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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sein. Aber er spürte keine Reaktion, als er sie sich noch einmal vergegenwärtigte.
    »Der United Airlines-Flug 347 von London nach Washington geriet beim Anflug auf Dulles Airport in Turbulenzen und stürzte am späten Nachmittag ab. Die Funksprüche aus der Maschine waren unklar. Im Augenblick vor dem Absturz scheinen Pilot und Kopilot einen krankhaften Anfall gehabt zu haben. Nach Augenzeugenberichten explodierte das Flugzeug, als es die Bäume berührte. Es gab keine Überlebenden. Diese letzte in einer Serie von Flugzeugkatastrophen hat…«
    O Gott! Auf seinen Handflächen bildete sich Schweiß. Er drückte den Knopf nach der Schwester. Sie kam nicht sofort. Er ließ den Daumen auf dem Knopf und schrie: »Schwester!«
    Sie eilte herein, ließ die Tür offenstehen.
    »Was ist denn los? Sie haben Ihre Fleischbrühe ja nicht einmal angerührt.«
    »Zum Teufel mit der Brühe! Was haben wir heute für einen Tag? Mittwoch?«
    »Ja. Aber sind Sie…«
    »Ich will ein Telefon. Warum ist kein Telefon hier?«
    »Es wurde rausgestellt, damit Sie nicht gestört werden.«
    »Holen Sie es zurück!«
    »Ich weiß nicht, ob ich das…«
    »Was geht hier vor?« Die Erste Schwester kam hereingehastet.
    »Schwester, Mr. Peterson hat nach einem Telefon verlangt.«
    »O nein, das brauchen wir nicht. Wir wollen doch nicht, daß Sie gestört werden.«
    »Im Moment werde ich gestört!« schrie er. »Holen Sie mir ein Telefon!«
    »Aber, aber, Mr. Peterson, wir können doch…«
    »Hör zu, du dumme Fotze«, sagte er deutlich und gedehnt, »ich will sofort ein Telefon haben, oder ich lasse Sie rausschmeißen.«
    Seinen Worten folgte entsetzte Stille, dann gingen beide Frauen rückwärts hinaus, ihn sorgsam im Auge behaltend. Zitternd legte er sich zurück. Durch die Tür, die sie nicht geschlossen hatten, konnte er sie schimpfen hören.
    Kurz darauf brachte ein Pfleger ein Telefon und stöpselte es ein. Peterson nahm einen Schluck Wasser und kämpfte gegen die aufkommende Übelkeit an. Er wählte die Nummer seiner Sekretärin.

 
– 33 –
25. September 1963
     
     
    Gordon ging durch die Halle zu seinem Labor zurück, als er die Bemerkung hörte. Zwei Lehrstuhlinhaber unterhielten sich leise. »…und wie Pauli sagte, ist es nicht einmal falsch!« sagte einer, als Gordon sich näherte. Sie sahen ihn und verstummten sofort. Gordon kannte die Geschichte. Pauli war ein prominenter, äußerst kritischer Physiker in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Er hatte über eine wissenschaftliche Abhandlung gesagt: »Diese Arbeit ist so schlecht, daß sie nicht einmal falsch ist.« Was hieß, sie begann und endete im Nichts; sie war so schlecht formuliert, daß sie nicht bewertet werden konnte. Gordon wußte sofort, daß sie über ihn sprachen. Der Life- Artikel hatte seine Wirkung getan. Als er das Ende der Halle erreichte, hörte er wieder das Flüstern hinter sich, gefolgt von bellendem Gelächter.
     
    Penny brachte eine Ausgabe des National Enquirer mit nach Hause und ließ sie für ihn auf dem Tisch liegen. Auf der Titelseite prangte eine Schlagzeile, NUKLEARBOTSCHAFT AUS DEM ALL, und kleiner darunter: Prominente Wissenschaftler nehmen Kontakt mit anderer Welt auf. Dazu zwei Fotos von Saul und Gordon, offenbar von dem Life- Fotografen. Gordon warf das Magazin, ohne es zu lesen, in den Müll.
     
    Zum Semesterbeginn gab es eine Party für die Physikfakultät, um die Eröffnung des neuen Instituts für Geophysik zu feiern. Die Assistenten sterilisierten das Becken eines Brunnens draußen auf dem Rasen. Hugh Bradner und Harold Urey füllten es mit einer kräftigen Mischung aus Wodka und Fruchtsäften. Gordon hatte seine Einladung zusammen mit den normalen Universitätsnachrichten weggeworfen. Penny hatte sie entdeckt und darauf bestanden, hinzugehen. Er wollte sich etwas ausruhen, aber sie lag ihm ständig in den Ohren, so daß er sich seine leichteste Jacke überzog und, zum erstenmal, auf eine Krawatte verzichtete. In Kalifornien waren solche Details unwichtig. Penny setzte sich einen lässigen Strohhut auf – »um salonfähig zu sein«, sagte sie. Er verbarg einen Teil ihres Gesichts. Die künstlich erzeugte Rätselhaftigkeit erweckte in ihm neues Interesse an ihr. Er wurde sich bewußt, wie rar er sich in den letzten Wochen gemacht hatte. Vorbereitungen fürs Semester und die Arbeit am NMR-Experiment hatten ihn sehr in Anspruch genommen. Die Erkenntnis schockierte ihn. Der Reiz des Beginns ihrer gemeinsamen Zeit verflüchtigte sich.

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