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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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seine Einstellungskurve nach oben gezeigt hätte. Er zog es trotzdem vor, das Haus zu verlassen. Er kannte die Antwort der Stellungsmaschine im voraus, so daß das nur ein Ritual war, eines der vielen Stützrituale, die es ihm gestatteten, mit der betäubenden Tatsache fertigzuwerden, daß er ein gänzlich nutzloser Mensch war.
    Unterboden-Scanner summten, als Pomrath das Gebäude betrat. Er wurde überprüft, abgetastet und erkannt. Hätte er auf einem der Register bekannter Anarchisten gestanden, wäre ihm nicht erlaubt worden, über die Schwelle zu treten. Klampen, aus dem Marmorboden heraufkommend, hätten ihn schmerzlos festgehalten, bis man ihn hätte entwaffnen und entfernen können. Pomrath wollte der Maschine jedoch nichts Böses zufügen. Er hegte feindselige Gedanken, aber sie richteten sich gegen das Universum im allgemeinen. Er war zu intelligent dafür, seinen Zorn an Computer zu verschwenden.
    Die gütigen Gesichter von Benjamin Danton und Peter Kloofman strahlten ihn aus den Höhen der geodätischen Kuppel an. Riesige 3 D-Simulacra baumelten an den schimmernden Tragstützen des großen Bauwerks. Danton vermochte selbst beim Lächeln streng zu wirken. Kloofman, angeblich ein Mann von großer Humanität und Herzenswärme, erschien zugänglicher. Pomrath erinnerte sich an eine Zeit vor ungefähr zwanzig Jahren, als die öffentlichen Vertreter der Hohen Regierung ein Triumvirat gebildet hatten, bestehend aus Kloofman und zwei anderen, deren Namen ihm immer mehr entfielen. Dann war eines Tages Danton aufgetaucht, und die Bilder der beiden anderen waren abgenommen worden. Ohne Zweifel würden eines Tages auch Kloofman und Danton verschwinden, und an den öffentlichen Gebäuden würden zwei – oder drei – oder vier neue Gesichter erscheinen. Pomrath befaßte sich nicht sehr eindringlich mit Veränderungen in der Zusammensetzung der Hohen Regierung. Wie die meisten Menschen hatte er grundlegende Zweifel am Vorhandensein von Kloofman und Danton. Es gab gute Gründe für die Vermutung, daß die Computer alles betrieben, und das schon seit mindestens einem Jahrhundert. Trotzdem versäumte er nicht, den Projektionen ehrfürchtig zuzunicken, als er das Gebäude betrat. Was ihn anging, war es durchaus möglich, daß Danton ihn durch die kalten Augen des riesigen Simulacrums persönlich beobachtete.
    Es war voll hier. Pomrath ging zur Mitte des Marmorbodens und blieb kurz stehen, um Gesurr und Lärm der Maschine zu genießen. Links von ihm war Speicher Rot für Versetzungen. Damit hatte Pomrath nichts zu tun; man brauchte erst einmal eine Beschäftigung, bevor man eine Versetzung beantragen konnte. Direkt vor ihm befand sich Speicher Grün für langfristig Arbeitslose wie ihn. Rechts erstreckte sich Speicher Blau, wo neu in den Beschäftigungsprozeß eintretende Personen Arbeitsanträge einreichten. Jede der langen Speicherreihen war belagert von einer langen Menschenschlange. Jugendliche rechts; ein ganzer Haufen von übereifrigen Leuten Stufe Zehn, die Beförderung suchten, links; in der Mitte die armseligen Scharen der Arbeitslosen. Pomrath stellte sich bei Speicher Grün an.
    Es ging rasch. Niemand sprach ihn an. Eingehüllt in sich selbst, mitten in der Menge, fragte Pomrath sich, wie schon oft, wo sein Leben aus der Bahn geraten war. Er hatte einen hohen Intelligenzquotienten, das wußte er. Gute Reflexe. Entschlossenheit. Ehrgeiz und Anpassungsfähigkeit. Ja, er hätte inzwischen Stufe Acht erreichen können, wäre alles zu seinen Gunsten verlaufen.
    Das war nicht der Fall gewesen und würde auch nie mehr eintreten. Er hatte sich als Meditechniker ausbilden lassen, in der Meinung, Krankheit sei selbst in einer wohlgeordneten Welt eine Konstante, also werde es für ihn immer Arbeit geben. Leider hatten viele andere junge Männer seiner Generation dasselbe gedacht. Wie bei den Gliederfüßer-Rennen, dachte Pomrath. Man wählte seinen Lieblingshummer mit Bedacht aus, schätzte seine Fähigkeiten und die Aggressivität mit aller Klugheit ab, die einem zu Gebote stand. Die Faktoren zur Einschätzung waren vorhanden. Das Dumme war nur: Es gab noch viele andere Leute, die ebensoviel Ahnung hatten wie man selbst; war man selbst in der Lage, ein wirklich überlegenes Renntier zu finden, konnten andere das auch, und bis man die Wette abschloß, standen die Chancen oft bei 11 zu 10 oder noch schlechter. Gewann man, kam man praktisch nur wieder zu seinem Geld. Das Geheimnis bestand darin, die Chance 50 zu 1 zu finden,

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