Zero Gravity
Hang.«
System: Holloway Planet: Holloway II Forschungsinstallation Niamh Nagy, UISS Sleipnir Einer von Kit Lacrozes Fuchshaken grub sich schmerzhaft in ihre Lippe; mit Kanevskayas Hilfe hatte sie die Liegefläche des Copiloten-Sitzes in die Horizontale gebracht, und nun starrte sie nervös auf das bläuliche Gesicht des Chiefs. Dabei gab sie sich große Mühe, nicht in seine leeren Augenhöhlen zu schauen. Es war schon schlimm genug gewesen, darin herumzufummeln, während Kanevskaya versucht hatte, den mit der Pistole um sich schlagenden Mann festzuhalten. Ihre klauenbewehrten Hände ballten sich zu Fäusten.
Hoffentlich habe ich nichts falsch gemacht… eben war ich mir noch ganz sicher, dass er >rechts-reset, links-laden< gesagt hatte, aber nun…
Offensichtlich hatte sie ihre Befürchtung laut ausgesprochen, denn Kanevskaya, die neben dem reglosen Corrigan kniete, hob den Kopf und sah auf den kleinen Scanner, den Kit aus ihrem MedPack ausgegraben hatte. »Das sieht gut aus, Kit. Seine Vitalwerte stabilisieren sich. Ich glaube, Sie haben alles richtig gemacht.«
»Das hoffe ich.« Die Klauenspitzen gruben sich tief in Kits Handflächen. »Lebend ist er für mich mehr wert als tot.«
Das veranlasste die MedTech dazu, ihr einen prüfenden Blick aus kühlen grünen Augen zuzuwerfen. »Sind Sie Kopfgeldjägerin?«
»Nein, natürlich nicht«, seufzte Kit. »Ich bin… na ja, ich bin Bodyguard. Oh, Mrs. Kanevskaya. Hoffentlich habe ich ihn nicht kaputt gemacht.«
»Kit, es gab nur eine einzige Möglichkeit, seine Hardware zurückzusetzen, und nur eine einzige Möglichkeit, sie wieder neu zu bespielen.« Die MedTech spreizte die Finger und sah Kit nachsichtig an, ganz so, als versuchte sie, einem aufgeregten Kind etwas zu erklären. »Außerdem können Sie mich Zina nennen, wenn Sie möchten.« »Ja, das … das werde ich wohl tun, Zina.« Kit sah noch einmal auf den augenlosen Corrigan herab und schluckte.
»Selbst wenn ich nichts kaputt gemacht habe, ich weiß nicht, ob … ich meine, er wird nichts mehr wissen, nicht wahr?«
»Kit.« Nun stand Zina Kanevskaya auf, klopfte die Hände an ihrem schmutzigen Kittel ab und legte eine davon auf die Schulter der nervösen Füchsin. »Ich weiß, dass es Ihnen schwerfallt, das zu glauben, aber unsere [Talos]-Jungs sind Personen, keine Maschinen… egal, aus wie viel Blech oder Plastik sie bestehen. Man kann sie nicht so einfach
>löschen<, es sei denn … es sei denn auf chirurgischem Weg.« Nun sah auch sie zu Corrigan hin, dessen Gesichtsfarbe sich langsam normalisierte.
»Nach der Tiefenformatierung und Neuinstallation wird sein gespeichertes lexikalisches Wissen verloren sein, aber das macht noch lange keinen anderen Menschen aus ihm.«
Mit einem leisen Klick sprang der winzige Datenträger aus dem Schlitz in Corrigans linker Augenhöhle, direkt oberhalb des nun leer herabbaumelnden Ladekabels. Die MedTech schnappte den Installationschip, der noch immer die Aufschrift des UI-Imagefilms trug, und legte ihn in der Nähe des Forschungskerns auf das Instrumentenboard.
Kits Schwanz zuckte wild in ihrem verpinkelten Druckanzug hin und her, so weit es eben möglich war; nervös kratzte sie mit der Klaue ihres Zeigefingers an ihrem harten Daumennagel … und dann sauste das eben noch schlaffe Datenkabel blitzschnell in den Schädel des Justifiers zurück, und seine Lider schlossen sich. Da sich kein Augapfel darunter wölbte, sah das merkwürdig aus. Zina nickte langsam. »Fertig.«
»Fertig? Heißt das, der Chief wird gleich aufwachen?«
»Das heißt, der Chief ist schon wach, Kit Lacroze, und er bittet dich untertänigst darum, ihm seine verfickten Augen wieder einzusetzen!« Ein gequältes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. »Ohne meine Augen fühle ich mich hilflos.«
Er weiß, wer ich bin!
Kit blies die pelzigen Backen auf; tatsächlich war sie so erleichtert, dass sie am liebsten auf Corrigans Bein aufgeritten wäre. Sie nahm Corrigans rechtes Auge aus ihrer Gürteltasche; Kit hatte es entfernen müssen, um an den Resetschalter zu gelangen, der sich dahinter verbarg.
Sanfter Druck genügte, um das technische Wunderwerk aus Dr. Struks Werkstatt in die leere Augenhöhle gleiten zu lassen; die Kontakte schlossen sich von selbst, und sofort richtete sich die Pupille des Chiefs auf sie.
»So. Das andere Auge hast du in der Tasche«, hörte sie sich sagen, um ihn ihre Erleichterung nicht allzu deutlich spüren zu lassen. »Ich fuhrwerke nicht gern in anderer
Weitere Kostenlose Bücher