Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
sehen. Sobald die Spurensicherung durch ist, macht sich ein Aufräumtrupp ans Werk.« Sven musterte die zerbrochenen Fensterscheiben. »Ich denke, das bekommen wir auch eine Klasse besser hin. Noch einmal wird hier keiner ungebeten reinkommen. Wo ist Stephan?«
Stephan beendete sein Telefonat und trat näher. »Hier. Apropos Spurensicherung. Ich lege nicht unbedingt Wert darauf, dass meine Teilnahme bekannt wird.«
Mark nickte verständnisvoll. »Kein Problem. Der Blonde hat sich selber schlafen geschickt, weil du nie hier warst.«
»Hört sich gut an. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich viel zu spät begriffen habe, was sie heute Abend vorhatten, sonst hätte ich sie vorher festnehmen lassen.«
Dirk fuhr sich müde mit der Hand über die Augen. »Es erwartet keiner von dir, dass du hellsehen kannst. Ich bin dir auch so schon verdammt dankbar. Wenn wir ohne Warnung und Rückendeckung aufgetaucht wären …« Er verzog das Gesicht. »Lassen wir das lieber. Können Laura, Alex und Tim heute Nacht bei euch schlafen, Sven? Dann können die SEALs und Stephan verschwinden, und wir übernehmen den Rest.«
»Sicher, das ist doch selbstverständlich. Aber wir verschwinden alle und überlassen Tannhäuser das Kommando hier. Ich habe schon mit ihm gesprochen, er schickt ein paar Leute her, und wir machen Schluss. Den Rest klären wir morgen in Ruhe. Es wird sowieso Tage oder Wochen dauern, bis wir das alles geregelt haben.« Sven fuhr sich durch die Haare. »Hauptsache, es ist vorbei. Und für heute reicht es.«
Keiner widersprach ihm.
Epilog
Obwohl Sven befürchtete, dass Dirk sauer wurde, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sein Partner hatte sich gegen die Fensterbank in Svens Büro gelehnt und spielte mit grimmiger Miene mit dem goldenen Abzeichen in seiner Hand.
»Willst du jetzt mit mir reden oder nur Löcher in die Luft starren?«, erkundigte sich Sven ausgesprochen freundlich.
»Ich habe mich noch nicht entschieden.«
Sven verbarg sein Lachen hinter einem Hüsteln. Als er Dirks finsteren Blick sah, hob er abwehrend die Hände. »Vergiss es. Ich bin nicht in der Stimmung für einen Streit.«
»Schade.«
Sven wurde schlagartig ernst. »Dir fehlt es, oder?«
»Was meinst du? Mark? Die SEALs?«
»Nein, die Gefahr, das Adrenalin, das Gefühl, das Richtige zu tun. Wie immer du es nennen willst.«
Svens prüfendem Blick ausweichend starrte Dirk jetzt auf die Kabel an der Rückseite des Monitors. »Du hast recht. Solange Pat hier war und wir mit dem Papierkram gekämpft haben, hatte ich das Gefühl, die Sache sei noch nicht vorbei. Natürlich bin ich froh, dass Pat wieder völlig gesund ist, aber jetzt … Verdammt, ausgerechnet Unterschlagung. Es ist mir völlig egal, ob der Geschäftsführer irgendwo eine Jacht auf Firmenkosten unterhält.«
Sven zog die Augenbrauen hoch. »Dann ruf Tannhäuser an und beschwer dich.«
»Deine Vorschläge helfen mir wirklich weiter.« Dirk schwieg und grinste dann schief. »Wieso verstehst du mich besser als ich mich selbst?«
»Weil das normal ist. Mir geht’s auch so, und ich wette, Mark und seinen Jungs auch. Aber wenn du länger dabei bist, lernst du, die Auszeiten zwischen den einzelnen Jobs zu schätzen.«
Der plötzliche Hoffnungsschimmer in Dirks Miene brachte Sven erneut zum Lachen. »Du meinst, es war nicht das letzte Mal –«
Lächelnd vollendete Sven den Satz für ihn: »Dass dir Kugeln um die Ohren fliegen?« Grinsend deutete Sven auf Pats SEAL-Abzeichen, das Dirk in der Hand drehte. »Jetzt steck dein neues Spielzeug endlich weg, ehe ich auch sentimental werde. Hast du eigentlich herausgefunden, was Mark in seinem Urlaub plant?«
»Nein, leider nicht. Er macht bei dem Thema total dicht, das sieht nach einem seiner Alleingänge aus.« Dirk schob das Abzeichen in die Tasche seiner Jeans. Pat hatte es ihm kurz vorm Abflug geschenkt. Es hatte lange gedauert, bis Pats Verletzung komplett verheilt war, und noch länger, bis er die Erlaubnis zu einem Langstreckenflug bekommen hatte. Aber Dirk hatte ihn eingeladen, so lange in seinem Gästezimmer zu wohnen, sodass Pat nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt nur noch zu den Behandlungsterminen in die Lübecker Uni-Klinik gefahren war. Die beiden hatten sich noch enger angefreundet, und die herzliche Geste zum Abschied hatte Sven nicht überrascht. Er fischte zwei Speisekarten aus einem Stapel Unterlagen und warf sie Dirk zu.
»Such es dir aus: Italiener oder Steakhaus?«
Dirk nahm die beiden Karten.
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