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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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eines Damenschuhs. Ganz offensichtlich war er in seiner Branche sehr erfolgreich. Er trug eine quadratische TanHageen-Brille, und die sind nicht ganz billig.
    Er war in seine Arbeit vertieft. Ich erinnerte mich, wie er nach dem Tod seiner Frau gewesen war, und vermutete, daß er seine Trauer in Arbeit erstickte.
    »Mr. Tate?« Er wußte, daß ich da war. Zwanzig Minuten hatte ich mir die Hacken gekühlt, während sie es ihm sagten.
    Er trieb den letzten Nagel mit nur einem gezielten Schlag hinein, dann sah er mich über seine Lesebrille hinweg an.
    »Mr. Garrett. Man hat mir gesagt, Sie hätten sich über unsere Größe mokiert.«
    »Ich werde unangenehm, wenn mich jemand vor dem Morgengrauen aus dem Bett holt.«
    »So ist Rose. Wenn sie jemanden sprechen will, dann um jeden Preis. Ich habe an ihr kein gutes Werk getan. Denken Sie an Rose, falls Sie selbst mal Kinder großziehen sollten.«
    Ich sagte nichts. Erzählt man, daß man sich eher aufs Erblinden freut als darauf, Kinder in die Welt zu setzen, macht man sich keine Freunde. Diejenigen, die nicht glauben, daß man lügt, halten einen für verrückt.
    »Haben Sie ein Problem mit kleinen Menschen, Mr. Garrett?«
    Etwa sechs spontane Antworten schafften es nicht bis an die Luft. Er war todernst. »Eigentlich nicht. Denny wäre kaum mein Freund gewesen, wenn ich damit ein Problem hätte. Warum? Ist es wichtig?«
    »Am Rande. Haben Sie sich je gefragt, warum die Tates so klein sind?«
    Daran hatte ich noch keinen Gedanken verschwendet. »Nein.«
    »Es liegt am Blut. Der Makel der Elfen. Auf beiden Seiten. Mehrere Generationen vor meiner Zeit. Denken Sie immer daran. Es wird Ihnen später helfen zu verstehen.«
    Ich war nicht überrascht. Ich hatte es schon früher vermutet, so gut wie Denny sich mit Tieren verstand. Viele Leute haben den Makel, nur verbergen sie ihn meist. Es gibt eine Menge Vorurteile gegenüber Halbelfen.
    Mein Kater war schon besser geworden, wenn auch nicht viel. Mir fehlte die Geduld. »Können wir zum Punkt kommen, Mr. Tate? Soll ich für Sie einen Job erledigen, oder was?«
    »Ich möchte, daß Sie jemanden finden.« Er stand von seiner Bank auf und schüttelte seine lederne Schürze aus. »Kommen Sie.«
    Ich folgte ihm. Er führte mich in die geheime Welt der Tates, den Hof hinter der Manufaktur. Denny hatte das nie getan.
    »Sie leiden keinen Mangel, wie es scheint«, sagte ich. Wir betraten einen gepflegten Garten, dessen Existenz ich nie vermutet hätte.
    »Wir kommen zurecht.«
    Ich sollte mal so gut zurechtkommen. »Wohin gehen wir?«
    »Dennys Wohnung.«
    Häuser standen Seite an Seite um den Garten. Von der Straße aus betrachtet, schien es ein einziges unauffälliges Lagerhaus zu sein. Hier im Garten konnte ich mir nicht mehr vorstellen, wie ich das jemals hatte glauben können. Diese Häuser waren nicht schlechter als alles in der Oberstadt. Sie blickten nur nicht auf die Straße und sonnten sich auch nicht in verführerischem Prunk.
    Ich fragte mich, ob man die Arbeiter getötet hatte, als die Häuser fertig waren. »Der gesamte Stamm der Tates lebt hier?«
    »Ja.«
    »Nicht sonderlich viel Privatsphäre.«
    »Zuviel, wie ich finde. Wir leben alle in unseren eigenen Wohnungen. Manche haben Seitenausgänge zur Straße. Dennys zum Beispiel.« Tates Tonfall sagte: Das ist ein bedeutsamer Umstand.
    Meine Neugier wuchs beträchtlich. Tates ganze Haltung spiegelte die Entrüstung darüber wider, daß Denny Geheimnisse vor seinem alten Herrn gehabt hatte.
    Er brachte mich in Dennys Wohnung. Die Luft dort drinnen war stickig und warm, wie immer in geschlossenen Räumen im Sommer. Nichts hatte sich seit jenem einen Mal verändert, als Denny mich zu sich eingeladen hatte – durch die Seitentür –, nur war Denny nicht mehr da. Das machte einen großen Unterschied.
    Die Wohnung war schlicht und sauber wie ein nagelneuer billiger Sarg. Denny war ein Mann mit asketischen Gewohnheiten gewesen. Nie hatte er sich den Komfort anmerken lassen, den seine Familie genoß.
    »Es ist im Keller.«
    »Was?«
    »Was ich Ihnen zeigen will, bevor ich mit meinen Erklärungen beginne.« Er nahm eine Laterne und zündete sie mit einem langen Streichholz an, das er brennen ließ.
    Nur Augenblicke später befanden wir uns in einem Keller, der so makellos sauber war wie das Erdgeschoß. Der alte Tate lief mit seinem Streichholz herum und zündete Lampen an. Ich stand wie eine Katze, die zu faul ist, sich die Pfoten zu lecken, mit offenem Maul dabei.
    Tate zeigte

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