Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
Kyphoskoliose, und die können alle zu Lungenkrankheiten und Herz-Kreislauf-Problemen führen. Einige mit Typ III sterben aufgrund von Komplikationen in den Atemwegen, aber mit ein wenig Glück wird Willow eine unserer Erfolgsgeschichten werden und das Erwachsenenalter erreichen, um ein erfülltes und bedeutendes Leben zu führen.«
Einen Moment lang starrte ich Dr. Rosenblad einfach an. Nachdem ich dich kennengelernt, mit dir gesprochen und mit eigenen Augen gesehen hatte, wie du dich mit dem Rollstuhl eine Schräge hinaufgekämpft oder dich nach etwas auf der Küchenarbeitsfläche gereckt hast, fand ich es schwer vorstellbar, dass dich in deinem Leben noch all diese medizinischen Albträume erwarteten. Natürlich war das der Aufhänger für diesen Fall, mit dem Bob Ramirez und ich von Anfang an kalkuliert hatten, aber selbst für mich war dein Leben inzwischen selbstverständlich.
»Falls Willow bis ins Erwachsenenalter überlebt, wird sie dann für sich selbst sorgen können?«
Ich konnte Charlotte nicht anschauen, als ich das fragte; denn ich hatte falls statt wenn gesagt.
»Sie wird jemanden brauchen, der sich in gewissem Maße um sie kümmert, egal, wie unabhängig sie werden mag. Knochenbrüche und Krankenhausaufenthalte werden sie auch im späteren Leben begleiten. Unter diesen Bedingungen eine dauerhafte Arbeit auszuüben dürfte schwierig werden.«
»Abgesehen von den körperlichen Herausforderungen«, fragte ich, »wird es da auch emotionale geben?«
»Ja«, antwortete Dr. Rosenblad. »Kinder mit OI leiden oft unter Angstzuständen, was an der ständigen Sorge liegt, sich etwas brechen zu können. Manchmal entwickeln sie posttraumatische Belastungsstörungen nach einem besonders schweren Bruch. Dazu kommt, dass Willow bereits weiß, dass sie anders ist als andere Kinder und aufgrund ihrer OI stark eingeschränkt ist. Wenn Kinder mit OI größer werden, wollen sie unabhängig sein, aber das geht nicht im gleichen Maße wie bei gesunden Kindern. Aus diesem Grund sind sie oft in sich gekehrt, werden depressiv oder sind gar selbstmordgefährdet.«
Als ich mich umdrehte, sah ich Charlotte an. Sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben.
Vielleicht war eine Mutter nicht das, was sie nach außen zu sein schien. Vielleicht hatte Charlotte Piper Reece verklagt, weil sie Willow zu sehr liebte, um sie gehen zu lassen. Und meine biologische Mutter hatte mich vielleicht weggegeben, weil sie wusste, dass sie mich nicht lieben konnte.
»In den sechs Jahren, in denen Sie Willow behandelt haben, haben Sie da auch Charlotte O’Keefe kennengelernt?«
»Ja«, antwortete der Arzt. »Charlotte ist unglaublich eng mit ihrer Tochter verbunden. Sie hat geradezu einen sechsten Sinn in Bezug auf Willows Zustand, und sie weiß, was sie tun muss, bevor es zu schlimm wird.« Er schaute zu den Geschworenen. »Erinnern Sie sich an Shirley MacLaine in Zeit der Zärtlichkeit ? Das ist Charlotte. Manchmal ist sie so stur, dass ich sie erwürgen könnte.«
Ich setzte mich wieder und überließ Guy Booker das Feld. »Sie haben dieses Kind behandelt, seit es sechs Monate alt war, korrekt?«
»Ja. Ich habe damals in der Shriner-Klinik in Omaha gearbeitet, und Willow hat an den Parathormon-Tests teilgenommen. Als ich an das Kinderkrankenhaus in Boston gegangen bin, habe ich sie weiterbehandelt; schließlich war ich ja jetzt näher bei ihr.«
»Wie oft sehen Sie sie, Dr. Rosenblad?«
»Zweimal im Jahr, es sei denn, sie bricht sich zwischendurch etwas, und das wiederum heißt, dass ich Willow nie nur zweimal im Jahr gesehen habe.«
»Wie lange behandeln Sie OI -Kinder schon mit Parathormon?«
»Seit Anfang der Neunziger.«
»Und Sie haben gesagt, vor Parathormon seien diese Kinder weit weniger mobil gewesen, richtig?«
»Das stimmt.«
»Würden Sie also sagen, dass der medizinische Fortschritt in diesem Bereich Willows Potenzial vergrößert hat?«
»Dramatisch«, bestätigte Dr. Rosenblad. »Sie wird Dinge tun können, zu denen Kinder mit OI vor fünfzehn Jahren noch nicht in der Lage waren.«
»Hätte dieser Prozess also vor fünfzehn Jahren stattgefunden, hätten Sie uns ein weit düsteres Bild von Willows Zukunft gezeichnet. Stimmen Sie dem zu?«
Dr. Rosenblad nickte. »Vollkommen.«
»Angesichts der Tatsache, dass wir in Amerika leben, wo die medizinische Forschung in Laboren und Krankenhäusern wie dem Ihren blüht, ist es da nicht wahrscheinlich, dass Willow im Laufe ihres Lebens noch weiteren medizinischen
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