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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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er noch hinzu: »Danach melden Sie sich beim dienstältesten Offizier der Boote. Kommen Sie nicht zurück.« Er sah die verschiedensten Gemütsbewegungen im Gesicht des Jungen widergespiegelt: Erleichterung, Sorge und schließlich Trotz, und fuhr fort: »Ich bitte Sie nicht darum, das ist ein Befehl!«
    »Aber, Sir, ich möchte bei Ihnen bleiben!«
    Bolitho wandte sich um, als ein neuer Knall vom Hang her ertönte.
    Diesmal flog die Kugel übers Wasser, wo sie von Welle zu Welle sprang wie ein Delphin.
    »Ich weiß, aber wie soll ich es Ihrem Vater erklären, wenn Ihnen etwas passiert? Wer wird dann den Apfelkuchen Ihrer Mutter essen?
    «
    Er hörte etwas wie ein unterdrücktes Schluchzen, und als er sich wieder umdrehte, war der Platz neben ihm leer. Noch ein bißchen Zeit gewonnen für dich, dachte Bolitho traurig. Couzens war drei Jahre jünger als Huyghue, ein Kind!
    Er sah ein Aufblitzen und hörte die Kugel über das Fort heulen.
    Sie hatten sich jetzt eingeschossen, das Geschoß schlug dicht bei der Fregatte ins Wasser und überschüttete eins ihrer Boote, das gerade zur Insel zurückkehrte, mit einer Woge von Gischt.
    D’Esterre kam die Leiter herauf, um nach ihm zu sehen. »Die letzte Abteilung schifft sich jetzt ein, mit den meisten Gefangenen.
    Major Paget hat den Franzosen im ersten Boot hinübergeschickt, er will kein Risiko eingehen.« Er nahm den Hut ab und starrte zum Damm hinüber. »Abscheulicher Ort.«
    Eine Stimme rief vom Hof herauf: »Die Vanquisher geht Anker auf, Sir!«
    »Möchte wohl weg, bevor sie von Oberst Brown ein Stück Blei aufs Achterdeck gesetzt bekommt.« D’Esterres Ausdruck wurde besorgt. »Das könnte der Zündfunke sein, der den Angriff auslöst, wenn sie annehmen, daß wir alle abhauen, Dick.«
    Bolitho nickte. »Ich mache mich fertig. Hoffentlich habt ihr ein schnelles Boot für uns!«
    Es sollte lustig klingen, aber es trug nur dazu bei, die Spannung zu erhöhen, die sogar das Atmen schwer machte.
    D’Esterre antwortete: »Die Jolle von der Spite wartet dort. Nur für dich, Dick.«
    Bolitho entgegnete: »Geh’ jetzt. Ich komme schon klar.« Er sah die letzte Gruppe Marineinfanteristen über den Hof laufen, einer von ihnen schleuderte eine brennende Fackel in den Papierstapel vor den Ställen.
    D’Esterre beobachtete, wie Bolitho zum Magazin ging, dann wandte er sich um und folgte rasch seinen Leuten durch das Tor.
    Eine Kugel heulte dicht über den Turm, aber d’Esterre blickte nicht einmal auf. Sie schien für ihn keine Drohung zu enthalten.
    Gefahr und Tod waren allein hier unten, eine scheußliche Erinnerung.
    Er sah die Silhouette der Fregatte kürzer werden, als sie sich jetzt der offenen See zuwandte, ihre Fock füllte sich bereits, während eins ihrer Boote noch mit äußerster Kraft versuchte, längsseits zu pullen. Für die anderen Boote würde es ein langer und harter Weg sein, ihr Schiff zu erreichen. Aber der Kommandant kannte die tödliche Gefahr gut placierter Artillerie an Land. Eine Fregatte zu verlieren, war schlimm genug, aber noch schlimmer wäre es, wenn sie gekapert und von der Rebellenflotte vereinnahmt würde.
    Bolitho vergaß d’Esterre und alles andere, als er Stockdale mit einer brennenden Lunte bei den Zündschnüren sah. Neben ihm standen ein Korporal der Marineinfanterie und ein Seemann, in dem er trotz Schmutz und Bartstoppeln Rabett, den Dieb aus Live rpool, erkannte.
    »Legt Feuer!« rief er und zuckte gleich darauf zusammen, als eine schwere Kugel durch die zersplitternde Brustwehr krachte und in den bereits lichterloh brennenden Ställen einschlug.
    »Marsch zu den Toren, Korporal, und rufen Sie Ihre Wachtposten zurück, so schnell Sie können.«
    Die Zündschnüre erwachten zischend zum Leben, im Dämmerlicht der Kasematte wirkten sie wie wütende Schlangen.
    Die Zündfunken schienen mit unheimlicher Geschwindigkeit vorwärtszueilen, wenigstens kam es Bolitho so vor; er berührte Stockdale an der Schulter.
    »Zeit für uns, komm.«
    Eine Kugel schlug beim Fort ein und schleuderte eins der Schwenkgeschütze wie ein Stück Holz in die Luft.
    Zwei weitere, scharfe Detonationen kamen vom Damm her: die beiden Geschütze waren gesprengt worden.
    Gewehrfeuer war jetzt zu hören, noch weit entfernt und ohne Wirkung. Aber der Feind würde bald stürmen.
    Sie rannten hinaus in das grelle Sonnenlicht, vorbei an brennenden Ställen und Vorratsräumen.
    Ein lauter Knall und splitterndes Holz, das einmal die Brustwehr gewesen, bewiesen, daß

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