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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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zurück. »Sie waren also bei der Beklagten angestellt, ja?«
    »Das haben Sie mich gerade gefragt.«
    »Stimmt. Äh … Können Sie uns sagen, unter welchen Umständen Sie Charlotte O’Keefe kennengelernt haben?«
    »Sie ist in der achtzehnten Woche zu einer Ultraschalluntersuchung gekommen.«
    »Wer war sonst noch anwesend?«
    »Ihr Mann«, antwortete Janine.
    »War auch die Beklagte dabei?«
    Zum ersten Mal schaute Janine mir in die Augen. »Zuerst nicht. Wir haben das immer so gehandhabt, dass ich die Ultraschallaufnahme gemacht habe, und hinterher haben wir das Ergebnis besprochen. Anschließend hat sie dann mit den Patienten geredet.«
    »Was ist bei Charlotte O’Keefes Ultraschalluntersuchung passiert, Miss Weissbach?«
    »Piper hat mir gesagt, ich solle nach Anzeichen für ein Downsyndrom suchen. Der Triple-Test der Patientin hatte ein erhöhtes Risiko ergeben. Ich habe mich darauf gefreut, mit dem neuen Gerät zu arbeiten. Es war gerade erst angekommen und auf dem neuesten Stand der Technik. Ich habe Mrs. O’Keefe gebeten, sich auf den Untersuchungstisch zu legen, habe Gel aufgetragen und dann den Signalwandler darüberbewegt, um mehrere Bilder des Fötus zu erhalten.«
    »Und was haben Sie gesehen?«, fragte die Anwältin.
    »Die Oberschenkel waren ein wenig klein, was ein Hinweis auf Downsyndrom sein kann, doch andere Indikatoren fanden sich nicht.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Ja«, antwortete Janine. »Ein paar Bilder waren ungewöhnlich klar, besonders die des Gehirns.«
    »Haben Sie diesen Sachverhalt der Beklagten gegenüber er­wähnt?«
    »Ja. Sie hat gesagt, dass die Ergebnisse der Oberschenkelmessung auch darauf zurückzuführen sein könnten und dass auch die Mutter nicht sonderlich groß sei«, antwortete Janine.
    »Und was war mit den klaren Bildern? Hat die Beklagte auch dazu etwas gesagt?«
    »Nein«, antwortete Janine. »Das hat sie nicht.«
    An dem Abend, als ich Charlotte nach ihrer Ultraschalluntersuchung in der siebenundzwanzigsten Woche – bei der ich deine Knochenbrüche entdeckt hatte – nach Hause fuhr, habe ich aufgehört, ihre Freundin zu sein, und bin zu ihrer Ärztin geworden. Ich saß an eurem Küchentisch und habe in medizinischen Fachbegriffen geredet, was an sich schon wie ein Sedativum wirkte: Der Schmerz in Charlottes und Seans Augen schwand, als ich sie mit Informationen bombardierte, die sie überhaupt nicht verstehen konnten. Ich sprach mit ihnen über die Ärztin, die ich bereits konsultiert hatte.
    Irgendwann kam Amelia in die Küche gehuscht, und Charlotte wischte sich hastig über die Augen. »Hey, Süße«, sagte ich.
    »Ich will dem Baby gute Nacht sagen«, sagte Amelia, lief zu Charlotte und schlang die Arme um den dicken Bauch ihrer Mutter.
    Charlotte stieß ein leises Wimmern aus. »Nicht so fest«, brachte sie mühsam hervor, und ich wusste, was sie dachte: Waren dir wieder ein paar Knochen gebrochen?
    »Aber ich möchte, dass sie rauskommt«, sagte Amelia. »Ich bin es leid zu warten.«
    Charlotte stand auf. »Ich glaube, ich werde mich auch ein wenig hinlegen.« Sie hielt Amelia die Hand hin, und gemeinsam verließen sie die Küche.
    Sean ließ sich auf den Stuhl sinken, den sie freigemacht hatte. »Es ist meine Schuld, nicht wahr?« Er schaute mich entsetzt an. »Ich bin der Grund, warum das Baby so ist, wie es ist.«
    »Nein …«
    »Charlotte hat schon ein Kind, und das ist vollkommen gesund«, sagte er. »Ich kann eins und eins zusammenzählen.«
    »Vermutlich handelt es sich um eine spontane Mutation. So etwas kann niemand verhindern.« Ich auch nicht, fügte ich im Geiste hinzu; trotzdem fühlte ich mich genauso schuldig wie Sean. »Du musst dich um sie kümmern, denn sie darf jetzt nicht zusammenbrechen. Lass sie nicht im Internet nachsehen, bevor ihr morgen mit der Ärztin gesprochen habt. Sag ihr nicht, was für große Sorgen du dir machst.«
    »Ich kann sie doch nicht belügen«, erwiderte Sean.
    »Das wirst du aber müssen, wenn du sie liebst.«
    Nun, all diese Jahre später, fragte ich mich, warum ich Charlotte nicht vergeben konnte, dass sie genau diesem Rat gefolgt war.
    Ich mochte Guy Booker nicht; aber wenn man einen Kunstfehlerprozess am Hals hat, will man ja auch nicht die Art von Mensch als Anwalt haben, die man zum Weihnachtsessen einlädt. Er hatte es drauf, dass die Zeugen sich im Zeugenstand wanden wie ein aufgespießtes Insekt, das man unter die Lupe nehmen will. »Miss Weissbach«, sagte Booker und stand auf, um mit dem

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