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Zitronen im Mondschein

Zitronen im Mondschein

Titel: Zitronen im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mayer Gina
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seinem Kopf hing ein ausgestopfter Kakadu, der auf einer Art Triangel saß und aus glasigen Augen auf Mira hinunterstarrte. »Zwei Manhattan«, bestellte Gudrun, obwohl Mira noch nichts geantwortet hatte. Der Kellner kippte schwungvoll verschiedene Flüssigkeiten in einen Mischbecher, schüttelte und rüttelte und füllte das Ganze schließlich in zwei zierliche Kelchgläser.
    »Sehr zum Wohl, die Damen«, sagte er und zwinkerte Gudrun dabei wieder zu. Er war blond und blass und sah kein bisschen aus wie ein Südseeinsulaner.
    »Na, dann Prost.« Gudrun hob ihr Glas.
    »Wohl bekomm’s«, antwortete eine Männerstimme hinter ihnen. Es war der junge Mann mit dem dünnen Schnurrbart, den sie vorhin an der Berg- und Talbahn gesehen hatten.
    »Sie schon wieder«, sagte Gudrun, während der Kerl sich neben ihr über die Theke lehnte. »Sind Sie uns nachgegangen?«
    »Wo denken Sie hin!« Der Mann signalisierte dem Kellner etwas, zwei Finger bildeten zuerst ein V, dann wiesen die Fingerspitzen nach unten. Der Barmann nickte und machte sich an die Arbeit, offensichtlich war es ein Zeichen für einen Cocktail.
    »Aber vielleicht sind
Sie
ja mir gefolgt«, meinte der Mann dann zu Gudrun, wobei er sich zu ihr drehte und seinen Ellenbogen auf die Theke stützte.
    »Das hätten Sie wohl gerne«, gab Gudrun zurück.
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Ich muss nun leider …«, meinte er, er deutete vage nach hinten in den Raum und zog die Augenbrauen hoch. »Meine Begleitung wartet.«
    »Jammerschade«, meinte Gudrun, als er mit seinen Cocktails zurück zu seinem Tisch ging.
    »Wie meinst du das?« Mira nahm jetzt erst den ersten Schluck von ihrem Getränk. Es schmeckte süß, aber auch ein bisschen herb, sie hatte noch nie etwas Ähnliches getrunken.
    »Dass er in Begleitung hier ist«, sagte Gudrun. »Vorhin war er doch noch alleine.« Sie verdrehte ihren langen Hals, dehnte die Arme, als wollte sie sich strecken, gähnte und blinzelte gleichzeitig verstohlen in die Richtung, in die er verschwunden war. »Obwohl … es ist ein Mann.«
    »Ein Mann? Natürlich ist er ein Mann.«
    »Seine Begleitung. Er ist mit einem Mann hier.«
    »Ach so. Was interessiert dich das? Der Kerl ist doch so aufdringlich.« Mira nahm noch einen Schluck. Ihr Glas war schon fast leer.
    »Er ist doch lustig. Und ich glaube, er interessiert sich für dich.«
    »Für mich!« Mira trank den Rest. Gudrun bestellte zwei neue Cocktails, die anders schmeckten als die Manhattans, aber genauso gut.
    Als der Barmann die leeren Gläser wieder mitnahm, spürte Mira sich seltsam schwerelos, ein bisschen wie vorhin auf der Berg- und Talfahrt.
    »Noch einen«, sagte Gudrun. »Aber einen, den ich auch noch nicht kenne.«
    Der dritte Cocktail schmeckte nach Petroleum, fanden sie beide, obwohl keine von ihnen jemals Petroleum getrunken hatte.
    »Jetzt reicht es«, sagte Mira. »Lass uns nach Hause gehen.« Sie blickte nach oben zu dem Kakadu auf seiner Stange. Erschaukelte behutsam hin und her, oder bildete sie sich das nur ein?
    »Einen letzten noch«, sagte Gudrun und winkte gleichzeitig dem Barmann. »Mit diesem Ekel erregenden Geschmack im Mund gehe ich nicht heim.«
    Sie wollten gerade aufstehen, als ihnen der Barmann noch zwei Cocktails servierte. »Von dem Herrn an der Tür«, erklärte er.
    »Nein«, sagte Mira. »Das geht unter keinen Umständen.«
    Sie schob ihr Glas zurück, mit viel mehr Schwung, als sie es beabsichtigt hatte. Die rötliche Flüssigkeit schwappte über den Glasrand auf die Theke.
    »Schade drum«, sagte der Mann mit dem dünnen Schnurrbart, der auf einmal neben ihr stand.
    »Prost«, sagte Gudrun und hob ihr Glas. »Komm Mira, gib dir einen Ruck. Es ist nur Alkohol.«
    Mira schüttelte den Kopf und merkte zu ihrem Entsetzen, dass sich dadurch der ganze runde, schummrige Raum in Bewegung versetzte. Er hörte auch gar nicht mehr auf zu schwanken und zu wanken, obwohl sie jetzt ganz still dasaß, die Hände fest um den Rand der Bar geklammert.
    »Kommen Sie, Mira«, sagte der Mann neben ihr, als ob sie einander schon lange kennen würden.
    Er schob ihr ihren Cocktail wieder hin und hob sein eigenes Glas. Er trank, und Gudrun trank, und Mira seufzte und nahm ebenfalls einen großen Schluck, dann setzte sie das Glas ab und schüttelte den Kopf. Was genug ist, ist genug, wollte sie sagen, aber sie schluckte die Worte lieber hinunter, weil sie sich plötzlich sicher war, dass sie über die Silben stolpern und sich wieder lächerlich machen

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