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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Glaskolben und Röhren, wie er gerade einem Studenten schnelle, präzise Anweisungen gab. Während er sprach, titrierte Ramsey eine Lösung, wies auf Farbveränderungen hin und gab in einem entscheidenden Moment einen Tropfen einer milchigen Flüssigkeit zu. Gordon fand einen Stuhl und ließ sich hineinsacken. Dieser Dschungel aus Klammern, Objektträgern und Retorten schien mehr Leben zu enthalten als ein Physiklabor. Das Pochen der Pumpen und das Ticken der Schaltuhren waren ein kompliziertes Herz, dessen Geräusche Ramseys Forschungen begleiteten. An der Wand hing eine Karte der riesigen Molekülkette, an der entlang Kohlendioxid sich in Kohlenhydrat umwandelte, eine Leiter, aus Photonen gebildet. Ein Flüssigszintillationszähler murmelte mitten in einer Reihe nach Isotopen beschrifteter Glaskolben. Gordon rutschte hin und her, fand eine Kante, auf die er sich lehnen konnte, und stieß eine weiße Tasse um, ohne dass etwas herauslief. Der Bodensatz war von Schimmelflecken gesprenkelt. Hier war alles lebendig. Plötzlich sah er diesen Glaspalast als eine Wildnis von Nukleinsäuren, die auf den trockenen Hauch des roten Winds draußen reagierte. Im Vergleich dazu schien sein KMR-Labor still und steril. Seine Experimente waren vom Pulsschlag der Welt unberührt. Die Biochemiker dagegen hatten bei ihrer Arbeit mit dem Leben selbst zu tun. Ramsey wirkte vitaler, während er blinzelte, umherging, redete; ein Tier, das die Pfade seines chemischen Dschungels durchmaß.
    »Tut mir Leid, Gordon, ich musste erst … He, Sie machen einen mitgenommenen Eindruck. Das Wetter macht Ihnen zu schaffen, was?«
    Gordon schüttelte den Kopf, stand auf und folgte Ramsey zu dessen Büro. Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste ihn. Muss die Luft hier drinnen sein, dachte er. Die Luft, der Santa Ana und sein kurzer, unruhiger Schlaf letzte Nacht.
    Ramsey war ihm schon einige Sätze voraus, als Gordon die Tatsache registrierte. »Was?«, sagte er. Die Trockenheit ließ ihn krächzen.
    »Ich sagte, alle Hinweise waren da. Ich war nur zu blind, sie zu sehen.«
    »Hinweise?«
    »Zuerst habe ich nur nach grundlegenden Daten gesucht. Sie wissen schon, um einen Zuschuss lockerzumachen, das Interesse der Stiftungen zu wecken. Aber das hier geht übers Verteidigungsministerium hinaus, Gordon. Das wäre etwas für die NSF.«
    »Wieso?«
    »Es ist ungeheuer wichtig, deshalb. Die Zeile ›tritt dann in Molekularsimulationsmodus ein beginnt Wirt zu imitieren kann dann Plankton-Neurohülle in eigene chemische Form umwandeln …‹ – das ist der Schlüssel! Ich habe eine Lösung genommen, wie sie in der Botschaft beschrieben ist. Sie wissen schon, Oberflächenwasser, Pestizide, einige Schwermetalle – Kadmium, Nickel, Quecksilber. Und dann ein paar Langkettenmoleküle. Ein Doktorand hat das für mich gemacht. Lattizinkette, wie es in der Botschaft hieß. Ich habe einen Freund bei Du Pont, der mir ein paar der Langketten-Proben geliehen hat.«
    »Konnten sie die Kennzahlen aus der Botschaft aufspüren?«
    Ramsey runzelte die Stirn. »Nichts. Das ist das Rätselhafte. Mein Freund sagt, sie haben nichts in Entwicklung, was so heißt. Und Springfield sagt ebenfalls, sie hätten keine AD45-Pestizide. Da muss bei den Signalen etwas durcheinander geraten sein.«
    »Sie könnten es also nicht duplizieren?«
    »Nicht exakt – aber exakt brauchen wir’s gar nicht. Die Langketten-Babys sind vielseitig anwendbar.«
    »Wie können Sie …«
    »Ich habe die Proben mit zu Scripps genommen. Bin mit Hussinger essen gewesen und habe das Projekt diskutiert. Konnte ihn dazu bringen, mir ein paar Meerwassertests zu machen. Sie sind erstklassig – konstante Temperatur, konstanter Salzgehalt, kontinuierliche Überprüfung, alles. Und viel Sonnenlicht. Und …« Er machte eine Pause, unterdrückte ein Lächeln. »Und die ganze Geschichte bestätigte sich. Stück für Stück.«
    »Der Teil mit der Kieselalgenblüte, meinen Sie?«
    »Sicher, aber das ist ein späteres Stadium. Die Langketten-Klamotten hauen voll rein, sage ich Ihnen. Mit dem Meerwasser fing es ganz normal an, Sauerstoffübersättigung. Nach zwei Monaten bekamen wir komische Werte an der Sauerstoffsäule. Es handelt sich dabei um eine Messung des Sauerstoffgehalts in einer vertikalen Wassersäule, etwa dreißig Meter hoch. Und dann ging’s mit dem Plankton los. Verschwand einfach – tot oder neue merkwürdige Formen.«
    »Wie das?«
    Ramsey zuckte die Achseln. »In Ihrer Botschaft heißt es

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