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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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Müssen ja furchtbare Flecken sein.“
    „Furchtbar? Schon möglich, daß dies die richtige Bezeichnung dafür ist, ich weiß es nicht. Man schaut auf all die Wracks, auf all die Knochen … und man denkt: Lieber Gott, was ist denn hier passiert? Wer mag eine solche Macht besessen haben?“
    Stoor schüttelte den Kopf. „Gedanken drängen sich einem auf … Was auch immer das für Leute gewesen sein mögen, diese Menschen der Ersten Zeit, sie hatten weit mehr auf dem Kasten als wir, als wir je haben werden. Ha, ich habe nie die Eisenfelder betreten, ohne daß die Angst in mir aufstieg …“
    Der Sucher auf dem Kontrollpanel erwachte piepsend zum Leben. Der Bildschirm wies eine größere Masse südlich von ihrer jetzigen Position aus.
    „Das ist das Kloster. Verstehst du jetzt, was ich sagen wollte? Wenn du ohne mich losgezogen wärst, hättest du dich wahrscheinlich dort erst einmal umgesehen und eine Menge Zeit und Verpflegung verschwendet.“ Wieder lachte der Alte.
    Varian sah ihm direkt ins Gesicht und versuchte, aus diesem Mann schlau zu werden. Vielleicht würde es sich noch als schwierig erweisen, mit Stoor auf unbegrenzte Zeit zusammenzuleben. Er hatte eine abrupte Art an sich. Und obwohl er immer geradeaus dachte, war es nicht einfach, Stoor in größeren Dosen vorgesetzt zu bekommen. Er agierte autoritär und war es offensichtlich gewohnt, Befehle zu geben. Varian hatte in der Regel Schwierigkeiten, mit solchen Menschen zurechtzukommen, aber Stoors Alter und seine unbestreitbare Erfahrung schienen die persönlichen Konflikte in Grenzen zu halten.
    Varian fragte sich, welche Motive hinter seinem Tun steckten. Irgendwie schien ihn die Suche nach Wahrheit gepackt zu haben: ständig auf Achse sein und immer wieder etwas Neues entdecken. Stoor hätte sicher genausoviel Spaß daran, in der Manteg Sphindern und Rieseneidechsen zu jagen. Aber jetzt wollte er die Zitadelle finden, und er zeigte nichts von der Erregung oder Aufregung, die solch ein Unternehmen normalerweise in einem auslösen mußte.
    Schweigend saßen sie eine Weile da, und Varian dachte weiter über die Gruppe nach, mit der er sich zusammengetan hatte. Stoor war von einem Geheimnis umgeben, und das würde so bleiben, bis die Zeit sich entschloß, seine wahre Natur preiszugeben. Raim, sein unzertrennlicher Gefährte, war schon etwas leichter zu verstehen. Das, was Varian an Informationen aus vereinzelten Bemerkungen über den kleinen, muskulösen Mann hatte aufschnappen können, besagte, daß Raim aus Maaradin und ein Kurier für eine Firma in Borat gewesen war. Seine Zuverlässigkeit und sein Mut standen damals in gutem Ruf, und er erhielt die schwierigsten Aufträge, wie etwa diplomatische Noten durch die ganze Welt zu befördern. Bis zu dem Zeitpunkt, da ein Piratenschiff aus Behistar seine kleine Fregatte überfiel und eroberte. Raim wurde gefangengenommen und nicht sofort ermordet, denn ein Bandenführer erkannte ihn als Spitzenkurier. Da Raim seine Botschaft beim ersten Anzeichen der Banditen über Bord hatte verschwinden lassen, konnte er den Piraten keine Informationen von größerer Bedeutung mitteilen. Aber sie nahmen Raim mit in ihre Räuberhöhle und folterten ihn.
    Obwohl Raim bis zum Ende standhaft geblieben wäre und keine Informationen preisgegeben hätte, wußte er nichts von Bedeutung, was den Verbrechern nicht ohnehin schon bekannt war. Weil er sich zu weigern schien, mit ihnen zusammenzuarbeiten, schnitten die Banditen Raim zur Strafe die Zunge ab und verschleppten ihn zu einem grausamen Tod in den Samarkesh Burn. Dort fand ihn der alte Stoor. Der alte Mann befand sich gerade selbst auf der Flucht vor den barbarischen Verbrechern. Stoor pflegte Raim gesund und brachte ihn aus dem Burn heraus. Unterwegs trafen sie auf einen Zug Heimwehrsoldaten aus der Maaradin-Festung. Raim gab sein Leben in Stoors Hand und war ihm seitdem nie von der Seite gewichen. Das war vor zwanzig Jahren gewesen und hatte sich als dauerhafte Verbindung erwiesen. Dieser letzte Gedanke ließ Varian an die möglichen sexuellen Vorlieben der beiden Männer denken. Er ließ diese Idee noch etwas in seinem Kopf herumspuken, ohne sich jedoch allzu ernsthaft mit dieser Vorstellung abzugeben.
    Auch Tessa nahm einen großen Teil seiner Gedanken ein. Beide steckten jetzt in einem Abenteuer, das sie vierundzwanzig Stunden am Tag Zusammensein ließ. Ein Test würde es für sie beide, für jeden, werden. Rauhes, unbekanntes Land stand ihnen bevor, und für lange Zeit

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