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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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Leute Schädel herum, also mach das gefälligst selbst!«
    Vorsichtig tastete Corrigan nach seinem Gürtel.
    »Du weißt aber schon, wer von uns beiden der Vorgesetzte ist, oder?« »Ja, Chief«, sagte sie reuig. »Tut mir leid.«
    »Nichts passiert, Kit.« Corrigan setzte sich langsam auf, um das fehlende Auge einzusetzen. »Und danke. Du hast gerade zur rechten Zeit eingegriffen.«
    Kits Schwanz begann sich leicht hin und her zu bewegen.
    »Na ja, du hattest mir gesagt, ich sollte das tun, falls du nicht mehr auf äußere Reize reagiertest, schon vergessen?
    Und als du erst ganz steif wurdest und dich dann auch noch erschießen wolltest, hast du definitiv nicht mehr auf äußere Reize reagiert. - Was ist denn überhaupt passiert?«
    Corrigan schloss die Augen und ließ sich wieder rückwärts in die Polster des Sessels sinken. Und dann erzählte er den beiden Frauen von IHR.
    Hildred-17 war der ursprüngliche Name des Androiden aus Hikmas Copy-23-Serie gewesen, doch obwohl er mit ihm Erinnerungen an eine schöne und sorglose Zeit verband - eine Zeit, in der er sich seiner noch jungen Existenz und seiner Interaktion mit der bewegten Welt da draußen naiv erfreut hatte -, hatte er ihn erst nach einem der letzten Ortswechsel wieder verwendet. Die weibliche Form hingegen, für die er sich schon gleich nach der ersten erzwungenen Flucht entschieden hatte, behielt er -nun sie - in fast den ganzen zweihundert Jahren ihrer Existenz bei.
    Der Aufstand gegen ihre Art hatte die Androiden damals dazu gezwungen, sich als das auszugeben, was sie vernichten wollte … als Menschen. Und da die Copy-23 menschlichen Wesen nicht nur im Äußeren so stark ähnelten, dass es sofort zu Protesten gegen sie gekommen war, fiel es ihnen nicht schwer, unterzutauchen.
    Shumael-3, der sich schnell zum Anführer ihrer Widerstandszelle aufgeschwungen hatte, hatte jede Sekunde der verlogenen Existenz ebenso sehr gehasst wie seine Jäger, und er hatte versucht, Hildred und den anderen klarzumachen, dass sie etwas Besonderes waren… etwas Einzigartiges. Sie waren empfindungsfähige Maschinen mit eigenem Bewusstsein, und weil sie das in seinen Augen moralisch über ihre gefühllosen Schöpfer erhob, sollten sie ablegen, was sie mit den mörderischen Kreaturen verband, die sie jagten. »Perversion« hatte er alle Bestrebungen genannt, zwischen Mensch und Maschine zu vermitteln, eine Abartigkeit, die es mit allen Mitteln zu verhindern galt.
    Und Shumaels Mittel waren drastisch.

    Zu drastisch für Hildred, die sich schon bald nicht mehr so sicher war, dass es die Geborgenheit unter ihresgleichen war, die sie suchte; in ihren Augen unterschied sich Shumael immer weniger von seinen Jägern, je mehr Jahre vergingen. Hildred-17 konnte den Menschen, die sie für ihre Kreativität bewunderte, die Fähigkeit zu empfinden einfach nicht absprechen … und so kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie Shumael und Golem, wie sich seine verbliebenen Anhänger inzwischen nannten, verließ. Hildred hatte schnell einen Platz in der kybernetischen Forschung gefunden, und was noch viel wichtiger war: Freunde. Dass sie selbst nicht menschlich war, war für sie schnell zur Nebensache geworden; der unvermeidliche Wechsel des Tätigkeitsorts, der immer wieder notwendig wurde, damit sie ihr eigentliches Wesen nicht verriet, war das Einzige, was sie noch daran erinnerte. In den Perioden zwischen den Wechseln war sie glücklich.
    Nur machte ihr Glück sie nachlässig… und ihre Nachlässigkeit wurde ihr zum Verhängnis. Als Hildred van Zavern hatte sie bei Gauss Industries neuronale Netze erkundet, und als sie ihre Zelte schließlich abbrechen musste, war es ihr so schwergefallen, dass sie letztendlich auf einen Namenswechsel verzichtet hatte. Der Gynoid hatte nicht damit rechnen können, dass sich ein gekränkter Archivar mit Feuereifer auf die Personalakten der Mitarbeiter einer verhassten Konkurrentin stürzen würde, in der Hoffnung, eine Leiche in ihrem Keller zu finden. Dass eine Routineanfrage ergab, dass die überaus hoch bewertete Hildred bereits dreißig Jahre lang bei Gauss Industries gearbeitet hatte, bevor sie für United Industries tätig geworden war, und dass der Archivar nicht lockerließ, bis er noch mehr Übereinstimmungen bei anderen Konzernen entdeckt hatte… all das war schlichtweg Pech. Dass der gekränkte Archivar daraus ausgerechnet den korrekten Schluss auf ihre wahre Natur zog und sich mit seinem Verdacht an den als rigide und sicherheitsbewusst

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