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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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ein paar Holo-Rahmen mit Familienbildern zur Seite, um Platz für sie zu schaffen.
    »Ihre?«, fragte Ayline Gantt der Höflichkeit halber. Lächelnd folgte Florescu ihrem Blick, der auf den dreidimensionalen Aufnahmen zweier Kinder ruhte.
    »Wieso? Haben Sie etwas Gegenteiliges gehört?«
    Tran lachte leise; bevor die Managerin in Versuchung geriet, auf die rhetorische Frage zu antworten, reichte ihr der Lieutenant ein verschlossenes Plastikschälchen.
    »Ich hoffe, Sie mögen chinesisch, Ms. Gantt. Warm ist es nicht mehr, aber wir wollten Sie nicht wecken.« Durch den transparenten Deckel, auf dem ein Einwegbesteck klebte, waren verdächtig gleichförmige weiße Körnchen und eine amorphe braune Masse zu sehen. Gantt zog die schmalen Brauen hoch, bisher hatte sie angenommen, Sicherheitsleute ernährten sich exklusiv von Kaffee und Lochkrapfen. »Was denn, keine Donuts?«
    Einen Augenblick lang blickte der Mann regungslos in ihr hübsches, schwarzes Gesicht, dann ergriff er das Plasikschälchen und warf es dem Chim-Wolf zu, der es geschickt aus der Luft fing. »Für dich, Zeno! - Lance, Ms.
    Gantt möchte lieber Donuts. Besorgen Sie ihr eine Auswahl.« »Aber Canopus Joe’s hat geschlossen!«
    Florescu rollte mit den braunen Augen, stach mit einem Zeigefinger in Richtung Wand und formte mit den Lippen lautlos, aber überdeutlich das Wort >Asservatenkammer<. Die Sicherheitsfrau schnitt eine Grimasse.
    »Wieso immer ich?«, protestierte sie. »Weil Sie die Beste sind, Lance.«
    »Hätten Sie gesagt: >Weil Sie der Arsch vom Dienst sind, Lance, und in der Nahrungsmittelkette ganz unten Stehens hätte ich Ihnen sogar geglaubt.«
    »Bloß nicht die Nerven verlieren, Lance. Sie schaffen das schon.«
    Mit gespieltem Widerwillen griff Lance Corporal Tran nach ihrem Helm und verließ den Raum. Der Wolfs-Chim ließ sich unterdessen in den anderen Schreibtischsessel fallen, riss das Schälchen auf und begann hastig, Reis und Fleischbrocken in sein scharf bezahntes Maul zu stopfen.
    Fassungslos sah Ayline Gantt ihm dabei zu, wie er verschlang, was ihr Frühstück, Mittag- und Abendessen gewesen wäre. Ihr leerer Magen knurrte so laut, dass sich Florescu dazu angehalten fühlte, ihr einen grellrosa Würfel vor die Nase zu halten, dem künstliches Himbeeraroma entströmte.
    »Möchten Sie einen Kaugummi, um die Wartezeit zu überbrücken?«, fragte er besorgt.
    Gantts schwarze Stirn bewölkte sich.
    »Ich fasse es nicht! Sie sind gestern in Ihren eigenen Kaugummi getreten?«
    »Das bin ich, und er hat Ihnen vermutlich das Leben gerettet. Womit wir beim Anlass Ihres Besuchs wären.« Er schob den Kaugummi in den eigenen Mund und berührte den Displaywürfel, der brummend zum Leben erwachte; inmitten des mattblauen Glanzes drehte sich nun ein Wappen mit drei Blitzen, die am selben Fleck einschlugen.
    Als Florescu den rechten Blitz mit der Fingerspitze berührte, erschien ein rotes Symbol. »Ich muss Sie darauf hinweisen, dass unser Gespräch aufgezeichnet wird, Ms. Gantt. Ich muss Sie auch darauf hinweisen, dass es nichts gibt, was Sie dagegen tun können.« »Ich könnte aufstehen und gehen«, schnappte Gantt.
    »Das könnten Sie. Aber wie weit würden Sie kommen? Nach dem Terroranschlag sind alle Einheiten in Bereitschaft.« Er klopfte auf seine verbeulte Rüstung. »Alle Aufzüge und Segmentgrenzen werden kontrolliert, und ich befinde mich immer noch im Besitz Ihrer IC. Also, Ms. Gantt … erzählen Sie mir, was geschehen ist. Ihre und meine persönlichen Daten sind bereits bestätigt.«
    Sie zog die Nase hoch, dachte an August Struks Panik und atmete tief durch. Was zum Teufel konnte, sollte, durfte sie UI-Sec erzählen?
    Florescu deutete ihren Gesichtsausdruck richtig. Er lehnte sich ein wenig zu ihr vor und blickte sie auf eine Art an, die sie seit dem Auszug aus ihrem Elternhaus nicht mehr erlebt hatte.
    >Mir kannst du alles anvertrauen, Kind, was immer du auch angestellt haben magst.
    »Keine falsche Scheu, Ms. Gantt. Wenn Sie etwas zu wissen glauben, sagen Sie es mir. Über hundert Menschen sind dort gestorben. Ich höre mir gern die wildesten Theorien an, wenn es uns dabei hilft, die Monster aus dem Verkehr zu ziehen, die das getan haben. Es könnte jederzeit wieder passieren, solange sie frei auf dieser Raumstation herumlaufen.« Gut, ich habe verstanden.
    Der Wolfs-Chim am anderen Schreibtisch knurrte. Ein unwiderstehlicher Hauch von Synth-Ente drang in Gantts Nase; ihr leidender Magen zog sich so fest zusammen, dass er

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