Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
Fortschritt sehen wird?«
    »Einspruch«, sagte ich. »Das ist reine Spekulation.«
    »Er ist ein Experte auf seinem Gebiet, Euer Ehren«, konterte Booker.
    »Er kann seine Meinung kundtun«, sagte Richter Gellar, »basierend auf seiner Kenntnis des gegenwärtigen Forschungsstandes.«
    »Das ist durchaus möglich«, erwiderte Dr. Rosenblad, »aber ich möchte darauf hinweisen, dass vermeintliche Wundermittel wie Parathormon für die Patienten auf lange Sicht auch Probleme verursachen können, von denen wir bis jetzt noch nichts ahnen. Das Programm läuft einfach noch nicht lange genug.«
    »Aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass Willow das Erwachsenenalter erreichen wird, oder?«, fragte Booker.
    »Absolut.«
    »Könnte sie sich verlieben?«
    »Natürlich.«
    »Könnte sie ein Kind bekommen?«
    »Möglich.«
    »Könnte sie außer Haus arbeiten?«
    »Ja.«
    »Könnte sie unabhängig von ihren Eltern leben?«
    »Vielleicht«, antwortete Dr. Rosenblad.
    Guy Booker ging zu den Geschworenen und stützte sich auf die Brüstung der Geschworenenbank. »Dr. Rosenblad, Sie behandeln doch Krankheiten, nicht wahr?«
    »Sicher.«
    »Würden Sie einen gebrochenen Finger behandeln, indem Sie den Arm amputieren?«
    »Das wäre kaum angemessen.«
    »Ist es dann nicht auch unangemessen, OI vorzubeugen, indem man den Patienten abtreibt?«
    »Einspruch«, rief ich.
    »Stattgegeben.« Der Richter funkelte Guy Booker an. »Ich dulde in meinem Gerichtssaal keine Antiabtreibungsdemonstration, Mr. Booker.«
    »Lassen Sie es mich anders formulieren. Kennen Sie Eltern, die sich entschlossen haben, ihr Kind abzutreiben, weil in utero OI diagnostiziert worden ist?«
    Rosenblad nickte. »Ja, zumeist in Fällen, wo es sich um Typ  II gehandelt hat, die tödliche Variante.«
    »Was ist mit Typ  III ?«
    »Einspruch«, sagte ich. »Was hat das mit der Klägerin zu tun?«
    »Ich will das hören«, sagte Richter Gellar. »Sie dürfen die Frage beantworten, Dr. Rosenblad.«
    Rosenblad antwortete, als würde er sich durch ein Minenfeld tasten. »Ein Wunschkind abzutreiben ist für niemanden die erste Wahl«, sagte er, »aber wenn man es mit einem Fötus zu tun hat, der sich zu einem schwerstbehinderten Kind entwickelt, haben unterschiedliche Familien unterschiedliche Toleranzschwellen. Einige Familien wissen, dass sie ein behindertes Kind werden versorgen können, andere sind klug genug zu erkennen, dass es ihnen unmöglich ist.«
    »Dr. Rosenblad«, sagte Booker, »würden Sie Willow O’Keefes Geburt als ungewollt bezeichnen?«
    Ich fühlte etwas neben mir und sah, dass Charlotte zitterte.
    »Ich bin nicht in der Position, das zu beurteilen«, antwortete Rosenblad. »Ich bin nur der Arzt.«
    »Genau«, erklärte Booker.

Piper
    Ich hatte meine Sonografin Janine Weissbach nicht mehr gesehen, seit sie meine Praxis vor vier Jahren verlassen und an einem Krankenhaus in Chicago angefangen hatte. Ihr Haar, das früher blond gewesen war, war nun haselnussbraun, und um die Mundwinkel waren feine Fältchen zu sehen. Ich fragte mich, ob sie mich noch problemlos erkannte oder ob Charlottes Verrat mich bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte.
    Janine war allergisch auf Nüsse gewesen, und einmal war es zu einem Kleinkrieg zwischen ihr und einer Krankenschwester gekommen, die immer Haselnusskaffee aufgeschüttet hatte. Janine bekam allein von dem Geruch schon Ausschlag, und die Krankenschwester schwor, ihr sei nicht klar gewesen, dass Nüsse auch in flüssiger Form als Allergen zählten. Janine fragte sie daraufhin, wie sie die Schwesternprüfung bestanden habe. Tatsächlich war dieser Streit die größte Aufregung in meiner Praxis gewesen … bis zu dieser Klage natürlich.
    »Wie haben Sie die Klägerin in diesem Fall kennengelernt?«, fragte Charlottes Anwältin.
    Janine beugte sich näher an das Mikrofon des Zeugenstands. Sie sang früher immer Karaoke in einem Nachtclub und bezeichnete sich als pathologischen Single; nun trug sie allerdings einen Verlobungsring.
    Menschen verändern sich. Selbst Leute, die man glaubte genauso gut zu kennen wie sich selbst.
    »Sie war Patientin in der Praxis, in der ich gearbeitet habe«, sagte Janine. »In der Praxis von Piper Reece.«
    »Sie waren bei der Beklagten angestellt?«
    »Ja, drei Jahre lang, aber jetzt arbeite ich im Northwestern Memorial Hospital.«
    Die Anwältin starrte an die Wand, als hörte sie gar nicht zu. »Miss Gates«, hakte der Richter nach.
    »Tut mir leid«, sagte sie und kehrte wieder

Weitere Kostenlose Bücher