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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Verzerrungseffekte der Zeitreise induziert wurde. Die Uhren zählten Tage – keine Jahre oder Monate oder Schaltjahre oder bewegliche Feiertage! – und das hatte auch seinen guten Grund.
    Als ich meine Untersuchungen hinsichtlich der Durchführbarkeit von Zeitreisen begann und insbesondere der Notwendigkeit, dabei die Position der Maschine zu bestimmen, verbrachte ich eine beträchtliche Zeitspanne damit, eine brauchbare chronometrische Uhr anzufertigen, die gleichzeitig Jahrhunderte, Jahre, Monate und Tage darstellen konnte. Mir wurde bald klar, daß ich mit diesem Projekt wahrscheinlich länger zugange sein würde als mit der Konstruktion der Zeitmaschine selbst!
    Ich entwickelte eine immense Aversion gegen die Eigenheiten unseres antiken
    kalendarischen Systems, die aus einer Reihe von fehlerhaften Anpassungen herrühren: von den Versuchen, die Zeit für die Aussaat und die Wintermitte zu fixieren, die bis zu den Anfängen der menschlichen Gesellschaft zurückreichen. Unser Kalender ist eine historische Absurdität, die nicht einmal den mildernden Umstand der Präzision verdient – zumindest nicht im Rahmen der kosmologischen Zeitspannen, die ich überbrücken wollte.
    Ich schrieb empörte Briefe an die Philosophical Transactions und später noch an die Times, in denen ich mit Reformvorschlägen aufwartete, die es uns ermöglichen würden, präzise und eindeutig auch in solchen Meßbereichen zu arbeiten, die für den modernen Wissenschaftler wirklich von Interesse sind. Zunächst einmal schlug ich vor, dieses unsinnige Hantieren mit den Schaltjahren zu vergessen. Das Jahr hat annähernd dreihundertfünfundsechzigeinviertel Tage; und dieses unglückliche
    Viertel ist der Grund für diese ganze lächerliche Scharade mit dem Schaltjahre-sausgleich. Ich bot zwei Alternativmodelle an, um mit dieser Absurdität aufzuräumen. Wir könnten z.B. den Tag als Basiseinheit festsetzen und dann den Monat und das Jahr als ein Vielfaches des Tages definieren: beispielsweise ein Dreihundert-Tage-Jahr mit zehn Monaten zu je dreißig Tagen. Natürlich würde dann bald die Synchronisierung des Jahreszeitenzyklus mit der Jahresstruktur auseinander-brechen, aber in einer so entwickelten Zivilisation wie der unseren würde das wohl kaum ein größeres Problem darstellen. So könnte z. B. das Royal Observatory in Greenwich jedes Jahr einen Kalender mit den verschiedenen Sonnenständen her-ausgeben – Tag-und Nachtgleiche etc. – wie schon 1891 alle Kalender die beweglichen Feiertage der christlichen Kirchen aufgeführt hatten.
    Wenn auf der anderen Seite der Jahreszeitenzyklus als Basiseinheit genommen würde, müßten wir einen Neuen Tag als den exakten Bruchteil – z. B. ein Hundert-stel – des Jahres definieren. Das würde allerdings bedeuten, daß der Tagesrythmus, unsere Hell-Dunkel-Perioden, an jedem Neuen Tag auf andere Zeiten fallen würde.
    Aber was würde das schon ausmachen? Wie ich schon sagte, arbeiteten viele
    Städte bereits auf einer Vierundzwanzig-Stunden-Basis. Und was den menschlichen Aspekt betrifft, so läßt sich das Führen eines schlichten Tagebuches leicht erlernen; mit Hilfe korrekter Aufzeichnungen brauchte man seine Schlaf-und
    Wachphasen höchstens ein paar Tage im voraus festzulegen, ohne den Le—
    bensrhythmus an sich zu beeinträchtigen.
    Schließlich regte ich noch an, daß wir einmal zu dem Tag schauen sollten, an dem sich das Bewußtsein der Menschen von seinem Neunzehntes-Jahrhundert-Blickwinkel auf das Hier und Jetzt erweitert hat, und überlegen, wie die Dinge aussehen könnten, wenn wir in Zeiträumen von zehntausenden Jahren denken. Ich
    stellte mir einen neuen Kosmologischen Kalender vor, der auf der Präzession der Tag-und Nachtgleiche beruht – dem langsamen Taumeln der Achse unseres Planeten unter dem schwankenden gravitationalen Einfluß von Sonne und Mond – ein Zyklus, der fünfundzwanzigtausend Jahre umfaßt. Mit einem solchen ›Großen
    Jahr‹ könnten wir unser Schicksal eindeutig und präzise messen, jetzt und für alle Zeit. Die symbolische Bedeutung einer derartigen Korrektur, so argumentierte ich, würde weit über ihren bloßen Nutzeffekt hinausgehen – sie wäre eine geeignete Maßnahme, das heraufziehende neue Jahrhundert zu markieren – denn sie würde
    der gesamten Menschheit signalisieren, daß das neue Zeitalter des Wissenschaftlichen Denkens begonnen hatte.
    Es erübrigt sich zu sagen, daß meine Beiträge ohne Resonanz blieben, abgesehen von spöttischen

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