Ziel erfasst
zum ADX Florence zurückzulegen.
Ihr Klient unterlag ab jetzt nicht mehr den Sonderverwaltungsmaßregeln und würde bald in ein besseres Gefängnis an der Ostküste verlegt werden. Wohin genau hatten sie ihr aus Sicherheitsgründen noch nicht mitgeteilt, aber sie wusste, es würde irgendwo im Großraum Washington, also in der Nähe ihres Zuhauses sein.
Ohne diese Sondermaßregeln könnten sie und Saif Rahman Yasin zusammen in einem Raum sitzen und den Prozess vorbereiten. Zwar würden immer Gefängniswärter und manchmal auch andere Anwälte anwesend sein, aber trotzdem würde es ein gewisses Maß an Privatheit zwischen ihr und ihrem Klienten geben. Judith konnte seit einiger Zeit an nichts anderes mehr denken.
Zu schade, dass eheliche Besuche auf keinen Fall erlaubt sein würden. Judith lächelte, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging.
Nun, eine Frau wird ja wohl noch träumen dürfen, oder?
Der Mietwagen machte plötzlich ein seltsames Geräusch, das sie noch nie zuvor gehört hatte. »Verdammt«, sagte sie, als es immer lauter wurde. Es war ein dumpfes Pochen, aber sie hatte keine Ahnung von Autos. Sie wusste nur, wo der Tankstutzen lag.
Als das Geräusch immer lauter wurde, begann sie, langsamer zu fahren. Sie war ganz allein auf der Straße, und um sie herum war weites, flaches Land. Nur am westlichen Horizont war die Schneekette der Rocky Mountains zu sehen. Sie entschloss sich, rechts ranzufahren. Gerade als sie das tun wollte, erschreckte sie ein riesiger Schatten, der über ihr Auto hinwegglitt.
Dann sah sie ihn, einen großen schwarzen Hubschrauber direkt vor ihrem Fahrzeug. Er flog noch hundert Meter die Straße entlang, drehte sich dann seitwärts und versperrte ihr den Weg.
Sie hielt ihren Mietwagen mitten auf der Straße an.
Der Hubschrauber landete, und Männer mit Gewehren sprangen heraus. Sie rannten mit ihren Waffen im Anschlag zu ihrem Auto zurück. Als sie näher kamen, hörte sie sie schreien. Sie zogen sie aus ihrem Wagen, drehten sie um und stießen sie auf die Motorhaube. Dann spreizten sie ihr mit den Füßen die Beine und durchsuchten sie.
»Was wollen Sie?«
»Judith Cochrane. Sie sind verhaftet.«
»Was wirft man mir vor?«
»Spionage, Ms. Cochrane.«
»Oh, das ist doch lächerlich! Ich werde jeden Einzelnen von Ihnen morgen früh vor einen Richter zerren, und Ihre beschissene Karriere wird vorbei sein!«
»Wie Sie meinen, Ma’am.«
Judith schrie die Beamten an und wollte ihre Dienstmarkennummer sehen, aber sie ignorierten sie. Sie legten ihr Handschellen an, und sie schimpfte sie Faschisten, Roboter, Geschmeiß und Hurensöhne, als sie sie zum Hubschrauber führten und ihr an Bord halfen.
Sie schrie immer noch, als der Hubschrauber abhob, nach Osten abdrehte und davonflog.
Sie würde erst einige Zeit später erfahren, dass sie von Paul Laska im Versuch, sich selbst zu retten, verraten und verkauft worden war.
Der Emir saugte zum ersten Mal seit vielen Monaten frische Luft in seine Lungen. Es war noch dunkel, als man ihn aus dem ADX Florence zu einem Kleinbus der Bundesgefängnisbehörde führte. Der heftige Schneefall verschlechterte die Sichtverhältnisse noch weiter.
Er hatte seit Monaten auf diesen Tag gewartet, seitdem ihm Judith Cochrane versprochen hatte, ihn aus seiner winzigen Zelle herauszuholen und für seine Verlegung in ein Bundesgefängnis in der Nähe von Washington zu sorgen. In diesem Gefängnis würde er körperlich trainieren und fernsehen können. Außerdem würde man ihm mehr Bücher erlauben und auch anderen Mitgliedern seines Verteidigungsteams den Zugang zu ihm gestatten, mit deren Hilfe er die Ryan-Regierung bekämpfen würde.
Als der Kleinbus durch das Eingangstor eines kleinen Flugplatzes rollte, musste der Emir ein Lächeln unterdrücken. Die nächste Phase seiner Gefangenschaft würde zur nächsten Phase seiner Mission werden, den Ungläubigen Schaden zuzufügen. Judy hatte ihm versichert, dass er vor Gericht alles sagen könne, was er wolle. Zuerst hatte man ihm verboten, irgendetwas über seine Gefangennahme zu erzählen, aber jetzt ermunterte ihn Judy sogar, möglichst laut und oft über die Umstände seines Kidnappings zu sprechen. Obwohl er in den Vereinigten Staaten gefangen genommen worden war, gedachte er, bei der Geschichte zu bleiben, man habe ihn auf einer Straße in Riad überfallen und in ein Auto gezerrt. Er hatte das Gan ze Judy so oft erzählt, dass er es inzwischen beinahe selbst glaubte.
Judy glaubte es auf jeden
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