Zieh dich aus, du alte Hippe
es wahrscheinlich auch gemacht hat, denn Sie scheinen ja Interesse an dem Fall zu haben. Ist es nicht so?!«
Er springt auf und rammt dem Bürgermeister einen Ellenbogen in die Magengegend. Nach Luft ringend regt sich der Bürgermeister sofort auf: »Was meinen Sie, wen Sie vor sich haben, Sie Person! Ich werde Anzeige erstatten! Sie sind ab heute entlassen, denn ich bin Ihr Dienstherr, falls Sie das noch nicht wissen!« »Aber dann erzähle ich dem Kulturausschuß auch, wo Sie die Instrumente der Beatbands versteckt halten, das wird ein Skandal! Hahahahaha!«
»Schon gut, Schneider, weitermachen! Und scheuen Sie sich nicht, etwas mehr Geld auszugeben für die Ergreifung meiner Schwester. Ich hoffe, sie ist nicht tot. Vielleicht hat der Mann sie nur scheintot gemacht. Das gibt es immer wieder, die Leute reden ja viel heutzutage. Auf Wiedersehen, Herr Oberkommissar.« »Gut, ich kümmere mich darum.« Schneider schnippt mit den Fingern, als das Stadtoberhaupt rausgeht.
Erst mal geht der Chef der hiesigen Kriminalpolizei zu sich nach Hause. Er hat Hunger. Seine Frau macht ihm die Tür auf. »Wie siehst du denn aus! Irgend wie so enttäuscht, Helge! Stimmt was nicht?« Schneider zieht seinen langen, dunklen Mantel aus und hängt ihn an den Haken. Dann streift er seine Schuhe ab und zwängt sie in den Schuhschrank, der über und über mit Stöckelschuhen beladen ist. Mit einer normalen Geste schmeißt er ein paar Schuhe raus, damit seine Platz haben.
»Was gibt's zu Essen, Schlampe?«
»Rotkohl.«
»Aha.«
Es ist halb sieben, als der Kommissar mit seiner Frau Mittag ißt. Sie reden nicht. Er mummelt an seinem Essen rum. Es sieht so aus, als wenn es nicht schmeckt. Doch er zwängt es sich rein, genau wie die Schuhe in den Schuhschrank. »Noch Nachtisch?« Sehnsuchtsvoll guckt er in die Richtung, in der die Küche liegen muß. Dabei atmet er. Die Frau steht auf und gibt ihm Eis. Als es dem Kommissar schmeckt, sieht sie gut aus. Er merkt es natürlich und wird scharf auf sie. »Zieh dich aus, du alte Hippe!« Mit verzerrtem Gesicht und verkniffenen Lippen steht er vor ihr und sagt das. Dann wird das Licht ausgelöscht, und niemand sieht mehr was. Nur Fickgeräusche sind zu erkennen.
Am frühen Morgen schläft der Kommissar ein. Es regnet. Tropfen schlagen an die Fenster, das Toilettenfenster ist auf. Gleichmäßige Atemzüge sind zu hören. Der Kommissar träumt. Eine Ratte hat einen Minirock an und tanzt zu Jethro Tüll. Plötzlich geht die Tür auf, und herein kommt Beckenbauer. Er hat einen Fußball zwischen den Zehen. Ein gefährlicher Grizzlybär nimmt eine Puppe hoch und schmeißt sie weg. Die Achterbahn auf der Kirmes ist schnell, Schneider sitzt drin und hat Angst. Er schreit wie am Spieß. Da, ein Stern fällt vom Himmel, es ist der Jupiter! Der Kommissar begeht mit einer Atemausrüstung den Lehnstuhl, der in seinem Zimmer nur darauf wartet, genommen zu werden. Bald ist es sieben Uhr morgens, der Wecker wird dann schellen. Aber so lange ist noch Frieden bei den Leuten hier. Gleichmäßige Atemzüge verraten es.
Die Frau steht als erste auf und macht sich sauber, sie ist eine Sauberkeitsfanatikerin. Alle wissen es. Der Wecker schlägt acht. »Kaffee!« Schneider erschreckt im Schlaf. Er steht senkrecht im Bett. Sie sollte nicht immer so schreien. Wie oft hatte er das schon gesagt. Da wirft jemand die Zeitung unter der Tür durch. »Wieder Mord an Frau in unserer Stadt! Wer war es?« Die Titelzeilen verraten nichts Gutes. Kommissar Schneider steht unter der Dusche, als seine Frau mit der Zei tung unter dem Arm reinkommt. »Hier, lies!« Schneider traut seinen Augen nicht. »Ich hätte schwören können, daß es sich nur um einen ein zigen Täterkreis handelt! Jetzt muß ich wohl umdenken. Kein Mörder begeht den zweiten Mord so schnell. Er hat wohl schon einen Imitator gefunden, Ursula!« Schnell holt die Frau ihrem Mann den Mantel vom Haken, und er zieht ihn an. In der Manteltasche raschelt der Schlüssel vom Wagen, Gleich holt er ihn aus der Garage und haut ab. Seine Frau steht in der Türe und macht sich Sorgen, als der Kommissar mit einem hellbraunen, schnellen Fahrzeug um die Ecke fegt. Er ist sehr modern! Die Ampel zeigt schon eine Weile Rot. Der hellbraune Wagen steht davor, drinnen sitzt kein anderer als: Kommissar Schneider! Er ist ungeduldig, seine Finger gleiten immer wieder über die Windschutzscheibe, um die Atemluft wegzuwischen. Er ist zu faul, das Fenster
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