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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und war dankbar für sein Kommen – daß er mich nicht als Exzentriker links liegen ließ, was nach meinem Auftritt am Abend zuvor durchaus vorstellbar gewesen
    wäre. Ich lachte und streckte, beladen mit Rucksack und Kamera, einen Ellbogen aus; er ergriff das Gelenk und schüttelte es feierlich. »Ich bin bis über beide Ohren beschäftigt«, erklärte ich, »mit dem Ding hier drin.«
    Er musterte mich; ich meinte, in seinen hellblauen Augen das verzweifelte Be-mühen zu erkennen, mir zu glauben. »Aber ist das nicht nur ein Schwindel? Kannst du denn wirklich durch die Zeit reisen?«
    »Ich kann das voll und ganz«, antwortete ich und hielt seinem Blick solange wie möglich stand, denn ich wollte, daß er überzeugt war.
    Er war ein kleiner, vierschrötiger Mann mit vorspringender Unterlippe, breiter Stirn, gelockten Koteletten und ziemlich häßlichen Ohren. Er war jung – zirka fünfundzwanzig, glaube ich, und damit zwei Jahrzehnte jünger als ich – und doch fiel sein glattes Haar bereits aus. Sein Gang wirkte irgendwie sprunghaft, und er hatte etwas Energisches an sich – nervös, wie ein plumper Vogel –, aber er sah immer kränklich aus: wie ich weiß, litt er von Zeit zu Zeit an inneren Blutungen.
    Die hatte er sich während eines Fußballspiels durch einen Tritt in die Nieren zugezogen, als er noch Lehrer in irgendeiner gottvergessenen Privatschule in Wales gewesen war. Und heute stand in seinen blauen, obschon müden Augen wie immer Intelligenz und Sympathie für mich.
    Mein Freund war Lehrer – zu dieser Zeit im Fernunterricht –, aber er war auch ein Träumer. Auf unseren geselligen Donnerstagabend-Dinnerparties in Richmond pflegte er immer mit Spekulationen über die Zukunft und die Vergangenheit auf-zuwarten und uns seine neuesten Kommentare zur Bedeutung von Darwins nüchterner, gottloser Analytik und was sonst nicht noch allem zu präsentieren. Er träumte von der Perfektion der menschlichen Rasse – ich wußte, daß er genau der Typ war, der sich von ganzem Herzen wünschte, daß meine Geschichten über die Zeitreise der Wahrheit entsprachen!
    Ich nenne ihn wohl aus altem Wohlwollen heraus ›Schriftsteller‹, denn soweit ich weiß, hatte er nur diverse unausgegorene Spekulationen in College-Journals und dergleichen veröffentlicht; aber ich hatte keine Zweifel, daß sein agiler Verstand ihm eine wie auch immer geartete Nische in der Welt des Wortes sichern würde –
    und, was noch wichtiger war, er hegte auch keine diesbezüglichen Zweifel.
    Obwohl ich dringend weg wollte, blieb ich für einen Moment stehen. Vielleicht konnte der Schriftsteller auf dieser neuen Reise mein Zeuge sein – und tatsächlich, so überlegte ich, könnte er ja schon planen, meine früheren Abenteuer als Unter-haltungsroman zu veröffentlichen.
    Na gut, meinen Segen hatte er!
    »Ich brauche nur eine halbe Stunde«, sagte ich und machte mir dabei bewußt,
    daß ich durch eine bloße Bewegung der Hebel meiner Maschine exakt zu dieser
    Raumzeit zurückkehren konnte, egal, wie lange ich in der Zukunft oder Vergangenheit bleiben wollte. »Ich weiß, warum du gekommen bist, und du hast das absolut Richtige getan. Hier liegen ein paar Zeitschriften herum. Wenn du bis zum Mittagessen hierbleibst, werde ich dir den Nachweis der Zeitreise haarklein erbringen, mit Proben und so weiter. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest?«
    Er akzeptierte. Ich nickte ihm zu und ging dann ohne weitere Worte den Korridor zu meinem Laboratorium entlang.
    So nahm ich meinen Abschied von der Welt des Jahres 1891. Ich ließ keine Familie zurück und habe auch keinen Sinn für sentimentale Verabschiedungen; hätte ich jedoch gewußt, daß ich den Schriftsteller nie wiedersehen würde – zumindest nicht in körperlicher Gestalt – dann hätte ich meinen Abgang wohl doch etwas zeremonieller gestaltet!
    Ich betrat mein Laboratorium. Es ähnelte irgendwie einer Mühle. An der Decke war eine Dampfmaschine angebracht, die über Lederriemen diverse Drehbänke
    antrieb; auf anderen Werkbänken waren kleinere Maschinen befestigt, eine Blech-presse, sonstige Pressen, Schweißgeräte, Schraubstöcke und dergleichen. Auf der Drehbank lagen Metallteile und Zeichnungen verstreut, und verworfene Ergebnisse meiner Bemühungen lagen im Staub des Fußbodens, denn im Grunde bin ich kein
    ordentlicher Mensch; so fand ich nun zum Beispiel zu meinen Füßen den Nickel-bolzen, der mich vor meinem ersten Abstecher in die Zeit aufgehalten hatte – dieser

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