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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Batteriedeck fertig, Sir!«
    Bolitho malte sich Dalyell bei seinen dreißig schweren Zweiunddreißigpfündern aus. Wie jeder der Offiziere war auch Dalyell zweimal im Rang gestiegen, aber seine Erfahrung hatte mit diesen Beförderungen nicht Schritt gehalten. Bolitho war es klar, daß jeder von ihnen bei einem Kampfeinsatz der Trojan auf die härteste Probe gestellt wurde.
    Quinn kam von der anderen Seite und fragte: »Was ist eigentlich los, Dick?« Er wurde beinahe umgerannt, als einige Schiffsjungen mit Munition für die Heckgeschütze vorbeiflitzten.
    Bolitho blickte durch das schwankende Gewirr von Takelage und Segeln zum Großtopp auf und rief sich seine Gefühle ins Gedächtnis, die ihn noch vor kurzem dort oben erfüllt hatten, als er das andere Schiff durch das Fernglas betrachtete. Das war schon vor fünf Minuten gewesen, aber das Tageslicht schien nur zögernd den Blick auf den Ankömmling freizugeben; nur die Ausgucks in den Mastspitzen konnten ihn klar sehen.
    Er erwiderte: »Vielleicht ist das Schiff nur unterwegs zu einem anderen karibischen Hafen.«
    Aber während er dies sagte, wußte er bereits, daß er sich selbst etwas vormachte oder Quinns Ängste zu beschwichtigen versuchte.
    Es war kein Engländer. Jedes größere ihrer eigenen Schiffe fuhr mit anderen im Verband, schon für den Fall, daß Frankreich offen in den Kampf eingriff. Es war auch kein Spanier, denn deren Großkampfschiffe hatten genug damit zu tun, ihre silber- und goldbeladenen Transportschiffe durch die von Piraten wimmelnden Gewässer nach Santa Cruz zu geleiten. Nein, es mußte ein Franzose sein.
    Bolitho fröstelte vor Erregung. Er hatte schon genügend französische Schiffe gesehen. Sie waren hervorragend konstruiert, formschön, und sollten sehr gute Besatzungen haben.
    Er blickte vorbei an den Booten und sah Coutts, der sich mit auf dem Rücken verschränkten Händen mit Pears und Bunce unterhielt.
    Alle machten einen ruhigen Eindruck, obwohl man das bei Pears nicht so ohne weiteres erkennen konnte. Es war seltsam, derartigen Betrieb zu so früher Stunde auf dem Achterdeck zu sehen. Geschützbedienungen arbeiteten auf beiden Seiten, und weiter achtern, vor den Hängemattsnetzen, standen d’Esterres klägliche Reste an Unteroffizieren. Dicht bei einer Neunpfünderbatterie entdeckte er Libby, einstmals Signalfähnrich, jetzt Fünfter Offizier. Was mochte er wohl denken? Er war siebzehn Jahre alt, und wenn eine volle Kartätschenladung das Achterdeck leerte, fand er sich womöglich vorübergehend im Besitz der Kommandogewalt, bis jemand anderer ihn erreichen konnte. Frowd war auch dort, vor kurzem noch Steuermannsmaat, jetzt Sechster. Es war verrückt, wenn man es sich überlegte: er war ein oder zwei Jahre älter als Cairns.
    Frowd stand in der Nähe von Sambell, dem anderen Steuermannsmaaten.
    Bevor Sparke fiel und Probyn gefangengenommen wurde, hieß es »Jack« und »Arthur«. Jetzt hieß es »Sir« und »Mr. Sambell «.
    Erhörte Cairns Ruf: »Einen Strich abfallen!«
    Dann, später, rief der Rudergänger: »Neuer Kurs liegt an, Sir!
    Südost zu Süd!«
    Die Brassen wurden besetzt und die Rahen entsprechend der geringfügigen Kursänderung getrimmt. Außer dem Pfeifen in den Segeln und den anderen Geräuschen des Schiffes herrschte absolutes Schweigen.
    Bolitho stellte sich die Karte vor: voraus lag die Insel, wie sie den Ausgucksleuten im Topp jetzt erscheinen mußte. Die Hauptmasse des Landes erstreckte sich nach Steuerbord, hinter der Landzunge lag der Eingang zum Ankerplatz, wo die Spite jetzt vermutlich auf Position lag. Es würde eine böse Überraschung für sie geben, wenn der Franzose über die flach auslaufende Landzunge für sie sichtbar wurde. Cunninghams Ausgucksposten würden ihn möglicherweise für die Trojan halten.
    »An Deck!« Bullers heisere Stimme. »Das andere Schiff kürzt Segel, Sir!«
    Jemand sagte: »Vermutlich hat er die Spite gesichtet.«
    Die Backbordbatterie tauchte ein, als die Trojan sich leicht übe rlegte, und Bolitho sah die festgezurrten Geschütze plötzlich im ersten Sonnenlicht aufblitzen.
    Die Farben kehrten zurück, alle Dinge wurden wieder wie sonst, das fahle Morgenlicht war der Sonne gewichen. Hier und da bewegte sich jemand, schoß ein Tau auf, strich sich das Haar aus den Augen oder legte sich das Enterbeil zurecht.
    In Abständen standen die Unteroffiziere und Fähnriche, kleine, blau-weiße Markierungspunkte in der Reihe der Seeleute.
    Hoch über dem Deck, an der Spitze des

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