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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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unterschreibe das verdammte Zeug.« Dann blickte er Cairns an: »Muß eine blutige Angelegenheit gewesen sein. Unsere Leute scheinen sich aber wacker geschlagen zu haben.«
    Durch die tropfenden Fenster betrachtete er das verschwommene Bild des Flaggschiffs, das auf gleichem Kurs lag, die Segel windgefüllt.
    »Und jetzt dies hier, verdammter Mist!«
    Cairns folgte seinem Blick. Er wußte wohl besser als jeder andere, was sein Kommandant empfand.
    Es hatte ganze sechs Tage gedauert, bis die massigen Linienschiffe sich wieder mit Spite und Vanquisher vereinigt hatten; dann vergingen zwei weitere Tage, in denen Admiral Coutts die Offiziere seines kleinen Geschwaders zu Besprechungen zusammenholte, den entwaffnend zuversichtlichen Franzosen verhörte und schließlich die Informationen verarbeitete, die Paget aus dem Fort gebracht hatte.
    Anstatt nun nach New York zurückzukehren, um sich neue Befehle und Ersatz für die Toten und Verwundeten zu holen, mußte die Trojan weiter nach Süden segeln. Pears hatte Order, eine Insel zu finden und schließlich zu zerstören, die – wenn man den Aussagen der Gefangenen Glauben schenken konnte – das wichtigste Glied in der Nachschubkette darstellte, die Washingtons Armeen mit Waffen und Munition versorgte.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Pears diesen Einsatz als willkommene Unterbrechung der langweiligen Liege- und ermüdenden Patrouillenzeiten begrüßt.
    Das Flaggschiff Resolute würde sie bald verlassen und Coutts beeindruckende Berichte dem Oberbefehlshaber in New York überbringen, zusammen mit den Schwerverwundeten und den Gefangenen.
    Aber der jugendliche Konteradmiral selbst hatte den nach Pears Ansicht noch nie dagewesenen Schritt unternommen, seinen Flaggschiffskommandanten zum stellvertretenden Befehlshaber des Geschwaders zu ernennen, während er seine Flagge auf der Trojan hissen ließ, um den Angriff im Süden selbst zu leiten.
    Coutts vermutete wohl zu Recht, daß der Oberbefehlshaber ihn, wenn er mit der Resolute erst einmal in New York eingelaufen war, anderweitig einsetzen würde, eventuell in Zusammenarbeit oder gar unter direktem Befehl des Gesandten Sir George Helpman. Mit der erfolgreichen Ausführung seiner Eroberungspläne wäre es dann vorbeigewesen.
    Es klopfte an Pears Tür.
    »Herein!«
    Er blickte auf und in Bolithos Gesicht, der, den Hut unterm Arm, die Kajüte betrat.
    Er sah älter aus, fand Pears, abgespannt, aber selbstsicherer. Um die Mundwinkel hatten sich Falten gebildet, aber die grauen Augen blickten fest und – wie die der zerschlagenen Reste der Marineinfanteristen – trotzig.
    Pears bemerkte an der Haltung der Schulter, daß Bolitho noch starke Schmerzen haben mußte, sowohl vom Hieb der Klinge wie auch von der Wundbehandlung durch den Arzt. Aber in seiner frischen Kleidung wirkte er wie völlig wiederhergestellt.
    Pears begrüßte ihn: »Gut, Sie heil und in einem Stück zu sehen.«
    Dann wies er auf einen Stuhl und wartete, bis der Sekretär den Raum verlassen hatte. »Sie werden es bald genug erfahren: Wir segeln nach Süden, um dort eine Nachschubbasis aufzuspüren und zu zerstören.« Er zog eine Grimasse: »Auch noch französisch, zu allem Überfluß.«
    Bolitho setzte sich vorsichtig. Seit er frisch gewaschen war und saubere, seltsam ungewohnte Kleidung trug, fühlte er die Spannung allmählich nachlassen.
    Sie waren alle nett zu ihm gewesen – Cairns, der Weise, Dalyell, alle –, und er fühlte sich wieder frei und zu Hause in diesem ächzenden, überfüllten Rumpf.
    Bis jetzt hatte er keine Ahnung gehabt, was vor sich ging. Nach der schnellen Überfahrt an Bord der Korvette und der Trauer über den Tod weiterer Verwundeter fand er kaum zu etwas anderem Zeit als dazu, seine Version des Erlebten zu Papier zu bringen. Außer ein paar kurzen Worten, als man ihm und den anderen an Bord half, hatte er noch nicht wieder mit Pears gesprochen.
    Der Kommandant fuhr nun fort: »Der Krieg fordert einen hohen Zoll. Wir waren knapp an erfahrenen Offizieren, jetzt sind wir noch knapper.« Er starrte auf den leeren Tisch, wo vorher der Bericht gelegen hatte. »Gute Leute sind getötet, andere verstümmelt, die Hälfte meiner Marineinfanteristen fällt aus, und dann sind auch noch zwei Offiziere gefangengenommen! Ich fühle mich wie ein Prediger in einer leeren Kirche.«
    Bolitho blickte Cairns an, aber dessen Gesicht verriet nichts. Er hatte morgens eine Brigg mit dem Flaggschiff Signale tauschen und dann in Rufweite gehen sehen, aber

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