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Zeitspringer

Zeitspringer

Titel: Zeitspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Pomrath winkte beiläufig. Sie sieht im Wasser sehr reizvoll aus, dachte er.
    Er war Vizekönig für zwischenmenschliche Beziehungen im Moslem-Osten, eine schöne, bequeme Pfründe für Stufe Zwei. Man hatte nicht mehr zu tun, als gelegentlich Mekka zu besuchen und jeden Winter in Kairo ein paar Konferenzen zu bestreiten. Er hatte ein schönes Haus bei Fargo in North Dakota, eine anständige Wohnung in der Zone New York von Appalachia und natürlich diese Insel im Mittelmeer. Er rechnete fest damit, beim nächsten Personalwechsel in der Hohen Regierung Stufe Eins zu erklimmen. Danton besprach sich häufig mit ihm. Kloofman hatte ihn mehrmals zum Abendessen unten in Etage Hundert eingeladen. Sie hatten über Weine gesprochen. Kloofman war Kenner; er und Pomrath hatten einen angenehmen Abend damit verbracht, die Vorzüge eines Chambertin zu besprechen, der von den Synthetikgeräten 74 geschaffen worden war. Ein gutes Jahr, 74. Vor allem für die großen Burgunder.
    Helaine stieg aus dem Wasser und stand strahlend nackt vor ihm, ihr sonnengebräunter, üppiger Körper schimmerte im warmen Sonnenschein.
    »Liebling, warum kommst du nicht schwimmen?« fragte sie.
    »Ich habe nachgedacht. Sehr diffizile Pläne.«
    »Du weißt, daß du davon Kopfschmerzen bekommst. Gibt es denn nicht eine Regierung, die dir das Denken abnimmt?«
    »Subalterne wie dein Bruder Joe? Sei nicht albern, Schatz. Da ist die Regierung, und da ist die Hohe Regierung, und die beiden unterscheiden sich völlig. Ich habe meine Verantwortung. Ich muß hier sitzen und nachdenken.«
    »Worüber denkst du nach?«
    »Wie ich Kloofman helfen kann, Danton durch ein Attentat zu beseitigen.«
    »Wirklich, Liebes? Aber ich dachte, du gehörst zu Dantons Clique.«
    Pomrath lächelte.
    »Das war einmal. Kloofman ist aber Weinkenner. Er hat mich überredet. Weißt du, was er sich für Danton hat einfallen lassen? Großartig. Ein selbsttätiger Laser, so programmiert, daß er einen Strahl genau in dem Augenblick durch seinen Körper jagt, wenn er –«
    »Sag es mir nicht«, unterbrach ihn Helaine. »Ich verrate das Geheimnis vielleicht.« Sie wandte sich ab und zeigte ihm ihre Rückenansicht. Pomrath ließ seinen Blick über ihren vollsaftigen, üppigen Körper gleiten. Nie hatte sie reizvoller ausgesehen, dachte er. Er fragte sich, ob er an Kloofmans Attentatsplänen teilnehmen sollte. Danton mochte ihn für solche Informationen reich belohnen. Weitere Überlegung lohnte.
    Der Butler kam aus der Villa gerollt und pflanzte sich auf vier Teleskop-Stummelbeinen vor Pomraths Liegestuhl auf. Pomrath betrachtete den grauen Metallkasten voll Zuneigung. Was gab es Besseres als einen homöostatischen Butler, auf den Zyklus des Alkoholverbrauchs seines Herrn programmiert?
    »Rum, gefiltert«, sagte Pomrath.
    Er ließ sich das Glas geben, das ihm von einem Spinnenarm aus geflochtenen Titanfasern dargereicht wurde. Er schlürfte. Hundert Meter vom Strand entfernt begann die See schlagartig zu brodeln und zu sieden, so als mahle sich irgendein Ungeheuer aus den Tiefen empor. Eine riesige korkenzieherförmige Schnauze tauchte auf. Ein Metallkrake zu Besuch. Pomrath vollführte die Abwehrbewegung, und augenblicklich zogen die Wächterzellen der Insel einen Pfostenzaun aus Kupferdraht hoch, jeder Strang zweieinhalb Meter hoch und eineinhalb Millimeter dick. Zwischen den Drähten leuchtete das Abwehr-Kraftfeld.
    Der Krake wälzte sich ans Ufer. Er nahm es mit dem Kraftfeld nicht auf. Sieben Meter aus dem Wasser ragend, warf das massige, grünlich-graue Ding einen langen Schatten auf Pomrath und Helaine. Es hatte große gelbe Augen. Im röhrenförmigen Kopf öffnete sich eine Klappe, eine Platte schob sich heraus, von der eine menschliche Gestalt herabstieg. Der Krake war also nur ein Transportmittel, erkannte Pomrath. Er kannte die Gestalt, die ans Ufer kam, und ließ das Kraftfeld in sich zusammenfallen.
    Es war Danton.
    Kalte Augen, scharfe Adlernase, schmale Lippen, dunkler Teint zeugten für eine über das Maß hinausgehende gemischte Herkunft: Danton. Als der Potentat Stufe Eins ans Ufer trat, nickte er der nackten Helaine höflich zu und hielt dem ängstlichen Pomrath beide Hände ausgestreckt entgegen. Pomrath tippte auf die Steuertafel des Butlers; der Metallkasten huschte davon, um dem Besucher einen Pneumostuhl zu bringen. Danton ließ sich nieder. Pomrath ließ sich ein volles Glas für ihn geben. Danton bedankte sich herzlich. Helaine legte sich auf den Bauch in die

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