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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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anders im Haus was davon gehört? Oder gesehen?«
    »Das tut mir leid, Herr Kommissar, aber ich bin erst vor einer halben Stunde hier angekommen. Und offen gestanden, ist mir gar nichts aufgefallen, aber das hängt sicher damit zusammen, dass ich aus Simmershausen komme, also aus der anderen Richtung.«
    »Sie haben keine Gäste?«
    »Nein, im Moment ist das Haus leer. Wir renovieren die meisten Zimmer, deshalb machen wir eine kleine Pause. Nur das Café und das Restaurant sind geöffnet.«
    »Und außer Ihnen ist kein Personal hier?«
    »Nein, ich bin allein. Das Küchenpersonal kommt etwas später, so gegen elf.«
    Lenz sah Hain an. Der zuckte mit den Schultern.
    »Das war’s dann schon, Frau…?«
    »Kellner. Astrid Kellner.«
    Passt ja, dachte Lenz, bedankte sich bei der Frau und verließ mit seinem Kollegen im Schlepptau das Lokal.

     
    Sie hörten die gellenden Schreie der Frau, noch bevor sie die Flussbiegung erreicht hatten.
    »Gleich wissen wir, wer der Tote ist«, orakelte Hain düster und beschleunigte seine Schritte. Lenz hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Die Szene, die sich ihnen eine Minute später bot, war gruselig. Eine Frau von etwa 35 Jahren wurde von zwei Uniformierten gewaltsam daran gehindert, den Tatort zu betreten. Schreiend und mit stierem Blick versuchte sie, die beiden Beamten abzuschütteln.
    »Nein!«, brüllte sie immer wieder völlig aufgelöst und mit sich überschlagender Stimme. » Neiiiiin , das halte ich nicht aus!«
    Kurz bevor Lenz und Hain sie erreicht hatten, gelang es ihr, sich von den Uniformierten loszureißen. Damit landete sie direkt in den Armen des Hauptkommissars.
    »Ruhig! Bitte beruhigen Sie sich!«
    Die Frau hörte kurz auf zu schreien und sah Lenz irritiert ins Gesicht. Dann setzte sie erneut an.
    »Er ist mein Mann! Mein Mann!«
    Lenz hielt ihren Brustkorb wie einen Schraubstock umklammert, doch die Kräfte der Frau ließen ohnehin nach.
    »Mein Mann«, schluchzte sie und trampelte hilflos mit den Füßen auf den Boden.
    »Kommen Sie, wir müssen ein paar Schritte zur Seite gehen«, forderte Lenz sie auf und bewegte sich trippelnd vorwärts. Ihr Widerstand erlahmte nun völlig. Meter um Meter schob er sie vor sich her, bis neben ihnen eine Parkbank auftauchte. Ihre Augen fixierten ohne Unterbrechung die Leiche auf dem Radweg.
    »Sehen Sie mich an!«
    »Warum…?«, begann sie erneut zu schluchzen, hob jedoch den Kopf und sah dem Kommissar ins Gesicht, der sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er ebenso sanft wie hilflos.
    »Aber um es herauszufinden, brauchen wir Ihre Hilfe.«
    Wieder wurde ihr Körper von einem Weinkrampf geschüttelt.
    »Ich kann…Ich weiß doch nicht…«, stammelte sie.
    »Vor zwei Stunden…hat er mir…Kaffee ans Bett gebracht…und sich dann von mir verabschiedet.«
    Tränenbäche schossen aus ihren Augen.
    »So wie immer, wenn er…morgens…laufen gegangen ist.«
    Lenz betrachtete das völlig durchgeweichte Papiertaschentuch in ihrer Hand und fing an, seine Taschen nach einem Ersatz abzusuchen, allerdings ohne Erfolg.
    »Können Sie mir Ihren Namen sagen?«, fragte er vorsichtig.
    »Fehling. Britta Fehling.«
    »Ich bin mir sicher, Frau Fehling, dass dies hier die größte Tragödie ist, die einem Menschen zustoßen kann, und es ist für mich schwer, überhaupt irgendwelche Worte zu finden.«
    Wieder wurde er von ihrem Schluchzen unterbrochen.
    »Warum? Reinhold hat doch keinem Menschen etwas getan.«
    »Frau Fehling, es tut mir leid, aber ich kann Ihnen ein paar Fragen nicht ersparen. Und es wäre wichtig, dass ich möglichst schnell die Antworten von Ihnen bekomme.«
    Britta Fehling blickte wieder in Richtung des Toten, drehte dann den Kopf und ließ ihn kraftlos auf die Schulter des Polizisten sinken. Lenz deutete diese Geste als Zustimmung.
    »Ihr Mann hat also vor etwa zwei Stunden das Haus verlassen?«
    Sie nickte stumm.
    »Wo genau wohnen Sie?«
    »In der Gottschalkstraße 28, bei der Universität.«
    »Und Ihr Mann ist öfter zum Joggen hier gewesen, auf dem Radweg?«
    Wieder ein Nicken.
    »Er hat es geliebt, den Fluss und die grünen Wiesen.«
    Während sie sprach, hoben zwei Bestatter die Leiche ihres Mannes auf das Untergestell eines Kunststoffsarges und fixierten im Anschluss das kuppelartige Oberteil. Irgendwo klingelte ein Mobiltelefon.
    »Als er nicht nach Hause kam, fingen Sie an, sich zu sorgen, und sind ihm nachgefahren?«
    »Ja. Ich dachte, vielleicht ist er umgeknickt oder hat sich

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