Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Beifahrerseite. Der Escort schwankte bei dem Aufprall, fuhr aber weiter.
Gott sei Dank, Gott sei Dank!
Verdammt.
Da waren noch mehr von ihnen.
Die gleiche Szene, immer wieder. Sie griffen das Auto an. Er überfuhr noch weitere. Einer davon wurde von dem Aufprall hochgeschleudert und knallte in die Windschutzscheibe. Das Glas bekam Sprünge und sah wie ein Spinnennetz aus. Der Körper hing noch dort eingezwängt und Blut lief an den Ritzen hinab. Inzwischen konnte Louis nicht sehen, wo er hinfuhr. Er schrie wie ein Wahnsinniger, als er sah, dass sie überall waren; nackte Leute, die Schulter an Schulter auf der Straße standen. Er fuhr zwei weitere über den Haufen.
Das Steuer wirbelte in seinen Händen.
Er schrie erneut, als das Auto mit Steinen beworfen wurde und der Körper der Person auf der Windschutzscheibe in das Auto fiel, weil das blutbeschmierte Sicherheitsglas nachgab. Der Körper rutschte über das Armaturenbrett und fiel direkt in seinen Schoß. Er trat die Bremse, weil er den blutüberströmten Leib von sich schieben wollte, und das Auto geriet auf dem Kiesuntergrund ins Schleudern, stieß an und rollte weiter, erwischte dann einen Graben und kippte um.
Louis hörte sie in der Ferne aufheulen.
Er wurde nicht verletzt.
Die Leiche – ein Mann – war auf den Rücksitz gefallen, als sich das Auto überschlug. Es war keine Zeit. Louis kroch durch die fehlende Scheibe des Beifahrerfensters und zog sich heraus. Er rutschte aus und fiel in den Graben, direkt in ungefähr ein Meter tiefes stehendes Wasser. Er planschte zum grasbewachsenen Ufer rüber. Im Licht der aufgehenden Sonne konnte er eine Weide sehen, auf der Schafe grasten.
Er humpelte vorwärts, seine Lunge schmerzte und sein Atem brannte in seiner Kehle.
Die Welt lag noch immer in Schatten und er stolperte direkt in ein Rudel Wilder. Sie waren hierher auf diese Wiese gekommen, um sich die Schafe zu holen. Die Schafe waren alle längst tot. Gehäutet. Was er gesehen hatte, waren keine grasenden Schafe, sondern Wilde, die ihre blutüberströmten weißen Felle trugen.
Dutzende von ihnen standen jetzt auf. Er stolperte über seine eigenen Füße und fiel ins Gras.
Er hörte Vögel zwitschern. Das Grunzen der Wilden, als sie sich ihm näherten. Das war’s. Sie hatten ihn. Es gab kein Davonlaufen mehr, kein Verstecken, gar nichts mehr. Aber vielleicht war es besser, es hinter sich zu bringen, dachte er. Denn wie lange kann man wegrennen, wenn man der letzte Mann auf Erden ist und die Monster von allen Seiten kommen?
Lieber sterben, als einer von ihnen werden.
Er beobachtete, wie sie herankamen. Sie widerten ihn auf jeder nur möglichen Ebene an. Ein Rückblick in eine Zeit, als Menschen nichts als dreckige, unflätige Jäger waren, die Felle und rituelle Tätowierungen und Piercings trugen. Gestalten, die in Knochenhaufen stocherten und plumpe Waffen herstellten, die Schädel ihrer Vorfahren und die Skalps ihrer Feinde begehrten und längst vergessene heidnische Jagdgötter anbeteten. Die ihren aasigen Nachwuchs in finsteren, nach Fleisch stinkenden Höhlen aufzogen, in denen Fleisch – tierisches und menschliches – über den rituellen Feuern geräuchert wurde, die ihre dunkle, bösartige kleine Welt erleuchteten.
Nein, er weigerte sich, so etwas zu werden.
Als sie ihn umzingelten, nach ihm griffen und ihn zerkratzten, verlor er das Bewusstsein – doch was war das für ein vorzüglicher Fall kopfüber in die Dunkelheit, in die Vergessenheit des Nichts.
Sogar sie vermochten es nicht, ihn hier zu schnappen.
Er war in Sicherheit.
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Später wachte er auf und die Sonne schien.
Er war unversehrt.
Sie hatten ihn nicht aufgeschlitzt oder aufgespießt.
Sein Bein schmerzte gar nicht so sehr und er sah, dass es mit einem rauen Umschlag aus Schlamm, Blättern und Kräutern umwickelt war. Was auch immer das für ein Zeug war, es wirkte.
Aber er war nicht allein.
Er lag im Gras, mit dem stinkenden Pelz eines Schafes zugedeckt. Da saß eine Frau bei ihm, ihr nackter Rücken war an seine Brust gepresst und ihr Hintern an seine Lenden. So hatten sie immer geschlafen, aneinandergekauert.
Michelle.
Er lag bei Michelle, so verrückt, wie das auch klang. Und er traute sich nicht sich zu bewegen, weil es die Fantasie zertrümmern, den Traum zerstören würde … aber dann merkte er, dass es gar kein Traum war. Er war bei Michelle. Wirklich bei ihr. Sie lebte und sie atmete und sie war warm. Sie roch nach Blut und feuchter Erde und rohem
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