Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
Blick auf sie herab, der dem
Ice
in ihren Adern eine geradezu arktische Kälte verlieh. Als er sich endlich abwandte, nahm sie nur noch eine verschwommene Bewegung wahr, dann krachten die Stahltüren zu und sperrten sie ein. Auf sie hatte das die gleiche erstickende Wirkung, als sei ihr eigener Sargdeckel über ihr zugeschlagen. Nur ein kleines Licht flackerte oben an der Decke.
Sie grub die Finger in Sterlings Hemd und spürte sein nasses, dickflüssiges Blut auf der Haut. Angst und Wut überschlugen sich in ihr, explodierten in einem wilden Brüllen aus ihr heraus. »Wer seid ihr?«
Die einzige Antwort war das Geräusch ihres schweren Atems. Es füllte den Lastwagenanhänger aus, prallte von den Wänden ab und zu ihr zurück. Ihr Körper kribbelte, ihre Lungen dehnten sich, und sie spürte, wie die Luft sie ohne einen Anflug von Schmerz oder Unbehagen füllte, durch sie hindurchströmte. Aber sie empfand keine Hoffnung, keine Freude. Die Heilung war eine trügerische, von Drogen herbeigeführte Fassade, und sie war von einem Albtraum umgeben.
»Wach auf«, flüsterte sie und presste die Hände auf Sterlings Körper, auf sein Gesicht, und das verfluchte Blut klebte an ihren Händen. »Wach auf! Verdammt, Sterling, wach auf!« Sie brach über ihm zusammen, drückte ihr Ohr an seine Brust und suchte verzweifelt nach einem Herzschlag. Als sie ihn fand, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus. Langsam entspannte sie sich an seiner Seite, und sein leiser, rhythmischer Herzschlag beruhigte sie, selbst als sich der Lastwagen nun in Bewegung setzte. Es war das Letzte, an das sie sich erinnerte, bevor sie das Bewusstsein verlor.
Sterling erwachte abrupt, aber er bewegte sich nicht, atmete nicht einmal. Seine Ausbildung und seine Instinkte sorgten dafür, dass seine Lider sicher geschlossen blieben und er sich zunächst einmal auf die Wahrnehmung des harten, unnachgiebigen Betons unter sich konzentrierte. Verstohlen atmete er ein und fühlte mit seinen verschärften GTECH -Sinnen um sich – um auf einen vertrauten Duft zu stoßen, von dem er gehofft hatte, ihn nie wieder riechen zu müssen: Area 51, jetzt Adams Zodius City.
Sein Hemd war verklebt, aber sein GTECH -Immunsystem hatte funktioniert – bemerkenswert, wenn man bedachte, wie viele Green Hornets in ihn hineingeschossen worden waren. Seine Wunden schienen fast verheilt. Zwei Dinge schloss er daraus: Sein Körper hatte, um zu heilen, mindestens zwölf Stunden Schlaf gebraucht. Vielleicht sogar das Doppelte. Und damit das geschehen konnte, hatte irgendjemand die Green Hornets aus seinen Wunden gepult und ihm eine Injektion Vitamin C verpasst, um den für GTECH s typischen chronischen Mangel auszugleichen, der sich während des Heilungsprozesses noch bedeutend verschlimmerte.
Er atmete tiefer ein, und ein anderer Duft drang in seine Nase, lieblicher, süßer. »Becca.« Ruckartig richtete er sich auf, den Rücken gegen die Betonwand gedrückt, und fand sich allein in einer Art Glaskäfig mit Blick auf ein Labor, in dem mehrere Weißkittel arbeiteten.
Er ließ den Kopf gegen die Wand fallen, presste die Augen fest zusammen und wollte durch bloße Willenskraft erzwingen, dass sie noch lebte – er würde sie finden und schleunigst mit ihr von hier verschwinden.
Ein in der Ecke hängender Bildschirm erwachte flimmernd zum Leben, und Sterling richtete den Blick darauf, nur um beim Anblick von Tad, der über Beccas schlaffem Körper kniete, unwillkürlich aufzuspringen – Tad, der unmissverständlich eine Ampulle
Ice
in der Hand hatte und sie Becca gerade in die Kehle schüttete. Jetzt drehte er sich zum Monitor um und lächelte, während er zugleich Becca durchs Haar strich.
»Du Mistkerl!«, brüllte Sterling. Jeder Nerv in seinem Körper stand in Flammen, aus jeder Pore kochte sein Zorn. »Ich werde dich umbringen. Ich werde dich umbringen und es genießen.«
Tad kam näher an die Kamera heran. »Du kannst dir sicherlich vorstellen, was ich alles so mit ihr vorhabe.« Der Bildschirm wurde schwarz, und die Türen hinter Sterling glitten auf.
Er wirbelte herum, bereit, sich auf den Besucher zu stürzen, und sah sich zwei Wölfen gegenüber, die ihn angriffslustig anknurrten.
Adams Wölfe.
Seine Macht über diese Raubtiere war bekannt, und genauso bekannt war, dass er sie zu Bestrafungs- und Unterhaltungszwecken einsetzte.
Stell dich Adam entgegen, schau ihn auch nur falsch an, und du endest in einem Kolosseum im Stil des Alten Rom unter Area 51.
Dort
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