Zitadelle des Wächters
abgetrennt wurde, und diesem folgte rasch der Kopf. Raims Schwert war so scharf wie die Schwerter der vaisyanischen Palastwache.
Varian brauchte etwas länger, die ersten Angriffe seines Gegners zu parieren und nachzustoßen. Dann erledigte er ihn mit einem einzigen Streich, der den Unterleib des Banditen aufschlitzte. Eine blutige Angelegenheit, aber sehr effektiv. Der Bandit fiel hinunter.
Die verbliebenen vier Banditen wollten es für heute gut sein lassen und fielen hinter dem MTW zurück. Doch Raim schoß sie alle mit seinem Zielfernrohrgewehr nieder. Varian hätte sie eigentlich laufenlassen wollen, aber Stoor befürchtete, sie würden mit einer stärkeren Streitmacht zurückkehren und schließlich die drei Männer überwältigen.
Wie die meisten Abenteuer war auch dieses nicht weltbewegend, aber es erwies sich dennoch als außerordentlich lehrreich. Damit war bewiesen, daß die drei sich aufeinander verlassen und einiges Vertrauen in ihre Fähigkeiten setzen konnten, einander den Rücken freizuhalten. Und es hatte sich erwiesen, daß die drei trotz ihrer Unterschiede in Kultur, Charakter und Alter sehr gut als Team zusammenarbeiten konnten.
Varian begann langsam zu glauben, daß ihre Expedition trotz allem ein Erfolg werden könnte.
Dieser Glaube hielt an und wurde noch verstärkt, als sie ohne weitere Zwischenfälle den Rand der Behistar-Republik durchfuhren. Möglicherweise hatte das Ausbleiben der zwanzigköpfigen Bande genügend Respekt vor dem MTW und seiner Besatzung erzeugt, so daß die anderen Banditen lieber Abstand hielten, oder sie hatten einfach genügend Glück, um auf keine weiteren Gefahren zu treffen.
Sie waren bereits länger als einen vollen Mondumlauf unterwegs, als Varian die ersten Spuren der Eisenfelder auf dem Bildschirm des Suchers ausmachte.
„Der Sucher spielt verrückt“, sagte er laut, damit jeder es hören könnte.
Stoor stürzte nach vorn in die Kabine. „Die Eisenfelder, der Tod liegt vor uns. Schon mal dort gewesen?“
Varian schüttelte den Kopf. „Nein, ich hab’ aber eine Menge Geschichten darüber gehört.“
„Das ist nicht dasselbe. Ich weiß noch, wie ich dort das erste Mal herumgelaufen bin … Hast du je von Julius Cäsar oder … äh … General Patton gehört?“
„Nein, wer ist das?“
„Ein paar Militärs, mit denen ich oft herumzog, als ich noch viel jünger war. Die beiden zusammen, die wußten wirklich alles, was man vom Kämpfen verstehen muß …“
Varian beobachtete weiter das vor ihnen liegende Terrain, was ihn aber nicht am Reden hinderte. „Nun, was ist also mit den beiden?“
„Also gut, ich war mit ihnen zusammen, als es in die Eisenfelder ging. Die Sonne ging gerade unter, und wir waren aus G’rdellia losgezogen. Das kannst du einfach nicht mit Worten ausdrücken, wie weit sich das Gebiet ausdehnt. Es läuft einfach immer weiter und weiter.“
„Ich habe lange darüber nachgedacht“, sagte Varian. „Glaubst du, daß dort wirklich einmal eine große Schlacht geschlagen wurde … daß es vielleicht sogar die Riken waren?“
„Und die Genonesen?“ sagte Stoor. „Sicher, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Meiner Meinung nach ist da ’ne Menge dran. Es gibt so viele Geschichten über die ‚Felder’, daß keiner wirklich weiß, was sich dort tatsächlich abgespielt hat. Manche sagen, dort seien Hunderte, vielleicht sogar Tausende Schlachten geschlagen worden … wie ein magnetischer Ort, der Menschen anzieht, wenn sie wieder einmal glauben, die Zeit zur endgültigen Abrechnung’ sei gekommen …“
„Wie bei den Zugvögeln …“ sagte Varian.
„Oder den Lemmingen, die zu den Klippen ziehen, um sich dort in den Tod zu stürzen“, sagte Stoor. „Man hört solche Geschichten immer wieder. Verrückt. Einfach verrückt, so was!“
Varian war sich nicht sicher, ob er überhaupt verstand, wovon der alte Mann sprach. Und von „Lemmingen“ hatte er noch nie etwas gehört, obwohl er dazu genickt hatte. Varian war im Moment ohnehin nicht in der Laune, eine weitere Geschichte zu hören – und erst recht keine über irgendwelche verrückt gewordenen Kleintiere.
Stoor beobachtete den Bildschirm, wo die Anzeiger die ersten Anzeichen der Eisenfelder vermerkten. Dann blickte er nach oben, um den Stand der Sonne zu ermitteln.
„Wenn wir auf dieser Route bleiben, werden wir wahrscheinlich bei Sonnenuntergang die ‚Felder’ erreichen. Hört sich irgendwie passend an, was? Irgendwie poetisch, würde ich
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