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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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›Virus-Prägestadium‹. Hokuspokus, schätze ich. Was haben Viren mit Meereswasser zu tun?«
    »Was hat ein Pestizid mit Plankton zu tun?«
    »Ja, gut. Wir wissen es nicht. Und dann der andere Satz – ›in eigene chemische Form umwandeln, verwendet dabei Sauerstoffgehalt der Umgebung, bis Sauerstoffanteil auf für Großteil der höheren Nahrungskette tödliches Maß sinkt‹. Klingt so, als wüsste es irgendjemand, richtig?«
    »Offenbar.«
    »Genau, denn das ist der Hammer bei unseren Ergebnissen!«
    »Es vertilgt den Sauerstoff?«
    »Und wie.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Und breitet sich irrwitzig aus. Die Mixtur wandelt das Plankton in sich selbst um, scheint es. Und erzeugt noch ein paar tödliche Nebenprodukte – chlorierte Benzole, polychlorierte Biphenyle, allen möglichen Dreck. Gucken Sie sich das mal an!«
    Ein Foto, mit großer Geste aus einem Aktenordner gezogen. Ein dünner Fisch auf einer Betonscheibe, glasige Augen. Die ausgestülpten Lippen grün und mit dünnen blauen Streifen. Ein heller Wundfleck unterhalb der Kiemen.
    »Lippenkrebs, Assymetrien, Geschwülste – Hussinger wurde blass, als er sah, was es mit deinen Proben anstellte. Normalerweise machen ihm Krankheitskeime in seinen Gefäßen keine Sorgen. Meerwasser ist kalt und salzhaltig. Es tötet Krankheitserreger ab, alles bis auf einige …«
    Die auffällige Pause veranlasste Gordon zu der Frage: »Bis auf was?«
    »Bis auf einige Viren, sagt Hussinger.«
    »Aha. ›Virus-Prägestadium‹. Und die Fische …«
    »Hussinger hat meine Gefäße isoliert und die Tests gestoppt. Alle Fische sind gestorben.«
    Die beiden Männer blickten sich an. »Ich frage mich, wer das Zeug am Amazonas einsetzt«, sagte Ramsey leise.
    »Russen?« Diese Möglichkeit erschien Gordon jetzt sehr real.
    »Wo liegt der strategische Vorteil?«
    »Vielleicht ein Unfall?«
    »Ich weiß nicht … Sie wissen immer noch nicht, wie Sie die Botschaft über das KMR-Experiment empfangen?«
    »Nein.«
    »Diese Schriffer-Geschichte …«
    Gordon winkte ab. »Nicht meine Idee. Vergessen Sie’s!«
    »Das hier können wir nicht vergessen.« Ramsey hielt das Foto hoch.
    »Allerdings nicht.«
    »Hussinger will es sofort veröffentlichen.«
    »Machen Sie weiter!«
    »Sind Sie sicher, es hat nichts mit dem Verteidigungsministerium zu tun?«
    »Nein. Das war schließlich Ihre Idee.«
    »Sie haben nicht widersprochen.«
    »Sagen wir mal, ich wollte meine Quelle nicht offen legen. Sie sehen ja, was passiert ist, als Saul daran kam.«
    »Ja.« Ramsey musterte ihn, ein sachlicher, prüfender Blick. »Sie sind ganz schön gerissen.«
    Gordon hielt die Bemerkung für ungerecht. »Sie haben das Verteidigungsministerium ins Spiel gebracht. Ich habe nichts gesagt.«
    »Okay, okay. Aber ziemlich trickreich.«
    Gordon fragte sich, ob Ramsey im Stillen gerissener Jude dachte. Aber er verwarf den Gedanken sofort. Welche Paranoia!
    Er wurde wie seine Mutter, die stets glaubte, die Gojim wollten ihnen etwas anhängen.
    »Es tut mir Leid«, sagte Gordon. »Ich hatte gefürchtet, Sie würden nicht daran arbeiten, wenn ich …«
    »Schon in Ordnung. Nicht so schlimm. Sie haben mich da auf eine phantastische Sache gebracht. Sie ist wirklich wichtig.«
    Ramsey zeigte auf das Foto. Beide Männer starrten es nachdenklich an. Es wurde still. Die Lippen des Fischs waren aufgedunsen, die Farben entsetzlich. In der Stille hörte Gordon die leisen Geräusche des Labors draußen. Das regelmäßige Blubbern und Ticken, Rhythmen und Kräfte, Stimmen. Nukleinsäuren verbanden sich in den Kapillargefäßen, ein ätzender Geruch durchschnitt die Luft. Glasiertes Licht fiel herab. Ticktock ticktock .
     
    Mit lockerem Selbstvertrauen blickte Saul Schriffer, einen Arm über ein Palomar-Teleskop gelegt, vom Titelblatt der neuesten Ausgabe von Life . Der Artikel im Innern trug die Überschrift: STREITBARER EXOBIOLOGE. Er war illustriert mit Fotos von Saul, beim Betrachten eines Fotos von der Venus, Saul, über ein Modell des Mars gebeugt, Saul an der Kontrolltafel des Radioteleskops von Green Bank. Ein Abschnitt beschäftigte sich mit der KMR-Botschaft. Neben den großen Magneten stand Saul, im Hintergrund Gordon. Er schaute in den Raum zwischen den Magnetpolen und tat offenbar nichts. Sauls Hände schwebten über einigen Zuleitungen.
    Die KMR-Signale wurden als »umstritten« und als »von den meisten Astronomen ernsthaft bezweifelt« beschrieben. Saul wurde zitiert: »In diesem Bereich geht man einige Risiken

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