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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ständig geschrieben haben, kam mir etwas merkwürdig vor. Das war nicht normal.«
    »Nicht?«
    »Der Junge gehörte zur Familie, und er ist tot. Über ihn spricht man nicht schlecht. Aber er war ein bißchen komisch. Immer ein Einzelgänger, bevor er in den Krieg ging. Ich wette, diese Frau war die einzige, die er je hatte. Falls er sie je hatte. Er hat keine andere angesehen, als er zurückkam.«
    »Vielleicht hat er das Ufer gewechselt.«
    Lester schnaubte und warf mir einen angewiderten Blick zu, als wüßte ich nichts von den Tates und den Elfen … obwohl die Cartha heutzutage in der Artenkreuzung schwer angesagt sind.
    »Ich frag ja nur. Ich hatte es auch nicht angenommen. Er schien mir einfach kein Interesse daran zu haben. Wir waren zusammen auf Herrenabenden, wo alle prahlen, und er hatte nie eine Geschichte zu erzählen.«
    Lester grinste hämisch. »Er hat nur höflich zugehört, genau wie Sie es täten, wenn ich anfangen würde, Schwänke aus meiner Jugend zu erzählen.«
    Damit hatte er mich kalt erwischt. Es passiert nicht oft, daß ein Garrett nichts zu sagen weiß.
    Er grinste. »Mit diesen Worten mache ich mich auf den Weg.«
    Ich grunzte ihm hinterher. Dann lehnte ich mich zurück, schloß die Augen und ergab mich dem Spuk, der mich so sehr aufwühlte. Dem Zufall, der so ungeheuer war, daß ihm der Teufel höchstpersönlich zur Hand ging.
    Kayean Kronk.
    Vielleicht hatte Denny tatsächlich all die Jahre seine Liebe aus der Ferne aufrechterhalten. Ich brauchte drei Anläufe, bis ich den Bann gebrochen hatte.
    Ich konnte nur eines tun. Ich mußte den Toten Mann sprechen.

 
6. Kapitel
     
    Man nennt ihn den Toten Mann, weil er vor vierhundert Jahren gestorben ist. Nur ist er weder tot noch ein Mann. Er ist ein Loghyr, und die sterben nicht, nur weil jemand ein paar Dolche in sie rammt. Ihre Körper machen sämtliche Stadien des Todes durch – Erkalten, Leichenstarre, Leichenblässe –, nur verwesen sie nicht. Zumindest kann kein Mensch es feststellen. Man hat Loghyrknochen in den Ruinen von Khatar Island gefunden. Sie sind den Menschenknochen sehr ähnlich, wenn sie getrocknet sind.
    »Hey, altes Gerippe. Sieht nicht so aus, als würde deine Diät Wirkung zeigen.« Der Tote Mann ist gut vierhundertfünfzig Pfund schwer und an den Rändern etwas ausgefranst, wo Motten, Mäuse und Ameisen ihn schon angefressen haben. Er lag in einem Sessel in einem dunklen Haus, das sich alle Mühe gab, so zu tun, als stünde es leer und als würden Geister darin spuken. Er stank. »Du könntest ein Bad gebrauchen.«
    Ein seelisches Frösteln ließ mich erschauern. Er schlief. Selbst zu seinen besten Zeiten ist es nicht leicht, mit ihm klarzukommen, und sicher ist es am schwersten, wenn er eben aufwacht.
    Ich schlafe nicht, ich meditiere.
    Die Gedanken hämmerten auf mein Hirn ein.
    »Ist wahrscheinlich eine Frage der Perspektive.«
    Das seelische Frösteln wurde körperlich. Mein Atem bildete Wolken, und meine Schuhschnallen vereisten. Eilig holte ich einige Opfergaben hervor, die nötig sind, wenn man mit dem Toten Mann zu tun hat. Die frisch geschnittenen Blumen kamen in die große Kristallkugel auf dem schmierigen, alten Tisch, der vor ihm stand. Dann zündete ich Kerzen an. Sein Sinn für Humor besteht darauf, daß es dreizehn sein müssen, alle schwarz; sie brennen weiß, wenn er Sprechstunde hat.
    Meines Wissens ist er der einzige Loghyr, der sein Genie je kommerziell genutzt hat.
    Er braucht das Kerzenlicht nicht, um Besucher oder die Blumen zu erkennen. Er tut nur gern so, als brauchte er es.
    Ah! Jetzt sehe ich dich, Garrett. Du Pestilenz. Kannst du mich nicht in Frieden lassen? Jeden zweiten Tag kommst du hier an, schlimmer als Motten und Mäuse.
    »Es ist fünf Monate her, Blödmann. Und wie das Loch hier aussieht, hast du die ganze Zeit nur meditiert.«
    Eine Maus, die sich unter seinem überdimensionalen Sessel versteckt hatte, rannte um ihr Leben. Der Tote Mann packte sie mit seinen Gedanken und warf sie aus dem Haus. Eine Wolke von Motten flüchtete von ihm. Er war unfähig, Käfer abzuwehren, die ihn fressen wollten, doch Leuten, die die Frechheit besaßen, ihn zur Arbeit aufzufordern, konnte er das Leben zur Hölle machen.
    »Irgendwann wirst du arbeiten müssen«, erklärte ich. »Auch ein Toter muß Miete zahlen. Und du brauchst jemanden, der dich wäscht und das Haus putzt. Abgesehen davon, daß dieses Ungeziefer verschwinden muß.«
    Eine große, schimmernd schwarze Spinne kroch aus einem

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