Ziel erfasst
Sanitäter und Safronow schauten beide John Clark mit großen Augen an.
»Aye«, sagte der Ire schließlich. »Er gehört Ihnen, Rainbow Sechs.« Mit diesen Worten stand er auf und entfernte sich.
Jetzt kniete sich Clark über Georgij Safronow. »Wo ist die Bombe?«
Georgij Safronow warf den Kopf zur Seite. Zwischen seinen pfeifenden Atemgeräuschen war er nur schwer zu verstehen. »Wovon sprechen Sie?«
Clark zog mit der linken Hand die SIG aus seinem Mantel und rief den Männern in Kontrollraum zu: »Jetzt wird’s heiß!« Dann schoss er vier Kugeln in den Beton unter den großen Wandbildschirmen. Sie flogen ganz dicht an Safronow vorbei. Der Verletzte wurde erneut von Angst geschüttelt.
Aber Clark zielte gar nicht auf Safronow. Er wollte nur die Mündung seiner Pistole glühend heiß schießen.
Er packte Safronows rechten Arm und rammte ihm den heißen Pistolenlauf in die gezackte Schusswunde in seinem Bizeps.
Der Dagestaner schrie wie am Spieß.
»Wir haben keine Zeit für Spielchen, Georgij! Zwei Raketen! Ein Atomsprengkopf! Wo ist die andere Bombe?«
Safronow hörte zu schreien auf. »Nein. Beide Dnjepr-1-Raketen hatten einen Sprengkopf. Wovon reden Sie überhaupt?«
»Wir sind keine Idioten, Georgij. Eine hatte einen gottverdammten Schulbusmotor an Bord. Haben Sie wirklich geglaubt, wir hätten keine Waffenexperten, die …«
Clark hörte zu sprechen auf. Er erkannte es an Safronows blutbeflecktem Gesicht. Ein Blick der totalen Verwirrung. Und dann ein Blick wie … wie was? Genau. Wie ein Mann, der gerade begriffen hat, dass er betrogen worden ist.
»Wo ist sie, du Hurensohn? Wer hat sie?«
Safronow gab keine Antwort. Sein blasses Gesicht war plötzlich voller roter Wutflecken.
Aber trotzdem antwortete er nicht.
»Jetzt wird’s heiß!«, rief Clark und richtete seine Pistole auf die Wand, um sie erneut zu einem Folterinstrument zu machen.
»Bitte nicht!«
»Wer hat die Bombe?«
81
J ack Ryan jr. schaute durch das Wärmebild-Fernglas zum Lagerhaus in hundertfünfzig Meter Entfernung hinüber. Er hatte gerade mit Sam Granger telefoniert, der ihm mitgeteilt hatte, dass Clark und Chavez mithilfe der Rainbow-Truppe die Besetzung des Kosmodroms Baikonur durch Terroristen beendet hatten. Als er dies Mohammed und Dom erzählte, waren beide erleichtert. Jetzt konzentrierten sie sich darauf, Rehans üble Absichten zu erraten, was auch immer dieser Mensch aushecken mochte.
»Was planst du gerade, du Scheißkerl?«, flüsterte er leise.
Sein Handy vibrierte in seiner Tasche, und er zog es heraus. »Ryan am Apparat.«
»Hier ist Clark.«
»John! Ich habe es gerade von Granger gehört. Großartige Arbeit!«
»Hör mir zu! Ihr habt da ein Problem.«
»Uns geht es gut. Wir sind Rehan und seinen Männern zu einem Lagerhaus am Hauptbahnhof von Lahore gefolgt. Sie sind immer noch da drin, und jetzt warten wir auf ein paar SSG-Soldaten, um sie mit deren Hilfe hochnehmen zu können.«
»Jack. Hör mir zu! Er hat eine Atombombe!«
Jack öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kam nichts heraus. Schließlich sagte er so leise, dass es kaum zu hören war: »O Scheiße.«
»Er hat sich eine Bombe unter den Nagel gerissen, die eigentlich für Safronow gedacht war. Er muss sie also irgendwo dort haben.«
»Glaubst du, er will sie …« Jack brachte es nicht über die Lippen.
»Wir müssen davon ausgehen. Wenn er erfährt, dass der Angriff auf Baikonur gescheitert ist, befürchtet er vielleicht, dass die pakistanische Regierung sich jetzt doch an der Macht halten kann. Er wird dann eventuell einen größeren Krieg auslösen wollen, damit die Armee die Herrschaft über das Land übernehmen kann. Wenn eine Atombombe Lahore dem Erdboden gleichmacht, wird Pakistan annehmen, dass Indien dahintersteckt, und sofort mit den eigenen Nuklearwaffen zurückschlagen. Beide Länder werden dann zerstört werden. Rehan muss einen Ort haben, wohin er sich zurückziehen kann, bis alles vorbei ist.«
Wieder versuchte Ryan zu sprechen, und erneut fand er keine Worte. »Was können wir … Was machen wir … Keiner von uns weiß, wie man eine solche Bombe entschärft, selbst wenn wir am ISI und den LeT-Kämpfern, die sie wahrscheinlich gerade haben, vorbeikommen sollten. Was zum Teufel sollen wir tun?«
»Sohn, euch fehlt die Zeit, um von dort zu verschwinden. Ihr müsst deshalb die Bombe suchen. Bringt sie unter eure Kontrolle, und unsere Experten hier werden euch erklären, wie ihr die Zünder entfernen
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