Zodius: Gegen den Sturm (German Edition)
damit zugebracht, auf und ab zu gehen – immer mit dem peinigenden Gefühl im Leib, es in seiner eigenen Haut nicht mehr aushalten zu können. Wieder und wieder drängten sich ihm quälende Bilder auf: Bilder von Tad, der Becca berührte, Bilder von ihr, wie sie um
Ice
bettelte, willig, alles zu tun, um es zu bekommen.
Aber ich bin der Bastard, der sich als ihr Held entpuppt,
hatte Adam gesagt. Beccas Held. Adam hatte Becca vor ihrem Krebs gerettet und ihr zugleich einen Grund geliefert, ihm treu zur Seite zu stehen. Sterling hatte bisher nichts anderes getan, als sie bei ihrem ersten Date zu versetzen und dann ihre Entführung zuzulassen. Sie würde ihm ebenso wenig vertrauen, wie er ihr vertrauen konnte. Er fuhr sich mit der Hand über seine fast zwei Tage alten Bartstoppeln und schaute auf die Uhr der elektronischen Anzeigetafel, um zu erfahren, dass es jetzt genau Mittag war und nur fünf Minuten verstrichen waren, seit er das letzte Mal auf die Uhr gesehen hatte.
»Verfluchte Scheiße«, murmelte er und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ein Ledersofa, eine komplett eingerichtete Küche und der Eingang zu einem Schlafzimmer mit breitem Doppelbett: Das war seine neue Gefängniszelle. Man könnte meinen, er sei hier einfach ein gern gesehener Gast, wären da nicht die Schlösser an den Türen. Eigentlich sollte er Wolfsfraß im Kolosseum sein und dort zerfleischt werden, um dann wieder zu heilen und von Neuem zerfleischt zu werden, so lange, bis er die Geheimnisse der Renegades preisgab. Also, warum war er dann nicht dort? Wofür glaubte Adam, Beccas Hilfe zu brauchen, wo er doch schon ihre
Ice
-Sucht hatte? Es sei denn … Adam benutzte Becca, um an
ihn
heranzukommen. Er hatte nicht die Zeit, über die vielen Möglichkeiten nachzugrübeln, wie man Becca gegen ihn einsetzen könnte, da wurde auch schon die Tür aufgerissen und Becca hereingestoßen.
Tad füllte den gesamten Türrahmen hinter ihr aus. »Kümmere dich gut um sie«, sagte er. »Oder ich werde es mit Freuden für dich tun.« Er stieß ein bellendes Lachen aus und zog die Tür zu. Ein rotes Licht leuchtete am Türgriff auf, als er den elektronischen Schließmechanismus aktivierte.
Wenn er gedacht hatte, sie würde sofort auf ihn zukommen, froh, ihn zu sehen, so wurde er eines Besseren belehrt. Sie lehnte sich gegen die Tür, ließ mehrere Meter Platz zwischen ihnen und sagte anklagend: »Du bist auch einer von ihnen.«
Sie trug noch immer dasselbe schwarze Kleid; auf der einen Seite war es zerrissen, auf der anderen prangte ein klebriger Blutfleck –
sein Blut.
Das dunkle, seidige Haar hing ihr unordentlich und zerzaust in das bleiche Gesicht, auf dem keine Spur von Make-up mehr zu sehen war. Und sie war schön, absolut umwerfend schön. Becca hatte etwas an sich, das den Mann in ihm schon damals angesprochen hatte, als er noch gar nicht ganz zum Mann herangereift war.
»Nein, ich bin keiner von ihnen, Becca«, versprach er.
Mit einem Kopfschütteln bekundete sie, dass sie seiner Antwort keinen Glauben schenkte. »Du warst dabei zu verbluten. Sie haben mindestens ein halbes Dutzend Mal auf dich geschossen.« Ihr Stimme überschlug sich vor Zorn und wurde zu einem Schrei: »Du solltest jetzt tot sein!«
Okay,
das
hatte er nicht kommen sehen. Sie war sauer, dass er noch lebte? »Tut mir leid, dich zu enttäuschen, Süße, aber ich bin nicht tot, und ich beabsichtige auch nicht, in absehbarer Zeit zu sterben.«
»So darfst du das nicht sagen«, wehrte sie ab. »Nicht so, als hätte ich etwas falsch gemacht. Ich habe um dich geweint. Ich … habe diese verdammte Droge für dich genommen.«
Schlagartig begriff er, verstand den Grund, warum Adam seine Hilfe brauchte. Entweder war Becca eine verdammt gute Schauspielerin, oder sie war nicht nur unglücklich, jetzt
Ice
-abhängig zu sein, sondern glaubte sogar, dass er Teil eines raffinierten Plans gewesen sei, sie zur Einnahme der Droge zu bewegen.
»Ich bin einer der zweihundert Männer, die Powell in Area 51 injizieren ließ, bevor Adam Rain sein Machthunger zu Kopf gestiegen ist und er die Area übernommen hat. Das macht mich zu einem GTECH , und, ja, meine Wunden heilen schnell, das ist eine meiner Fähigkeiten. Aber ich bin keiner von Adams Männern, und ich werde auch nie einer sein.«
Sie musterte ihn einen Moment lang eindringlich, aber ihr Körper entspannte sich etwas und löste sich ein wenig von der Tür. »Also arbeitest du für die Army?«
»Für die Renegades«, korrigierte
Weitere Kostenlose Bücher