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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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geöffnetem Visier wischte sich Chick Schweiß von der Stirn, und Kit musste dem Gardeur Recht geben. Es war sehr angenehm, Sauerstoff zu atmen, der nicht aus einer Büchse kam, und das Gefühl, wieder volle Kontrolle über ihren Körper zu haben, war beglückend.
    Die Haupt-Energieversorgung der Station hatte Corrigan nicht zum Laufen bekommen, obwohl seiner Aussage nach Gebäudetechnik seine Spezialität war. Egal, was der Chief versucht hatte: Die zentrale Versorgungseinheit hatte sich mit Hilfe von Poisons Laser-Batterie zwar starten lassen, hatte den Start aber schon nach wenigen Augenblicken wieder abgebrochen - und das bei jedem der fünf Versuche.
    Kit war ein wenig beunruhigt gewesen, als Corrigan plötzlich in der Bewegung erstarrt war, um regungslos auf die Kontrollfelder zu glotzen. Aber gerade als sie ihre Befürchtung verbalisieren wollte, der »Fluch der Funkglocke«
    habe ihn erwischt, hatte er aufgesehen. Nach einem nachdenklichen Blick auf den Wachmann, dessen Kopf noch immer am Pult festhing, hatte er die Batterie abgenabelt und sich einem anderen, kleineren Kontrollterminal zugewandt, und wenige Minuten später waren Luft, Wärme und Schwerkraft zumindest in diesen Teil der Forschungsstation zurückgekehrt.
    Ob andere Module an der gleichen Notversorgung hingen, hatte der Chief auf die Schnelle nicht herausgefunden, aber auf dem kleineren Terminal konnte man auch eine Karte der Station einsehen, aktueller als diejenige, die sie mit sich führten und auf die Innenseite ihres Visiers projizieren konnten, und die er jetzt leise mit Poison diskutierte. Die Sergeantin nickte immer wieder knapp, während er auf verschiedene Punkte des dreidimensionalen Abbilds der Station zeigte.
    Shiloh kniete am Boden neben der männlichen Leiche, deren Beine nach Rückkehr des künstlichen Erdschwerkraft-G nicht mehr in die Luft ragten. Das bläuliche Licht der Notbeleuchtung ließ seine Haare schwarz aussehen und verlieh ihm ein kränkliches Aussehen.
    »Kit, Herzchen«, rief er plötzlich. »Kannst du als Medic dir den hier mal anschauen?«
    Kit blies die pelzigen Backen auf. Nur weil sie das Medpack dabeihatte, war sie noch lange kein Sanitäter.
    »Wieso denn? Der ist tot.«
    »Eben drum.« Shilohs hohe Stirn schlug Falten. »Was meinst du, ist er erschlagen worden?« »Hm.« Kit ging neben dem Orang-Utan-Beta in die Hocke und sah auf das merkwürdige Gesicht des Mannes im blauen Kittel. »Ich denke schon. Kein Blut zu sehen, aber sein Gesichtsschädel ist zertrümmert. Sieht aus, als sei jede Knochennaht gegen die andere verschoben.«
    »Braucht ihr Tupfer oder Skalpell?« Nun gesellte sich auch Chick zu den beiden Beta-Humanoiden. »Um die Sache abzukürzen: Bei der Blonden war’s ein Lasergewehr.«
    »Großartig«, war alles, was Kit dazu einfiel. »Dann war es also ein Raid? Wieso stehst du dann hier bei uns, anstatt die Tür zu sichern?«
    »Ich vermag bei euch zu stehen und die Tür zu sichern, Plüschi. Gardeure können so etwas.« Seufzend erhob sich Shiloh, um zum großen Kontrollpult hinüberzutrotten; seine Hände schlenkerten auf Höhe der Knie. Kit folgte ihm achselzuckend - und fuhr zusammen, als der Orang-Beta mit einem erschrockenen Ausruf stehen blieb.
    Automatisch zuckte ihre Hand zu der Prawda an ihrer Seite.
    »Das ist doch…«, schnaufte Shiloh und ging neben dem hinter dem Pult zusammengesunkenen Wachmann in die Hocke, der noch immer von etwas davon abgehalten wurde, ganz zu Boden zu sacken. Ganz, ganz vorsichtig griffen seine langen, gepanzerten Finger nach den Haaren des Mannes und zogen seinen Kopf über die Bedienfläche des Kontrollpults hinaus in die Höhe - und Kit hielt den Atem an.
    Was sie für einen Mann gehalten hatte, der schwere Panzerung trug, war… nun, es war ein Mann, der zum Teil aus schwerer Panzerung bestand - zumindest nahm Kit an, dass es sich ursprünglich um einen Mann gehandelt hatte.
    Beide Beine und der linke Arm waren eindeutig robotisch: wuchtig, metallisch, mit an- und eingebauten Waffen und Gelenken, die zum Teil an völlig falschen Stellen saßen. Die künstlichen Gliedmaßen waren ebenso glänzend braun lackiert wie die Panzerplatten, die Teile seines Körpers und die rechte Hälfte seines Schädels bedeckten.
    Beide Augen waren verspiegelte, runde Objektive, um die herum verkrustetes schwarzes Blut klebte, und schwarze Bröckchen umrahmten auch das Loch in seinem Hinterkopf, das inmitten einer rasierten Fläche prangte und einen intimen Einblick in den

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