Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
sein Gegenüber von oben bis unten. „Handloser, so eine Überraschung“, sagte er kühl und warf einen abwertenden Blick auf die Uniform. Trotz der überraschenden Begegnung wirkte er völlig selbstsicher. „Bei diesem Verein sind Sie also“, zischte er verächtlich. „Dass Sie überzeugter Nazi sind, habe ich mir schon gedacht. Aber was soll jetzt diese alberne Kostümierung?“, fragte er zynisch lächelnd.
Er versuchte trotz der Provokation ruhig zu bleiben. „Hören Sie mit den Spielchen auf, Deependaal“, sagte er und versuchte seiner Stimme einen festen Ausdruck zu geben. „Sie befinden sich jetzt nicht in der Situation, unverschämte Sprüche zu klopfen. Machen wir es kurz. Sie verraten mir jetzt auf der Stelle, wo Sie Ihr Vermögen versteckt haben. Dann sehen Sie mich nie wieder. Sie können dann problemlos mit Ihrer Familie das Land verlassen. Dafür werde ich persönlich sorgen.“ Er machte eine kurze Pause. „Deependaal, Sie haben keine Alternative.“
Deependaal blieb völlig ruhig. „Wie reden Sie eigentlich mit mir? Ich werde Ihnen gar nichts verraten, Sie kleine Ratte.“ Er lachte überlegen. „Was wollen Sie denn machen, wenn ich nichts sage? Wollen Sie mich hier an Ort und Stelle foltern? Oder gleich erschießen? - Eine sehr gute Idee übrigens, dann kann ich auch nichts mehr verraten.“ Deependaals dröhnendes Lachen hallte durch den Schuppen.
Ihm trat der Schweiß auf die Stirn. Deependaal fuhr ungerührt fort: „Handloser, Sie sind ein Versager. Ist Ihnen in Ihrem erbärmlichen Leben jemals etwas gelungen? Haben Sie eine schöne Frau? Haben Sie Kinder? Nein? Das dachte ich mir. Sie sind ein kleiner Versager, der hofft, dass die Nazis ihn groß rausbringen. Habe ich nicht recht?“ Wieder ertönte das tiefe Lachen des massigen Holländers.
Blind vor Wut zog er seine Waffe. Die Beleidigungen des Ziegeleibesitzers verfehlten ihre Wirkung nicht. Und zwar aus dem ganz einfachen Grund, dass dieser Recht hatte. Die Nazis gaben ihm die einmalige Chance, gesellschaftlichen Erfolg zu haben. Und diese Chance wollte er sich nicht nehmen lassen – von niemandem.
„ Deependaal, zum letzten Mal!“, brüllte er schon fast verzweifelt. „Wo ist das Geld?“ Er wischte sich mit dem linken Uniformärmel die Schweißperlen von der Stirn und zielte mit seiner Waffe auf seinen Arbeitgeber. „Wenn ich schon keine Chance auf dieser Welt bekomme, sollen Sie auch keine mehr haben.“ Seine Augen funkelten. „Also: Wo ist das Geld?“ Handlosers Stimme überschlug sich fast. Der Holländer sah ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Mitleid an. „Mensch Handloser, Sie Waschlappen. Auch das werden Sie nicht hinbekommen.“ Dann zerriss ein Schuss die Stille der Nacht.
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Freitag 18:12 Uhr
Surrend raste der dreckige Betonboden unter Alex vorbei. Er hörte es gerne, das Geräusch, das die groben Stollenreifen seines Mountainbikes auf dem rauen Boden des wenig genutzten Landwirtschaftsweges verursachten. Das Rad war seit einem halben Jahr sein ganzer Stolz. Seine Mutter wollte, dass er ein verkehrssicheres Citybike zum Geburtstag bekam, aber zum Glück hatte sich sein Vater durchgesetzt. Citybike - wie sich das schon anhörte. Damit wäre der peinliche Auftritt vor seinen Sportkameraden vorprogrammiert gewesen.
„ He, nun fahr' mal etwas langsamer“, tönte es von hinten. Tims Rufe brachten Alex' Gedanken wieder in die Gegenwart. Sein bester Freund hatte Probleme, mit Alex' zügigem Tempo mitzuhalten. Er war mit seinem altertümlichen Herrenrad unterwegs, das nur über eine technisch veraltete Dreigangschaltung verfügte. So ein Gefährt war für einen Vierzehnjährigen die Höchststrafe. Tim hatte den Drahtesel von seinem Onkel Theo geschenkt bekommen, der felsenfest behauptete, die Marke sei 'Kult' und Tims Freunde wären sicher ganz neidisch auf das schnittige Gefährt. Kult – vielleicht 1983 – dachte Tim damals enttäuscht, aber leider war ein neues Rad bei seinen Eltern finanziell nicht drin.
Alex verlangsamte das Tempo, so dass sein Freund schnaufend aufschließen konnte. Mit etwas verringertem Tempo fuhren sie wie jeden Freitag vom gemeinsamen Wasserballtraining direkt am Deich nach Hause. Da sie den Weg zweimal in der Woche fuhren, achteten die Freunde kaum auf die schmale, kaum befahrene Strecke, obwohl es bereits dämmerte. „Die Bremer müssten wir eigentlich klar schlagen“, meinte Tim, als er wieder zu Atem gekommen war. „Das will ich meinen“,
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