Zentaurengelichter
Prämie und Ausmusterungsgeld kassiert. Achtundvierzig Taler verwandelt man nicht in hunderttausend ohne die eine oder andere Abkürzung.
Dennys Geschäftsbuch enthielt einige Hinweise.
Nachricht von V: Ein Vertreter von Sturmlord Atto fragt nach den Kosten von 50 Pfund Silber. Erste Anzeichen für die Vorbereitung einer neuen Offensive?
Z meldet mündlich: Harro lief mit 200 Pfund Silber Ballast im Hafen ein. Muß verkaufen, bevor Großmond Freemantle einnimmt.
Harro gen Süden mit 1.000 Pfund, granuliert in hohlen Hölzern. Das größte Geschäft bisher.
Brief von K. Kriegslord Eisenstirn, 20.000 Mann, 3 Feuerlords vom Östlichen Kreis, Dritter Ritus, nach Lare befohlen. Angriff durch die Bled? Vicomte Rötel wehrt sich. Kaufe Silbermünzen.
V, Z und mehrere andere waren wohl die Kommandeure der Kavalleriekompanien, bei denen Denny gewesen war. Es gab Hinweise darauf, daß es sich um eine eng verwobene Gruppenaktion handelte. Nur K war sicher kein alter Kriegskumpan.
Zuletzt wandte ich mich den Briefen der Erbin und Geliebten zu, als ein Vetter hereinkam, um zu fragen, was ich zu Mittag essen wollte.
»Was alle anderen essen. Mit einem Liter Bier. Und sag dem alten Tate, ich muß ihn sprechen.«
Das war der Punkt, an dem ich mit den Briefen anfing. Das war der Punkt, an dem ich beschloß, wieder in den Cantard zu fahren. Der Rest von mir kämpfte den heldenhaften Kampf noch längere Zeit.
5. Kapitel
»Sie sehen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.«
Ich blickte von dem Brief auf, den ich seit fünf Minuten anstarrte. »Was? Oh. Ja. Fast. Mr. Tate, Sie haben mir gesagt, es wäre ehrlich verdientes Geld.«
Er sagte nichts. Er hatte vermutet, daß so etwas kommen würde.
»Hatten Sie ungewöhnlichen Besuch? Unbekannte alte Freunde von Denny, die Fragen gestellt haben?«
»Nein.«
»Die werden bald kommen. Hier gibt es zuviel, als daß sie es aufgeben würden. Seien Sie vorsichtig.«
»Was meinen Sie damit?«
Es schien eine ehrliche Frage zu sein. Vielleicht kannte er die Welt nicht so gut, um zu verstehen, was Denny geschrieben hatte. Ich unterbreitete es ihm.
Er glaubte mir nicht.
»Es ist egal, was wir beide glauben. Auf jeden Fall habe ich nach wie vor genug Interesse, weiterzumachen. Die tausend Taler werde ich brauchen. Es werden gleich zu Anfang hohe Kosten anfallen. Und ich brauche eine große Kiste.«
»Ich werde Lester sagen, daß er Ihnen Geld aus dem Büro bringen soll. Wozu wollen Sie eine Kiste?«
»Um das ganze Zeug zusammenzupacken.«
»Nein.«
»Wie belieben?«
»Sie werden es nicht aus dem Haus schaffen.«
»Ich nehme es mit, oder ich mach mich vom Acker. Wenn ich für Sie einen Job erledigen soll, lassen Sie es mich tun. Auf meine Weise.«
»Mr. Garrett …«
»Paps, Sie zahlen für Resultate, nicht für das Recht, mit mir zu streiten. Beschaffen Sie mir eine Kiste, dann hämmern Sie weiter Nägel in Schuhe. Ich hab keine Zeit für Jammereien und Spielchen.«
Er hatte sich von meinen Neuigkeiten über Denny noch nicht erholt. Er hatte keine Kraft mehr, sich zu wehren. Er zog sich zurück.
Seltsam war, daß er mich mit einem schlechten Gewissen zurückließ, als hätte ich ihm das Leben schwer gemacht, nur um mein eigenes Ego aufzupumpen. Schuldgefühle konnte ich nicht brauchen. Und so gab ich am Ende auf und ließ alles so laufen, wie Tate es wollte.
Seltsam, wie man sich selbst manipulieren kann, während es jemandem von außen nicht gelingen will.
Ich lehnte mich zurück und sah Staub von der Decke rieseln, als jemand Tate auf leisen Sohlen folgte.
Ich saß noch immer so da, als der Vetter Mittagessen und Bier brachte. Ich war gerade dabei, es mir einzuverleiben, als Onkel Lester mit einem dicken Geldsack und einer großen Korbkiste kam. Ich trank mein Bier, rülpste gegen meinen Handrücken und fragte: »Was halten Sie von der Sache, Onkel Lester?«
Er zuckte mit den Schultern. »Es steht mir nicht zu, mich zu äußern.«
»Wieso das?«
»Mh?«
Langsam hörten wir uns an wie Schweine am Trog – nur Grunzen und Schnauben. »Haben Sie etwas von diesem Zeug hier gelesen?«
»Ja.«
»Vielleicht ein Wort dazu?«
»Sieht so aus, als hätte sich Denny in dunklen Ecken rumgetrieben. Das können Sie besser beurteilen als ich.«
»Das hat er allerdings. Und er war ein Amateur. Ein Amateur mit verdammt viel Glück. Haben Sie je geahnt, daß er in irgendwas verwickelt war?«
»Nein. Nur die Briefe dieser Frau. Die Tatsache, daß sie sich
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