Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
verabschiedeten sich.
„ Du, was ist eigentlich Salpeter?“, fragte Alex seinen Kumpel, als sie draußen waren. Der sah ihn fragend an. „Ein Gewürz, glaube ich.“ Alex schüttelte den Kopf. „Gewürze kommen doch meistens aus Asien und nicht aus Südamerika.“ „Na und? Wen interessiert's?“, gab Tim patzig zurück und lief zur Straße hinunter. Auf dem Weg zurück redete keiner ein Wort. Vor Tims Elternhaus trennten sich die Jungen. Tim wollte noch zu Onkel Theo, um ihm den Verlust des Familienerbstücks zu beichten.
Als Alex zu Hause ankam, saßen seine Eltern am Küchentisch und tranken Kaffee. Sein Vater las gerade in einer Fachzeitschrift für exklusive Uhren. Für den Fall, dass er mal im Lotto gewinnt, wolle er vorbereitet sein, sagte er mal aus Jux, als Alex sich einmal darüber lustig gemacht hatte. „Na Großer, wie sieht's aus?“, begrüßte er seinen Sohn jovial und schlug ihm dabei kräftig auf die Schulter. Alex Vater 'macht in Zähnen', wie er es selbst gerne ausdrückte. Er war Handelsvertreter für zahntechnische Werkzeuge und von Montag bis Freitag in ganz Norddeutschland unterwegs. „Gut, Sonntag ist das Spiel gegen die Bremer. Kommt ihr mit? Falke sagte, wir brauchen jede Unterstützung.“ „Klar! Ich hoffe, ihr gewinnt!“ sagte sein Vater. „Wie war denn deine Woche? Habt ihr Arbeiten zurückbekommen?“ Typisch Eltern, dachte Alex genervt, als würde das Leben nur aus zurückgegebenen Klassenarbeiten bestehen. „Ja, den Deutschaufsatz. War 'ne Drei“, nuschelte er, da er sich drei Amaretto-Kekse auf einmal in den Mund schob. „Na ja, das war ja nicht so toll. Was hat denn Tim?“, mischte seine Mutter sich in das Gespräch ein. Mit der Frage nach Tims Zensur war Alex' Bereitschaft auf ein Gespräch auf ein Minimum gesunken. „Weiß nicht“, war seine knappe Antwort. Natürlich wusste er, dass Tim nur knapp an der 'Eins' vorbeigeschrammt war. Aber das musste er seinen Eltern ja nicht auf die Nase binden. Außerdem fand er den ständigen elterlichen Vergleich mit den Leistungen seines besten Freundes einfach nur abtörnend.
„ Was macht der Mustang?“, fragte er betont beiläufig. Alex wusste nur zu gut, wie man seinen Vater von unangenehmen Themen wie Schule, Gitarre üben oder Aufräumen abbringen konnte. Man musste ihn nur nach seinem 1966er Ford Mustang fragen, an dem er fast jeden Samstag mit seinem besten Freund Martin herumschraubte. Dabei könne er sich am besten entspannen, sagte er immer, wenn sich Alex' Mutter beklagte, dass man ihn kaum zu sehen bekäme.
Über das Gesicht seines Vaters huschte ein Lächeln. „Ich hoffe, dass wir morgen den Vergaser wieder einbauen können. Die Hauptdüse war völlig verstopft. Da war jede Menge Mist in der Schwimmerkammer, und das trotz des neuen Benzinfilters. Wenn du Lust hast, kannst du morgen ja mithelfen.“ Alex winkte dankend ab. Erstens interessierte er sich nicht für Oldtimer. Ihm war schleierhaft, wie man sich für so alte Kisten interessieren konnte, wenn es doch so viele neue, wesentlich interessantere Autos gab. Zweitens hatte er sein Ziel erreicht, seinen Vater von einer Diskussion über seine schulischen Leistungen abzulenken. „Nee danke, vielleicht ein anderes Mal“, lachte er und ging in sein Zimmer.
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3
Samstag 14:37 Uhr
Alex schaltete seinen Computer an. Kurz nach dem Hochfahren tauchte mal wieder die nervige Frage des Lernprogramms auf, ob er jetzt Vokabeln lernen wolle. Das war die grandiose Idee seiner Mutter. Ihre Freundin hatte erzählt, dass sich die Lateinzensur ihrer Tochter schlagartig verbessert hatte, als sie anfing, mit diesem Programm zu lernen. Seitdem musste Alex jeden Tag mit dieser blöden Software Vokabeln üben. Der Erfolg war auch überwältigend: Alex hatte sich von einer 'Vier minus' auf eine 'Vier' verbessert. Trotzdem hielt sich die Begeisterung seiner Eltern in Grenzen. Eltern können schon recht komisch sein.
Nachdem Alex das Fenster seines Vokabeltrainers und die darauf folgenden zwei Fragen, ob er denn wirklich nicht Vokabeln lernen wolle, entnervt geschlossen hatte, rief er Wikipedia auf. Zum Glück konnte er seinen Vater davon überzeugen, dass der Internetanschluss in seinem Zimmer das goldene Tor zum erfolgreichen Abitur darstellen würde. Die Einwände seines Vaters, man könne dort aber auch Pornos, Nazi-Mist und Anleitungen zum Bombenbauen runterladen, konnte er dadurch entkräften, indem er auf sogenannte 'Jugendschutz-Filtersoftware' verwies.
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