegung des Störungsspektrums zeigte gewisse harmonische Komponenten, führte aber nicht weiter. Währenddessen stieg der phasengemittelte Störungspegel.
     
    »Gordon? Claudia Zinnes.«
    »Oh, hallo. Ich hatte nicht erwartet, so bald von Ihnen zu hören.«
    »Wir hatten einige Verzögerungen. Kleinigkeiten. Nichts Wesentliches, aber ich wollte Sie wissen lassen, daß wir innerhalb einer Woche auf Empfang sind.«
    »Gut. Ich hoffe…«
    »Ja, ja.«
    Ein Santa-Ana-Wind blies durch die niedrigen Bergpässe an der Küste den prickelnden Hauch der Wüste herein. In den Hügeln brachen Buschfeuer aus. Der rote Wind, wie ihn einige Einheimische nannten. Gordon war ein wenig überrascht, als er spätabends aus dem Labor kam, dessen Klimaanlage alle äußeren Einflüsse fernhielt. Der Wind zerzauste sein Haar.
    Am nächsten Tag, als er zum Chemiegebäude hinüberging, mußte er wieder an diesen heißen, trockenen Hauch denken. Ramsey, der ihn in seinem Büro nicht erreichen konnte, hatte bei Joyce, der Abteilungssekretärin, eine Nachricht hinterlassen. Gordon überquerte die mit Sechseckflächen verzierte Brücke. Im Land der Chemie trat er in ein süß-saures Aroma, das zu stark und zu vielschichtig war, als daß die Klimaanlage es tilgen konnte. Er fand Ramsey in einem Wald aus Glaskolben und Röhren, wie er gerade einem Studenten schnelle, präzise Anweisungen gab. Während er sprach, titrierte Ramsey eine Lösung, wies auf Farbveränderungen hin und gab in einem entscheidenden Moment einen Tropfen einer milchigen Flüssigkeit zu. Gordon fand einen Stuhl und ließ sich hineinsacken. Dieser Dschungel aus Klammern, Objektträgern und Retorten schien mehr Leben zu enthalten als ein Physiklabor. Das Pochen der Pumpen und das Ticken der Schaltuhren waren ein kompliziertes Herz, dessen Geräusche Ramseys Forschungen begleiteten. An der Wand hing eine Karte der riesigen Molekülkette, an der entlang Kohlendioxyd sich in Kohlenhydrat umwandelte, eine Leiter aus Photonen gebildet. Ein Szintillationszähler murmelte mitten in einer Reihe isotopisch markierter Glaskolben. Gordon rutschte hin und her, fand eine Kante, auf die er sich lehnen konnte, und stieß eine weiße Tasse um, ohne daß etwas herauslief. Der Bodensatz war von Schimmelflecken gesprenkelt. Hier war alles lebendig. Plötzlich sah er diesen Glaspalast als eine Wildnis von Nukleinsäuren, die auf den trockenen Hauch des roten Winds draußen reagierte. Im Vergleich dazu schien sein NMR-Labor still und steril. Seine Experimente waren vom Pulsschlag der Welt unberührt. Die Biochemiker dagegen hatten bei ihrer Arbeit mit dem Leben selbst zu tun. Ramsey wirkte vitaler, während er blinzelte, umherging, redete; ein Tier, das die Pfade seines chemischen Dschungels durchmaß.
    »Tut mir leid, Gordon, ich mußte erst… He, Sie machen einen erschöpften Eindruck. Das Wetter macht Ihnen zu schaffen, was?«
    Gordon schüttelte den Kopf, stand auf und folgte Ramsey zu dessen Büro. Ein leichtes Schwindelgefühl erfaßte ihn. Muß die Luft hier drinnen sein, dachte er. Die Luft, der Santa Ana und sein kurzer, unruhiger Schlaf letzte Nacht.
    Ramsey war ihm schon einige Sätze voraus, als Gordon die Tatsache registrierte. »Was?« sagte er. Die Trockenheit ließ ihn krächzen.
    »Ich sagte, alle Hinweise waren da. Ich war nur zu blind, sie zu sehen.«
    »Hinweise?«
    »Zuerst habe ich nur nach grundlegenden Daten gesucht. Sie wissen schon, um einen Zuschuß lockerzumachen, das Interesse der Stiftungen zu wecken. Aber das hier geht übers Verteidigungsministerium hinaus, Gordon. Das wäre etwas für die NSF.«
    »Wieso?«
    »Es ist ungeheuer wichtig, deshalb. Die Zeile ›Dann Eintritt Molekularsimulation, Wirt kann Plankton-Neuronhülle…‹ – das ist der Schlüssel! Ich habe eine Lösung genommen, wie sie in der Botschaft beschrieben ist. Sie wissen schon, Oberflächenwasser, Pestizide, einige Schwermetalle – Kadmium, Nickel, Quecksilber. Und dann ein paar Langkettenmoleküle. Ein Doktorand hat das für mich gemacht. Lattizinkette, wie es in der Botschaft hieß. Ich habe einen Freund bei Dupont, der mir ein paar der Langketten-Proben geliehen hat.«
    »Konnten sie die Kennzahlen aus der Botschaft aufspüren?«
    Ramsey runzelte die Stirn. »Nichts. Das ist das Rätselhafte. Mein Freund sagt, sie haben nichts in

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