Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
seiner Mutter und schaute mit ihr zusammen eine furchtbar langweilige Folge einer Ärzte-Serie. Dann ging er ins Bett. Wasserballtraining sei besser als jede Schlaftablette, sagte seine Mutter und wünschte ihm eine gute Nacht. Er schlief unruhig und träumte, wie Stefan Raab und James Bond mit einem Monstertruck lachend über sein neues Mountainbike fuhren.
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Samstag 10:05 Uhr
Als Alex am nächsten Morgen aufwachte, war es bereits nach zehn. Er ging in die Küche und fand auf seinem Frühstücksbrett zwei Brötchen und einen Zettel: Hallo Schatz. Papa und ich sind zum Einkaufen. Wir sehen uns heute Mittag. Kuss Mama . Hastig aß er die beiden Brötchen mit Nutella und trank dazu ein Glas Milch. Er wollte gerade den Sportteil der Tageszeitung durchblättern, als es an der Haustür Sturm klingelte. Stöhnend legte er die Zeitung zur Seite und öffnete kauend die Tür. Es war Tim. „Hi Alex. Ich habe meinem Opa versprochen, in seinem Garten die Blätter zusammenzuharken. Wenn du dir den Nutella von der Backe geschmiert hast, kannst du ja mitkommen.“ „Hi Scherzkeks, erwartest du wirklich eine ehrliche Antwort von mir?“ Tim grinste. „Aber ich darf vorher noch zu Ende frühstücken, oder?“, fragte Alex und zog seinen Freund in den Flur. Alex mochte Tims Opa. Er konnte interessante Geschichten erzählen und hatte immer eine gut gefüllte Blechdose mit Süßigkeiten für die Jungen da.
Tims Opa hatte ein großes Haus, das früher als Bauernhaus genutzt wurde. Es lag etwas außerhalb von Kleiborg. In dem angebauten Stall konnte man noch die Boxen für die Kühe erkennen. Nun stand dort allerhand altes Gerümpel. Als Alex und Tim noch kleiner waren, hatten sie gerne dort gespielt, was Tims Opa allerdings nicht so gerne sah. Das Haus hatte einen riesigen Garten, der mit den Jahren immer wilder wurde. Tims Oma war vor zwei Jahren gestorben und deshalb freute sich sein Opa nicht nur über die Hilfe der Jungen, sondern auch darüber, dass er jemanden zum Reden hatte.
Die Arbeit im Garten war schnell erledigt und als Alex und Tim in die Küche kamen, rochen sie bereits den heißen Kakao, den Tims Opa gekocht hatte.
„ Danke Jungs! Das habt ihr aber wirklich schnell geschafft“, begrüßte er die beiden herzlich. Sie setzten sich auf das altmodische Sofa, während der alte Herr einen Schuss Rum in seinen Kakao goss. „Das ist gut gegen Erkältung“, grinste er und gab den Jungen ihre zwei dampfenden Becher. „Und was ist, wenn wir uns erkälten?“, fragte Alex frech. Der alte Herr schmunzelte. „Du bist ja nicht auf den Mund gefallen, junger Mann. Ich muss noch irgendwo eine Flasche Lebertran haben. Der ist auch gut gegen Erkältung. Du kannst gerne einen großen Löffel davon haben.“ Alex winkte lachend ab. Wohlig wärmte er seine Hände an der heißen Tasse und sah sich um.
Er war schon häufiger bei Tims Großvater, aber er entdeckte immer wieder skurrile Dinge in der Küche des alten Herrn. Auf der Fensterbank stand zum Beispiel in einem Meer von Kakteen eine Gondel aus Plastik mit dem Schriftzug ' Venezia '. Die ehemals schwarze Farbe war von der Sonne bereits völlig ausgeblichen und von dem einst stolzen Gondelier waren nur noch die Füße übrig. Alex Blick schweifte weiter über eine blau-weiße Porzellan-Windmühle mit nur drei Flügeln, die 'Tulpen aus Amsterdam' spielen konnte. Lustig war auch der komische weiße Hund auf einem roten Sack, der einen Knoten im Ohr hatte und einen Kussmund machte. „Guter Geschmack ist Glückssache“, pflegte sein Vater beim Anblick solcher Dinge gerne zu sagen. Während Tim mit seinem Großvater ein angeregtes Gespräch über seine letzte Lateinarbeit führte und sich Hoffnungen auf einen Zehn-Euro-Schein machte, betrachtete Alex gelangweilt eine Reihe von Familienfotos an der Wand. Es waren die üblichen Motive: Hochzeiten, Taufen, Einschulungen, Konfirmationen und so weiter. Tims Opa schien eine Menge Kinder und unzählige Enkel zu haben, dachte Alex. Anscheinend ließ sich aber außer Tim kaum ein Enkel bei ihm sehen. Plötzlich blieb sein Blick an einem Bild hängen, das so gar nicht in diese Reihe passte.
Das Foto war augenscheinlich sehr alt, denn es war schwarz-weiß, stark vergilbt und hatte einen altmodischen Holzrahmen. Es zeigte zwei junge Menschen mit Fahrrädern, die sich an den Händen hielten. Der junge Mann hatte eine merkwürdig aussehende Mütze auf dem Kopf und eine viel zu kurze Hose. Das Mädchen trug einen Rock und
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