Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci

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bis zum Knall.« Puller sah Cole an und bildete mit dem Mund lautlos zwei Wörter: Sofort abhauen. Sie schüttelte den Kopf. Als er in die Richtung des Ausgangs zeigte, zog sie eine trotzige Miene. Als er sie ein drittes Mal zum Gehen bewegen wollte, winkte sie ab.
    »John, bist du noch da?«, fragte sein Bruder. »Was ist denn los?«
    »Nichts. Ich musste rasch eine taktische Unklarheit bereinigen. Wenn du von Verpuffung sprichst, was genau ist damit gemeint?«
    »Vielleicht eine halbe Kilotonne Sprengkraft, aber ich möchte die Angabe als eher begründete Vermutung bezeichnen. Die Betonkuppel dürfte einen Großteil der Druckwelle abfangen.«
    »Eine halbe Kilotonne?«, wiederholte Puller. »Das entspricht fünfhundert Tonnen TNT . So was nennst du eine Verpuffung?«
    »Hiroshima wurde mit einer Sprengkraft von dreizehn Kilotonnen getroffen. Benutzt wurden dafür nur sechzig Kilogramm Uran, und davon haben in Wirklichkeit bloß sechshundert Milligramm reagiert, also ungefähr das Gewicht einer Münze. Ich habe keine Ahnung, welche Menge Plutonium dort in der Bombe bei dir steckt, aber wir müssen uns auch auf das schlimmste Szenario gefasst machen. Die Sprengkraft muss keineswegs so gering bleiben wie damals in Hiroshima. Statt Detonationszündung haben wir Implosionszündung, statt um Uran geht’s um Plutonium. Um keine Möglichkeit außer Acht zu lassen, müssen wir auch eine Sprengwirkung von mehreren Millionen Tonnen TNT in Betracht ziehen. Sie würde die Betonkuppel in die Umlaufbahn schießen und mindestens sechs Bundesstaaten atomar verseuchen. Und West Virginia könnte man von der Landkarte streichen.«
    Puller brach der kalte Schweiß aus. »Na gut, im Vergleich dazu klingt eine halbe Kilotonne nicht übel. Dann erklär mir mal, wie ich eine Verpuffung herbeiführen kann.«
    »Wir müssen die vorzeitige Explosion eines Segments des konventionellen Sprengstoffs auslösen.«
    »Ja, das habe ich begriffen. Aber wie?«
    »Hast du die Sachen mitgenommen, die ich dir genannt habe?«
    Cole betrachtete Puller, während sie in seinem Armeerucksack kramte und eine Stange Dynamit, Draht, eine Zündkapsel und ein Zählwerk heraussuchte. Das alles hatte sie ihm besorgt. Sie reichte Puller die Gegenstände, während er das Telefon an die Wange gedrückt hielt. »Ich dachte, ich bräuchte sie, um irgendwo ein Loch hineinzusprengen. Hättest du mir gesagt, dass ich sie verwenden muss, um einen Atomsprengsatz zu zünden, wäre ich jetzt vielleicht nicht hier.«
    »Doch, wärst du«, entgegnete Robert. »Ich kenne meinen kleinen Bruder.« Er machte diese Äußerung in humorigem Tonfall, doch Puller wusste, dass er jetzt nicht lächelte. In Wahrheit gab er sich wahrscheinlich die allergrößte Mühe, die Beunruhigung seines »kleinen Bruders« zu beschwichtigen und ihn – falls das überhaupt möglich war – von dem Gedanken abzulenken, dass er neben einer Bombe kauerte, die möglicherweise eine Sprengkraft von einigen Millionen Tonnen TNT besaß.
    »Wo bringe ich das Dynamit an? Ich sehe doch den Sprengstoff nicht.«
    »Dem Dynamit ist es egal, ob du den Sprengstoff siehst oder nicht. Wenn du von oben auf die Bombe schaust, befestige es an einer Stelle fünf Grad linker Hand.«
    »Warum ausgerechnet fünf Grad?«
    »Die Fünf war immer meine Lieblingszahl, John.«
    Puller verfuhr wie geheißen und informierte seinen Bruder.
    »Gut«, sagte Robert. »Jetzt stell den Zeitzünder so ein, dass das Dynamit explodiert, bevor die Zeitzündung der Bombe erfolgt. Bei einem Atomsprengsatz reicht ein Unterschied von einer Millisekunde schon vollkommen aus. Die Dynamitexplosion reißt ein Loch ins Gefüge der Sekundärzünder-Sprengstoffkeile und leitet eine Aufeinanderfolge zeitlich versetzter Explosionen ein, die den Mantel zerstören und die Kompressionsphase verhindern. Der Kern quetscht sich durch die entstandenen Löcher, sodass das kritische und superkritische Stadium erst gar nicht initiiert werden. Ohne den Kern kann das Plutonium nicht komprimiert werden, und das ganze Gebilde zerfällt.«
    »Und das wäre ein günstiges Ergebnis?«, fragte Puller.
    »Lass mich die drei Szenarien schildern, die ich für vorstellbar halte. Falls wir echtes Glück haben, bleibt alles in kleinem Rahmen. Das heißt, du hättest dort eine zwar strahlungsaktive Bombe, aber ohne Einbeziehung des atomaren Materials in die Sprengwirkung. Dann käme es schlimmstenfalls zu einem schwachen Bums mit einer gewissen radioaktiven Verschmutzung, bei dem